Ägypten (Kunst)

    Aus WISSEN-digital.de

    Einleitung

    Die Kunst Ägyptens beginnt mit einer vorgeschichtlichen Phase (ca. 5000 bis 3000 v.Chr.); aus dieser Zeit stammen Felszeichnungen aus dem Jägerleben und keramische Kleinkunstwerke (unter anderem großes Gemälde in Hierakonpolis). Die folgenden Jahrtausende bis zur Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen 332 v.Chr. unterteilt man in das Alte, Mittlere und Neue Reich, von Zwischenzeiten unterbrochen. In dieser Zeit zählt man insgesamt 31 Herrscherdynastien, die die ägyptische Kunst entscheidend prägen. Das trockene und warme Klima Ägyptens sorgte für den Erhalt vieler, auch monumentaler, Kunst- und Bauwerke, selbst aus frühesten Zeiten. Die ägyptische Kunst wird außerdem durch eine reiche schriftliche Überlieferung in Form von Hieroglyphen dokumentiert.


    Altes Reich

    An Bauten des Alten Reichs (3. Jahrtausend v.Chr.) sind v.a. noch Götter- und Totentempel oder Grabanlagen erhalten, als älteste die Pyramide des Djoser (in Sakkara), zunächst stufenförmig, später dann mit Steinen zur klaren Pyramidenform ummantelt. Mit den Pyramiden von Giseh wurde der Pyramidenbau von Sakkara und Dahschur fortentwickelt. Der verstorbene König wurde als Plastik, häufig in Lebensgröße aufgestellt. Plastiken waren hauptsächlich in Frontaldarstellung gestaltet, mit bestimmten Gebärden, nicht im Bewegungsablauf. Die Flachkunst komponierte die Figur aus Kopf und Gliedmaßen im Profil, Auge und Oberkörper in Frontalansicht. Die Wände der Sargkammern, die Särge selbst oder Papyrusrollen zieren Texte in Hieroglyphenschrift. Sie erzählen das Leben im Jenseits und sollen den Verstorbenen helfen, den Weg dorthin zu finden.


    Mittleres Reich

    Das Mittlere Reich bestand nur kurze Zeit, ab 2040 v.Chr., mit Theben (heute Luxor und Karnak) als Hauptstadt. Theben ist berühmt durch den Tempel des Hauptgottes Amun, der zur Krönung der Könige diente, und weitere Tempel für die Götter und den Totenkult der Könige. Der Tempel wurde als Abbild des Universums begriffen. Die Reliefs an den Wänden beschreiben kultische Szenen, seit der 19. Dynastie auch historische Schilderungen.

    Neues Reich

    Die Angst vor Grabplünderungen führte im Neuen Reich zum unterirdischen Bau der Grabanlagen im Tal der Könige. Das Grab des Tutanchamun mit seinen reichen Schätzen an Schmuck, Gerätschaften, Waffen, Möbeln, Gefäßen vermittelt einen Eindruck vom verfeinerten Lebensstil am Königshof und von der Höhe des ägyptischen Kunsthandwerks. Die Kunst der 18. Dynastie, v.a. unter Echnaton, mit der Konzentration auf Aton als alleinigem Gott, war durch Vermenschlichung und Naturnähe gekennzeichnet. Die 19. Dynastie brach mit dieser Lebens- und Kunstauffassung und ließ wieder für die alten Götter Großbauten errichten. Ramses II. war der bedeutendste Pharao dieser Dynastie. Er hinterließ der Nachwelt den großen Säulensaal von Karnak, das Ramesseum und auch die Felsentempel von Abu Simbel.

    Die griechischen Ptolemäer (nach 332 v.Chr.) dokumentieren eine letzte große Leistung der antiken ägyptischen Kunst. Alexander der Große gründete mit Alexandria eine neue und griechische Stadt, die durch ihre Bibliotheken und Philosophenschulen in der Alten Welt berühmt wurde. Der Hathortempel von Dendara, der Horustempel von Idfu, die oberägyptische Tempelgruppe auf der Insel Philae sind die am umfassendsten erhalten gebliebenen Tempelanlagen von Ägypten, mit Tempelschulen, Magazinen, Krankenhäusern, Priesterwohnungen. Sehr vielfältig im Ausdruck sind die Hieroglyphentexte, die Verordnungen, Gebete, Hymnen, Opferrituale erzählen. Die um ca. 250 n.Chr. gemeißelten Hieroglyphen von Isna beenden nach kunstwissenschaftlicher Ansicht die antike ägyptische Kunst. Ägypten wurde eine der vielen römischen Provinzen. Es folgt die bedeutende Zeit christlicher Kunst Ägyptens, die koptische Epoche (Faijum, Bawit). Der sich später durchsetzende Islam führte zu einer neuen, arabisch-islamisch geprägten Kultur (islamische Kunst).

    Audio-Material
    Traditionelle Musik Ägyptens