Wölfe in Deutschland

    Aus WISSEN-digital.de

    Einst waren Wölfe in Deutschland keine Seltenheit, sondern besiedelten sie die gesamte nördliche Hemisphäre. Sie gehörten zum Alltag und man lebte mit und neben ihnen. Das bestätigt auch ein Blick auf viele Ortsnamen, wie Wolfenbüttel, Wolfsbruch, Wolfsdorf und auch Wolfsburg. Noch heute ziert ein Wolf, der auf den Zinnen der Burg steht, das Stadtwappen von Wolfsburg.


    Wölfe werden gejagt

    Doch der Wolf, um den sich unzählige Mythen und Legenden ranken, war und ist auch gefürchtet und seit der Zeit Karl des Großen wird er gejagt. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts begann man sogar einen richtiggehenden Feldzug gegen den Wolf, er wurde in Deutschland fast vollständig ausgerottet.

    In Brandenburg beispielsweise wurden riesige Treibjagden organisiert. Der Adel verpflichtete Bauern und kleine Bürger zur Teilnahme an diesen Jagden. Wer sich weigerte, musste mit empfindlichen Strafen rechnen.

    Immer wieder versuchten Wölfe, erneut nach Deutschland einzuwandern. 1904 schließlich wurde in Sachsen der letzte Wolf geschossen. Seither gab es keine frei lebenden Wölfe mehr in Deutschland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versuchten die Wölfe erneut, nach Deutschland zu gelangen. Insgesamt waren es über 20 Wölfe, die zwischen 1945 und 1990 einwandern wollten. Doch fast alle wurden geschossen oder fielen dem Straßenverkehr zum Opfer.

    Die ersten Wölfe siedeln sich an

    Ab den 1990er Jahren jedoch kam es wieder zu Beobachtungen von Wölfen in Deutschland. Vorwiegend in Brandenburg und Sachsen wurden die Tiere, die noch immer Angst und Schrecken verbreiten, gesehen. Im Jahr 2000 war es schließlich soweit: Die erste frei lebende Wölfin konnte Nachwuchs gebären.

    Heute sind die Wölfe vor allem in der Lausitz anzutreffen. Aktuell geht man von etwa 40 bis 45 Tieren auf. Sie bilden fünf Rudel und ein Wolfspaar ohne Nachwuchs. Einzelwölfe sind aber auch in

    • Schleswig-Holstein,
    • Hamburg,
    • Bremen und
    • Mecklenburg-Vorpommern

    gesichtet worden. Die Rudel leben vorwiegend in Brandburg und ziehen langsam nach Sachsen-Anhalt und Sachsen weiter. Im Jahr 2008 besiedelten die Tiere in der Lausitz ein Gebiet von etwa 2.000 Quadratkilometern Fläche. Damit gilt das Gebiet als vollständig besiedelt, die Jungtiere entfernen sich von ihrem Ursprungsgebiet und erschließen neue Gebiete, wie aus aktuellen Wolfsmeldungen hervorgeht. Das Video berichtet über den erneuten Einmarsch der Wölfe nach Deutschland, aber auch Probleme, die damit einhergehen.

    Vorurteile und Ängste sind an der Tagesordnung

    Wenn es um den Wolf geht, dann sind Vorurteile und Ängste in den Köpfen der Menschen weit verbreitet. Die jahrhundertelange Wolfslosigkeit in Deutschland hat dazu geführt, dass man verlernt hat, mit dem Wolf als natürlichem Nachbar zusammen zu leben. Ein vernünftiger Umgang mit den neu angesiedelten Wölfen ist daher kaum denkbar.

    Deshalb ist es umso wichtiger, dass große Organisationen sich für die Aufklärung der Bevölkerung über den Wolf einsetzen. So hat der NABU einen Wolfsaktionsplan aufgestellt. Aber auch der „Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.“ oder die „Gesellschaft zum Schutz der Wölfe“, ja sogar der WWF betreiben derzeit massive Aufklärungsarbeit rund um den Wolf.

    Ziel ist es, ein konfliktfreies Zusammenleben von Mensch und Wolf zu ermöglichen. Dafür ist es nötig, dass den Wölfen geeignete Lebensräume zur Verfügung gestellt werden. Naturschutzgebiete, ehemalige Truppenübungsplätze und andere, weite Flächen sind hierfür bestens geeignet. Die Tiere können sich zurückziehen und werden vom Menschen nicht gestört. Aufklärungsarbeit ist aber auch bei den Schafzüchtern und Besitzern von Schafherden gefragt, damit hier ein Zusammenleben der natürlichen Feinde Wolf und Schaf realisiert werden kann.

    Wölfe sind nicht die einzigen gefährlichen Tiere

    Die Wölfe sind aber nicht die einzigen gefährlichen Tiere in Deutschland. Zahlreiche andere Tiere sind hierzulande durch Vorurteile bedroht, seien es Spinnen, die giftig sind, Salamander, Nesseltiere oder genauso Luchse, um nur einige Beispiele zu nennen. Die meisten dieser Tiere sind zwar theoretisch gefährlich, scheuen jedoch den Kontakt zum Menschen, ebenso wie der Wolf. Sie stellen dementsprechend auch keine realistische Gefahr dar.