Thomas Hobbes

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    englischer Philosoph und Staatstheoretiker; * 5. April 1588 in Westport, † 4. Dezember 1679 in Hardwick Hall bei Chesterfield

    Thomas Hobbes wurde als Sohn eines Landpfarrers in Westport geboren. Seine Erziehung überwachte und bezahlte ein wohlhabender Verwandter. Im Alter von 14 Jahren begann Hobbes sein Studium in Oxford und erwarb dort 1607 den Grad eines Baccalaureus Artium. Er wurde dann der Hauslehrer des Sohnes von William Cavendish, dem späteren Herzog von Devonshire, und machte mit ihm 1610 eine ausgedehnte Reise auf den Kontinent. 1621 wurde Hobbes für kurze Zeit der Privatsekretär des Gelehrten und Staatsmanns Francis Bacon.

    1629 veröffentlichte er eine Übersetzung der "Geschichte des Peloponnesischen Krieges" des griechischen Geschichtsschreibers Thukydides. Nach einer weiteren Reise auf den europäischen Kontinent lernte er die großen Denker seiner Zeit kennen: Galilei, Descartes, Mersenne und Gassendi. Aus diesen Begegnungen reifte Hobbes' Plan, in einem dreibändigen Werk das naturwissenschaftliche und philosophische Wissen seiner Zeit systematisch zusammenzufassen.

    Die Zuspitzung der politischen Lage in England verzögerte aber diese Absichten. Bereits 1640 hatte Hobbes in seiner Schrift "Elements of Law, Natural and Politic" die Souveränität des Königs verteidigt und sich das Missfallen des Parlaments zugezogen. König Karl I. hatte nach Auffassung der Presbyterianer gegen den Willen des Parlaments eine Diktatur, ein Gewaltregime begründet. Während die Königstreuen gegen die Miliztruppen der Aufständischen auf den Schlachtfeldern kämpften, flohen viele Anhänger der Krone, die den "heißen Krieg" ablehnten, aus England.

    Unter ihnen war auch Hobbes, der nach Paris flüchtete. Hier lebte er seit 1641, und hier veröffentlichte er 1642 als erstes Buch seiner Triologie den als letzten geplanten Teil "De Cive" ("Vom Bürger"). In Paris erfuhr er auch von der Hinrichtung König Karls I. am 30. Januar 1649. Er wurde zum Lehrer des jungen Stuart, in dem die englischen Konservativen den legitimen Nachfolger für den hingerichteten König sahen.

    Als in England unter dem harten Regime Cromwells wieder äußere Ruhe eingekehrt war, kam Hobbes 1655 in seine Heimat zurück. Er konnte zwar frei wirken, wurde aber von seinen royalistischen Gegnern und dem Klerus als Verräter bezeichnet. Nur König Karl II., sein früherer Schüler, und einflussreiche Freunde am Hof hielten zu ihm und konnten verhindern, dass ihm Übles geschah. 1668 beendete Hobbes sein Buch "Behemoth", eine Geschichte der englischen Bürgerkriege, aber der König verweigerte ihm die Druckerlaubnis. Zwischen 1652 und 1658 hatte er, unbehelligt und zurückgezogen lebend, intensiv an der Fertigstellung seiner Trilogie arbeiten können, von der die beiden restlichen Teile De Corpore (1655) und De Homine (1658) erschienen.

    Hobbes lebte dann bis zu seinem Tode auf dem Landsitz des Herzogs von Devonshire, seinem ehemaligen Schüler, der ihm ein jährliches "Ehrengehalt" von 100 Pfund Sterling aussetzte, was Hobbes finanziell unabhängig machte. So konnte er in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten ungestört arbeiten und seine Philosophie weiterentwickeln. Im Alter von 84 Jahren schrieb er seine in lateinischen Versen verfasste Autobiografie, und es folgten noch Übersetzungen der Odyssee (1675) und der Ilias (1676). Hochbetagt, im 92. Lebensjahr, starb Thomas Hobbes am 4. Dezember 1679 in Hardwick.

    Kern der Philosophie von Hobbes ist die Übertragung der naturwissenschaftlichen Methode auf die Wissenschaft vom Staat. Er sieht das Wesen der Menschen nicht von der Vernunft her bestimmt und glaubt auch nicht, dass der Mensch von sich aus zur Gemeinschaft, zur Gesellschaft strebt. Er geht von den Theorien des "Naturzustandes" und des "Staatsvertrags" aus. Im Naturzustand würden die Menschen nur durch den Trieb zur Selbsterhaltung und durch Machtgier gelenkt. Daraus entstünde zwangsläufig der Kampf aller gegen alle, wenn sich die Menschen nicht einen "Souverän" suchen würden, dem sie alle Macht übertragen. So wird der Staat begründet (Staatsvertrag der Menschen), und nur so wird das Chaos überwunden, der Friede gesichert.

    Der Souverän (Person oder Versammlung) ist allmächtig und bestimmt alles, was Recht und Moral ist. Nur so entsteht eine Gesellschaft, die gleich Staat ist, in der es weder Glaubens- noch Gewissensfreiheit gibt, die nach Hobbes Ausgangspunkt allen Streits sind. Als Bürgertugenden bleiben nur Gehorsam, Untertänigkeit, Sparsamkeit und Fleiß. Wenn der Souverän die Macht verliert, endet die Pflicht zum Gehorsam. Auch im Verhältnis der Staaten untereinander gilt laut Hobbes der gleiche Naturzustand: Es herrscht der ewige Krieg aller gegen alle.

    Zunächst hatten diese radikalen Theorien wenig direkten Einfluss. Mit der Aufklärung aber wuchs Hobbes' Einfluss, vor allem durch seine anti-kirchliche Einstellung. Im englischen Radikalismus des 19. Jahrhunderts wurde er besonders verstärkt. Ganz gleich wie man zu den staatspolitischen Theorien des Philosophen Thomas Hobbes steht, sein Verdienst wird es bleiben, aus der Politik eine Wissenschaft gemacht zu haben. Zumindest hat er für sich diesen Anspruch erhoben. Mit Hilfe der Wissenschaft hat er versucht, den Sinn und den Zweck der menschlichen Gesellschaft darzulegen. Seine Lehre, die als "Lehre von Körpern" gilt, veröffentlichte er in den Werken "Leviathan" und "Über den Bürger".

    Bedeutendste Werke

    "Grundsteine der Philosophie" (1642-58), "Leviathan" (1651).

    Kalenderblatt - 19. April

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