Tansania Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühgeschichte

    Archäologischen Funden nach gehört das Gebiet des heutigen Tansania zu den ältesten Siedlungsgebieten der Menschheit. In der Olduvai-Schlucht in der Nähe des Ngorongorokraters wurden z.B. Schädelknochen des so genannten Urmenschen (Australopithecus boisei und Homo habilis) gefunden, die schätzungsweise 1,8 Millionen Jahre alt sind.

    Nach Beginn der christlichen Zeitrechnung wanderten von Süden her bantusprechende Völker, die überwiegend Feldbau betrieben, auf das Gebiet des heutigen Tansania ein. Ungefähr zur gleichen Zeit kamen von Norden her nilotische Stämme in die Region. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gebiet von kleineren Gruppen Pygmäen besiedelt, die als Jäger und Sammler lebten.

    Grenzüberschreitender Handel und Kolonialisierung

    Im ersten Jahrtausend n.Chr. begann eine reger Handel der vor der Küste liegenden Inseln mit arabischen Seefahrern und der Mittelmeerregion. Handelswaren waren überwiegend Elfenbein und Gold. Die Inseln Sansibar, Pemba und Mafia sowie mehrere Niederlassungen an der Küste (etwa Kilwa Kisiwani) kamen durch die Handelsbeziehungen zu großem Wohlstand. Durch die arabischen Seeleute verbreiteten sich der Islam und die islamische Architektur. Durch die Vermischung der Völker entstand im Küstengebiet des Festlands eine eigenständige arabisch-afrikanische Kultur (Suaheli).

    Anfang des 16. Jahrhunderts wurden die Küste des heutigen Tansania und die vorgelagerten Inseln Sansibar und Pemba von portugiesischen Truppen besetzt. Ende des 17. Jahrhunderts wurden diese vom arabischen Sultan von Maskat (Oman) vertrieben. Von hier aus wurde hauptsächlich mit Sklaven, Elfenbein und wertvollen Gewürzen (Nelken, Vanille, Muskat, Kardamom) gehandelt. 1840 verlegte der Sultan Sayyid Said das Zentrum seines Reiches von Maskat auf die Insel Sansibar, wurde aber in immer größerem Maße von Großbritannien abhängig. 1872 unterzeichnete der Sultan einen Protektoratsvertrag über die Inseln mit der europäischen Großmacht.

    Von Sansibar aus begannen erste europäische Expeditionen ins bisher unerforschte Landesinnere des Festlands. Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (DOAG) erwarben vom Sultan 1884 erste Gebiete, bald befand sich der gesamte Küstenstreifen des heutigen Tansanias in der Hand der Gesellschaft, die mit einem Schutzbrief des deutschen Kaisers ausgestattet war. 1891 wurde das Gebiet zum deutschen Protektorat erklärt und das Deutsche Reich übernahm die Herrschaft in Deutsch-Ostafrika (gemeinsam mit dem heutigen Burundi und Ruanda). Verwaltungssitz der Kolonie wurde die 1862 gegründete Hafenstadt Daressalam. Sansibar war im Austausch mit Helgoland an Großbritannien abgegeben worden (Helgoland-Sansibar-Vertrag, 1890).

    Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde ein Großteil des Gebietes des heutigen Tansania Mandatsgebiet des Völkerbundes unter britischer Verwaltung (Sansibar war offiziell britische Kolonie). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Tanganjika Treuhandgebiet der Vereinten Nationen (UN) unter britischer Aufsicht.

    Die einheimischen Stämme hatten sich bereits Ende des vorhergehenden Jahrhunderts gegen die Kolonialherren aufgelehnt, doch ohne Erfolg. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden mehrere Unabhängigkeitsbewegungen. 1929 wurde die "Tanganjika African Association" (TAA) gegründet als Interessensvertretung der schwarzen Bevölkerung, 1954 gründet Julius Kambarage Nyerere die für alle Ethnien offene "Tanganjika African National Union" (TANU).

    Der Weg in die Souveränität

    1959 gewährte Großbritannien Tanganjika die innere Selbstverwaltung. Die TANU gewann die abgehaltenen Wahlen mit großer Mehrheit. 1961 erhielt Tanganjika seine Unabhängigkeit mit einer nach britischem Vorbild geformten Verfassung, die als Staatsform die konstitutionelle Monarchie vorsah. Demnach blieb die britische Monarchin Elizabeth II. das Staatsoberhaupt von Tanganjika. Offizielle Hauptstadt wurde Dodoma im Landesinneren, Regierungssitz wurde die Hafenstadt Daressalam.

    Nur ein Jahr später, 1962, wurde Tanganjika zur Republik mit Julius Kambarage Nyerere als Staatspräsidenten erklärt. Zwei Jahre später wurde die Insel Sansibar von Großbritannien unabhängig, im April 1964 schlossen sich Tanganjika und Sansibar zur "Vereinigten Republik von Tanganjika und Sansibar" (ab Oktober 1964 "Vereinigte Republik Tansania") zusammen, der Staatschef von Sansibar wurde offiziell Vizepräsident der Republik. Beide Landesteile blieben vor allem innenpolitisch weitgehend autonom, dennoch ergaben sich wiederholt Interessenskonflikte zwischen beiden Seiten.

    1967 proklamierte Staatspräsident Nyerere mit seiner so genannten "Arusha-Erklärung" einen sozialistisch-orientierten Entwicklungsplan für die Wirtschaft Tansanias mit dem Ziel, das Land auch wirtschaftlich von ausländischen Geldgebern unabhängig zu machen. Zu den Maßnahmen gehörten u.a. die Verstaatlichung von Banken und Industriebetrieben und die Umorganisierung der ländlichen Bevölkerung nach genossenschaftlichem Vorbild. Dadurch sollten die Lebensbedingungen verbessert und eine Produktionssteigerung in der Landwirtschaft erreicht werden.

    Außenpolitisch geriet Tansania Anfang der 1970er Jahre in Konflikt mit Uganda, als dem von Idi Amin Dada gestürzten ugandischen Staatschef Apollo Obote in Tansania Exil gewährt wurde. Nach mehreren bewaffneten Auseinandersetzungen gelang es der im tansanischen Moshi von dem Exil-Ugander Yusuf Lule gegründeten Befreiungsbewegung "Uganda National Liberation Front" (UNLF) und der tansanischen Armee, den ugandischen Diktator Idi Amin Dada 1979 zu stürzen. Tansanische Truppen blieben bis 1981 in Uganda stationiert.

    1977 vereinten sich die TANU (die bereits 1965 zur Einheitspartei auf dem Festland erklärt worden war) und die "Afro-Shirazi Party" (ASP) Sansibars zur Partei "Chama Cha Mapinduzi" (CCM/Partei der Revolution) als einzige legale Partei Tansanias, die laut Verfassung dem Parlament und der Regierung übergeordnet war. Vorsitzender der Einheitspartei wurde der Staatspräsident Julius Kambarage Nyerere.

    1980 gehörte Tansania zu den Gründungsmitgliedern der "Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika" (Southern African Development Community, SADC), deren Ziele die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten (z.B. durch Senkung bzw. Abschaffung der Zölle) und die Erhaltung des Friedens im südlichen Afrika waren.

    1985 wurde Ali Hassan Mwinyi zum neuen Staatspräsidenten gewählt, nachdem Nyerere aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antrat, aber bis 1990 Vorsitzender der Einheitspartei CCM blieb. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage Tansanias begann sich die politische Führung vom sozialistischen Kurs abzuwenden. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank wurden marktwirtschaftliche Reformen beschlossen. Dennoch gelang es Tansania nicht, ein weiteres Ansteigen seiner Auslandsverschuldung zu verhindern. Die wirtschaftliche Lage wurde durch Flüchtlingsströme aus Ruanda (1994) weiter belastet.

    1992 musste der amtierende Staatspräsident Ali Hassan Mwinyi auf Druck der politischen Opposition das Mehrparteiensystem wieder einführen. Per Verfassung wurde die Gründung politischer Parteien erlaubt, solange diese nicht nur die Einzelinteressen einer Volksgruppe oder einer Religion vertreten. Bis zu den Wahlen 1995 kristallisierten sich die "Civic United Front" (CUF/Vereinigte Zivilfront), die "Chama Cha Demokrasia na Maendeleo" (CHADEMA/Partei für Demokratie und Entwicklung) und die "National Convention for Construction and Reform" (NCCR/Nationaler Konvent für Aufbau und Reform) als relevante Parteien heraus. Neuer Staatschef Tansanias wurde Benjamin William Mkapa (CCM). Der Kandidat der Oppositionsparteien (Augustine Lyatonga Mrema, NCCR) war zurückgezogen worden. Auch bei den Wahlen zum Parlament errang die CCM die absolute Mehrheit der Sitze.

    Mkapa wurde als Staatspräsident bei den Wahlen im Oktober 2000 im Amt bestätigt. 2005 wurde Jakaya Kilwete neuer Staatspräsident. Seine marktwirtschaftliche Reformpolitik wurde 2006/2007 durch eine Energiekrise, die sich negativ auf die Wirtschaftsentwicklung auswirkte, beeinträchtigt.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.