Schrift

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    bewahrende Wiedergabe des Gesprochenen, Gedachten oder Erfahrenen in sichtbaren Zeichen; Ursprung und Erfindung bereits in ältester Zeit, damit verknüpft der Übergang von der schrift- und geschichtslosen zur eigentlichen geschichtlichen Zeit. Vorläufer der Schrift ist vielleicht die Höhlenmalerei der Vorzeit, deren oft abstrahierende Gegenstandsdarstellungen und Geschehensschilderungen fast bilderschriftlich wirken.

    Einteilung

    Die Schriftgattungen gliedern sich nach formalen und kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten in

    die runde Schrift: wie z.B. Renaissance-Antiqua (Mediäval) oder Barock-Antiqua (Egyptienne); die gebrochene Schrift: wie z.B. Gotisch (Textura), Fraktur; andere Alphabete: wie z.B. Arabisch, Griechisch. Die Einteilung in Schriftarten ist mit der Zeit des Bleisatzes entstanden, denn die Schrifttypen lagen in festgelegten Größen und Schnitten vor: Buch-Schriftart, Plakat-Schriftart usw. Die von M. Vox 1954 geschaffene Einteilung wurde 1962 von der Association Typographique Internationale übernommen und 1993 von L. Blackwell überarbeitet. Die Formklassifikation nach Vox unterscheidet zehn Schriftgruppen, die die große Anzahl an neu entwickelten Schriften erfassen können.

    Geschichte

    Schreibschriften

    Zu den ältesten echten Schriften zählen die sumerische Keilschrift (ursprünglich bildhafte Wiedergabe von Worten, Silben und Sätzen) und die ägyptischen Hieroglyphen. Mit der altsemitischen Lautschrift (um 1200 v.Chr.) kam es zur Entwicklung eines Laut-Alphabets und seiner Ausbildung in der semitischen, persischen und indischen Schrift einerseits und der griechischen Schrift (über Kreta) andererseits. Auf Grund der Bedeutung Griechenlands als des Kulturmittelpunktes der westlichen Welt in der Antike hatte die griechische Schrift auch Einfluss auf die Schrift des Abendlandes: die lateinische, gotische und slawische Schrift. Die ihnen allen eigene Rechtsläufigkeit hatte sich schon frühzeitig in der griechischen Schrift gegen die ursprünglich Linksläufigkeit durchgesetzt. Aus etruskischen, lateinischen oder griechischen Schriftformen entwickelten sich vermutlich die Runen; aus der lateinischen Schrift bildete sich in der Schreibschule Alkuins am Hof Karls des Großen schließlich die karolingische Minuskel-Schrift (große und kleine lateinische Buchstaben, die kleinen in gerundeter Kursiv-, nicht Majuskelform, und mit Ober- und Unterlängen), auf die die heutigen europäischen Schriftarten zurückzuführen sind. Seit dem 13. Jh. erfolgte der Übergang von der gerundeten zur gebrochenen (Fraktur-)Form der Buchstaben.

    Mit Einführung des Papiers (13. Jh. erste Papiermühle in Italien) als billiges Schreibmaterial fand die Kunst des Schreibens größere Verbreitung in der Bevölkerung. Aus den gotischen Schriften entwickelte sich im deutschen Sprachgebiet die Fraktur (deutsche Schrift). In Italien bevorzugte man die humanistische Minuskel und humanistische Kursive, beide der karolingischen Minuskel entlehnt, Großbuchstaben aus Kapitalis Quadrata (lateinische Schrift). Es folgten diverse lateinische und deutsche Schreib- und Kanzleischriften, mit im 16. Jh. nüchterneren, im 17. Jh. stark verschnörkelten Formen.

    Druckschriften

    Seit der Erfindung des Buchdrucks (Gutenberg 1455) widmeten sich die Schreibmeister dem Entwurf von Druckschriften. Die ersten Drucker versuchten Form und Qualität der Handschrift zu erreichen. Nördlich der Alpen benutzte man hauptsächlich gotische Typen wie Textur, Bastarda, Schwabacher, Fraktur, Gotico-Antiqua. Die ersten italienischen Drucker bevorzugten eine nach der humanistische Schrift konstruierte Type, die Antiqua und Antiqua Kursiv (A. Manutius).

    Die schönste Renaissance-Antiqua (Mediäval) der Wiegendruckzeit stammt von N. Jenson (2. Hälfte 15. Jh., Venedig). Kennzeichen dieser Schrift sind gleichmäßige Strichstärke und gerundete Serifen. Vollender dieser Schrift war C. Garamond (16. Jh., Paris).

    In der folgenden Zeit fand der Buchdruck in Europa eine enorme Verbreitung und Weiterentwicklung. Kennzeichen der Barock-Antiqua (17./18. Jh.) waren betonter Unterschied der Strichdicke, wenig gerundete Serifen. Berühmte Entwerfer waren: van Dijck, Janson, Fleischmann, Baskerville. Die klassizistische Antiqua (18./19. Jh.) hat die grafischen Merkmale senkrechte Achsstellung der Rundungen, starke Kontraste der Strichdicke und rechtwinklig angesetzte Serifen. Am deutlichsten ausgeprägt in Typen von Didot, Bodoni, Walbaum.

    In Deutschland herrschte weiterhin traditionelle Vorliebe für Fraktur. Es entstehen Entwürfe von Typen nach klassizistischen Maßstäben: Breitkopf, Walbaum, Unger.

    Anfang des 19. Jh.s kamen aus England zwei neue Schriften: Egyptienne, eine fette Antiqua-Schrift mit fetten Balkenserifen, und Grotesk, eine serifenlose Antiqua-Schrift mit gleichen Strichstärken. Innerhalb der "Arts and Crafts"-Bewegung wurde von W. Morris die Kelmscott-Press gegründet, deren Schrift den Wiegendruckern nachempfunden war (Troy Type, Chaucer Type, Golden Type).

    Die typische Jugendstil-Schrift entwarfen O. Eckmann und P. Behrens. Es folgten im 20. Jh. Schriften von spezialisierten Schriftkünstlern wie F.H. Ehmke, E. Gill, F.W. Goudy, Rudolf Koch, E. Schneidler, W. Tiemann, E.R. Weiß, P. Renner, A. Simons, A. Frutiger, H. Zapf.