Realismus (Philosophie)

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    (lateinisch: res "die Sache")

    eine auf die wahrnehmbar Wirklichkeit gegründete geistige Sicht, die sich in der Lehre ausprägte, dass eine vom erkennenden Subjekt unabhängige tatsächliche Außenwelt besteht, wobei in "naiver Wertung" die Außenwelt mit dem tatsächlich Wahrgenommenen gleichgesetzt wurde. In "transzendentaler Wertung" wurde die Außenwelt als Erscheinungsform eines bestehenden, aber vom Subjekt letzthin nicht erkennbaren, objektiven Seins (Kant) betrachtet; in "kritischen Wertung" wurde die Erkennbarkeit des objektiven Seins behauptet, da Denken und Sein übereinstimmten.

    Philosophisch-politisch prägte sich der Realismus aus in der Auffassung Hegels vom Staat als Grundlage der kulturellen und sittlichen Entfaltung und vom Einzelmenschen als dem durch Vereinzelung in tragischer Schuld gegenüber dem Staat und dem Weltganzen sich verstreckenden Wesen; Ausbreitung des Schopenhauer'schen Pessimismus (Überbrückung der Gegensätze durch Willensverneinung), des Feuerbach'schen Optimismus (rückhaltlose Diesseits- und Sinnesbejahung) und der materialistischen Weltanschauung Ludwig Büchners; Verknüpfung von philosophischen, sozialen und historische Ideen in der Dichtung des poetischen Realismus (besonders bei Hebbel, der die tragische Schuld des Menschen aus seinem Menschsein hervorgehen ließ).