Olympische Spiele der Neuzeit

    Aus WISSEN-digital.de

    Allgemein

    Die Spiele werden immer im ersten Jahr einer Olympiade abgehalten und dürfen seit 1988 im Sommer und im Winter je 16 Tage dauern. Sie sind Wettkämpfe zwischen Sportlern aus Ländern oder Territorien, deren Nationale Olympische Komitees (NOK) und deren Sportarten vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt sind.


    Die Olympiaden zählen ab 1896. Die Durchführung von Olympischen Spielen wird vom IOC jeweils einer Stadt übertragen, die Ausrichtung dem für diese Stadt zuständigen NOK. Die Kandidatenstädte bewerben sich beim IOC (neuerdings wird eine Vorauswahl getroffen), das auf seiner Vollversammlung, in der Regel sechs Jahre vor dem Termin, den endgültigen Veranstalter wählt.

    Eine Art Grundgesetz für alle olympischen Belange, also auch für das IOC und die Spiele, ist die "Olympische Charta" (Olympic Charter), in der die Regeln festgelegt sind. Diese Charta enthält die schriftliche Fixierung der fundamentalen olympischen Prinzipien, der Bestimmungen und der Ergänzungen, welche die IOC-Vollversammlung von Zeit zu Zeit erlässt. Sie regelt die Organisation der olympischen Bewegung und enthält alle Bestimmungen für die "Feier" der Olympischen Spiele.

    Olympische Spiele sind Wettkämpfe zwischen Einzelsportlern und nicht zwischen Staaten, weshalb keine offizielle "Nationenwertung" stattfindet. Kein Sportler darf aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen von der Olympiateilnahme ausgeschlossen werden.

    Alle vom IOC anerkannten Nationalen Olympischen Komitees müssen vom Organisationskomitee der auszurichtenden Spiele eine Einladung erhalten. In den vorher bekannt gegebenen, aus dem olympischen Programm ausgewählten Wettbewerben (vom IOC rechtzeitig festgelegt) kämpfen die Athletinnen und Athleten um Medaillen und Diplome.

    Das Protokoll der Siegerehrung (Sportler in korrekter Sportkleidung auf einem Podest, Überreichung der drei Medaillen durch ein IOC-Mitglied, leicht gekürzte Hymne für den Sieger, Hissen der Flaggen für alle drei Medaillengewinner) wird streng gehandhabt.

    Die Olympischen Spiele sind ausschließliches Eigentum des IOC, das alle Rechte an ihnen besitzt und sie heute entsprechend vermarktet und damit hohe Gewinne erzielt, vor allem durch die Fernsehübertragungen. Siehe auch Internationales Olympisches Komitee/IOC

    Olympische Sommerspiele

    Diese werden seit ihrer Premiere 1896 nach den jeweiligen Olympiaden (Zeitraum von vier Jahren) gezählt, ausgefallene Spiele also eingerechnet. Winterspiele werden hingegen durchnumeriert.

    Austragungsstädte waren: Athen 1896, Paris 1900, St. Louis 1904 (Athen 1906, Zwischenspiele), London 1908, Stockholm 1912 (Berlin 1916 geplant, aber ausgefallen), Antwerpen 1920, Paris 1924, Amsterdam 1928, Los Angeles 1932, Berlin 1936 (Helsinki, Tokio 1940 geplant, aber ausgefallen, London 1944 geplant, aber ausgefallen), London 1948, Helsinki 1952, Melbourne 1956, Rom 1960, Tokio 1964, Mexico City 1968, München 1972, Montreal 1976, Moskau 1980, Los Angeles 1984, Seoul 1988, Barcelona 1992, Atlanta 1996, Sydney 2000, Athen 2004. Die Sommerspiele 2008 finden in Peking statt.

    In ihre größte Krise der letzten Jahrzehnte gerieten die Sommerspiele, als die USA und mit ihnen die meisten westlichen Staaten, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, Moskau 1980 wegen des Krieges in Afghanistan boykottierten, die Sowjetunion und andere östliche Länder wiederum den Spielen von Los Angeles 1984 fernblieben.

    Olympische Sommerspiele sollen nicht länger als 16 Tage dauern, Unterbrechung durch wettkampffreie Tage (Sonn- oder Feiertage) ist erlaubt.

    Tendenziell steigt die Zahl der Wettbewerbe ständig an (43 Wettbewerbe bei den Sommerspielen in Athen 1896, 300 bei den Sommerspielen in Sydney 2000).

    Zur Einschränkung beschloss das IOC 1992, ab den Spielen in Atlanta 1996 Teilnehmerobergrenzen einzuführen: 10 000 Athletinnen und Athleten, 5 000 Offizielle. Grundsätzlich aber dürfen, um die Universalität der olympischen Bewegung zu wahren, alle Nationalen Olympischen Komitees mit einem Minimum von sechs Sportlern und zwei Funktionären teilnehmen. Wegen dieser Obergrenzen führte das IOC auch Qualifikationen für Atlanta ein (bei den einzelnen Sportarten), die in engen Abstimmungen mit den Internationalen Fachverbänden durchgeführt werden.

    Olympische Winterspiele

    Die ersten offiziellen Olympischen Winterspiele fanden, nachträglich dazu erklärt, in Chamonix 1924 statt. Olympische Wettbewerbe wurden vorher schon in London 1908 und Antwerpen 1920 ausgetragen. Olympiaorte waren bisher nach Chamonix: St. Moritz 1928, Lake Placid 1932, Garmisch-Partenkirchen 1936 (die Spiele 1940, geplant zuerst in Sapporo, dann in St. Moritz und schließlich erneut in Garmisch-Partenkirchen, sowie 1944, geplant in Cortina d'Ampezzo, fielen wegen des Zweiten Weltkrieges aus), St. Moritz 1948, Oslo 1952, Cortina 1956, Squaw Valley 1960, Innsbruck 1964, Grenoble 1968, Sapporo 1972, Innsbruck 1976, Lake Placid 1980, Sarajevo 1984, Calgary 1988, Albertville 1992, Lillehammer 1994, Nagano 1998, Salt Lake City 2002. Die Winterspiele 2006 finden in Turin statt, die Winterspiele 2010 in Vancouver.

    Die Geschichte der Olympischen Winterspiele ist zwar im Vergleich zu den Sommerspielen erheblich jünger, aber der Wintersport spielte in den olympischen Überlegungen schon um die Jahrhundertwende eine Rolle. Die seit 1901 in unregelmäßigen Abständen in Stockholm abgehaltenen "Nordischen Skispiele" nannte IOC-Präsident Coubertin "Olympiade skandinave".

    Beim Kongress in Paris am 23. Juni 1894, bei dem die Geburtsstunde der modernen Olympischen Spiele schlug (Athen 1896), war in der Liste der wünschenswerten Sportarten das Schlittschuhlaufen enthalten. Der gesamte Wintersport erhielt aber erst nach dem Ersten Weltkrieg größeren Auftrieb, was die verspätete "olympische Geburt" begründet.

    Eiskunstkunstlauf stand schon im Programm von Paris 1900, wurde dann aber gestrichen. Sein olympisches Debüt feierte er 1908 in London, wo es einen Eispalast gab, mit sieben Frauen und 14 Männern aus sechs Ländern in vier Konkurrenzen.

    Vorstöße, in Stockholm 1912 ein Wintersportprogramm aufzustellen, scheiterten am Einwand Skandinaviens. 1914 wurden Eiskunstlauf, Nordischer Skisport und Eishockey als fakultative Sportarten offiziell ins Olympiaprogramm aufgenommen. Auf Grund des 2. Weltkriegs scheiterten auch die deutschen Pläne, neben den für 1916 in Berlin vorgesehenen Sommerspielen auf dem Feldberg im Schwarzwald ein "Ski-Olympia" abzuhalten.

    1921 empfahl die IOC-Tagung in Lausanne dem IOC-Präsidium, olympische Wintersportwettbewerbe in allen Ländern durchzuführen, wo Sommerspiele stattfinden und wo Wintersport möglich ist. Das zielte auf Frankreich und auf die "Internationale Wintersportwoche" in Chamonix 1924. Die Franzosen zogen dann die Wintersportwoche "olympisch" auf, und sie wurde nachträglich 1926 vom IOC offiziell als Olympische Winterspiele anerkannt.

    In Chamonix fanden also die ersten Olympischen Winterspiele statt, wurden bis 1992 im selben Jahr wie die Sommerspiele durchgeführt. Seit 1994 finden sie zwei Jahre versetzt zu den Sommerspielen statt, behalten aber ihren eigenen Vier-Jahres-Rhythmus bei. Nach 1992 hielt man die nächsten Winterspiele bereits 1994 ab, die nächsten folgten dann wieder 1998, 2002 usw.

    Regeln und äußerer Ablauf der Winterspiele entsprechen den Sommerspielen. Eine Wintersportart muss vom IOC als olympisch anerkannt werden, dazu vor allem die Voraussetzung erfüllen, in mindestens 25 Ländern auf drei Kontinenten in breitem Umfang betrieben zu werden. Die Spiele haben sich leistungsmäßig, technisch und finanziell ähnlich explosiv entwickelt wie die Sommerspiele. Kommerzialisierung und Medienaufwand sind nahezu gleich groß. Wie bei den Sommerspielen, steigt die Zahl der Wettbewerbe steigt ständig, von 14 in Chamonix 1924 auf 84 in Turin 2006.