Beutelwolf zu Unrecht ausgerottet?

    Aus WISSEN-digital.de

    Der tasmanische Beutelwolf galt jahrelang als blutrünstiges Raubtier und wurde für das Reißen unzähliger Schafe verantwortlich gemacht. 1830 setzte die tasmanische Regierung sogar ein Kopfgeld von einem Pfund pro erlegtem Beutelwolf aus. Die tasmanischen Siedler jagten das Raubtier bis zur völligen Ausrottung, doch kürzlich brachten Untersuchungen eine überraschende Erkenntnis: Der Kiefer des Beutelwolfs erwies sich als zu schwach, um so große Tiere wie Schafe reißen zu können.

    Der Beutelwolf war vor seiner Ausrottung das größte, fleischfressende Beuteltier Australiens und wird aufgrund seiner Fellzeichnung oftmals auch als Tasmanischer Tiger bezeichnet. Nach dem Aussterben des Beutelwolfs auf dem australischen Festland war die Art am Anfang des 19. Jahrhunderts in Tasmanien noch weit verbreitet. Als man jedoch begann, Schafe auf die Insel zu bringen, wurde der Beutelwolf als gefährliches Raubtier verschrieen, obwohl die meisten Schafe von verwilderten Haushunden gerissen wurden. 1830 setzte die Regierung dann ein Kopfgeld auf jedes erlegte Tier aus, die intensive Jagd auf den Beutelwolf führte letztendlich zu seiner Ausrottung. Im Jahr 1936 starb das letzte Exemplar im Zoo von Hobart in Tasmanien.

    Kürzlich fanden Forscher bei bio-mechanischen Simulationen, dass Schädel und Kiefer des Beutelwolfs viel zu schwach sind, um derartig große Tiere wie Schafe zu reißen. Der Beutelwolf jage daher vermutlich wohl kleinere Beute wie Beuteldachse oder Zwergkängurus, vermutet die Erstautorin der Studie, Marie Attard von der University of New South Wales. Das würde bedeuten, dass man den Beutelwolf damals völlig zu Unrecht jagte.

    Forscher prüften anhand von 3D-Schädelmodellen die Belastbarkeit des Beutelwolfs und zwei anderer Raubbeutler, dem Riesenbeutelmarder und dem Beutelteufel, die noch heute existieren. Das Ergebnis der Simulation war überraschend: Kiefer- und Schädelknochen des Beutelwolfes erwiesen sich beim Beißen und Festhalten als viel schwächer im Vergleich zu den anderen Raubbeutler. Die Forscher sehen den Schwachpunkt des Beutelwolfes beim Reißen der Beute vor allem in seiner verhältnismäßig langen Schnauze, die dem Gewicht und der Kraft eines Schafes möglicherweise nicht standgehalten hätte.

    Die Forscher schließen nicht aus, dass die Unfähigkeit des Beutelwolfs, größere Beute zu erlegen, sein Aussterben beschleunigt hat. Studienleiter Stephen Wroe fügt hinzu: "Wir können ziemlich sicher sein, dass die Beutelwölfe dadurch mit kleineren räuberischen Beuteltieren in Konkurrenz gerieten". Die Beschaffenheit seiner Zähne weise zudem darauf hin, dass der Beutelwolf auf das Fleisch von Wirbeltieren spezialisiert war, so der Forscher. So sei sein Beutespektrum relativ eng gewesen im Gegensatz zu anderen Raubbeutlern, die sich auch von Insekten ernährten. Schon eine leichte Veränderung seiner Umwelt konnte deshalb dazu führen, dass seine Beute knapp wurde.

    Kalenderblatt - 23. April

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