Barock (Musik)

    Aus WISSEN-digital.de


    In der Musik erstreckt sich das Zeitalter des Barock von etwa 1600 bis 1750.


    Allmählich ging man von den Kirchentonarten zum Dur-Moll-System über. Die kontrapunktische Stimmführung wurde vor allem in Italien durch die harmonische Akkordverbindung verdrängt. J.Ph. Rameau legte mit seiner Harmonielehre den musiktheoretischen Grundstein für diese Entwicklung, auch wenn die Lehre erst 1756, also bereits nach dem Tod Bachs, erschien. Auf dem Fundament eines fortlaufenden Basses, Generalbass oder "Basso continuo" genannt, wurden sowohl der polyphone Satz als auch die monodische Einzelstimme akkordisch begleitet (Monodie).

    Um 1600 nahm die Oper von Italien ihren Ausgang und verbreitete sich rasch über den ganzen Kontinent. Die Ersten, die sich mit Opernkomposition beschäftigten, waren J. Peri und G. Caccini; O. Rinuccini schrieb die Texte. Mit der Oper "L'Orfeo" (1607) von C. Monteverdi war der erste Höhepunkt erreicht. Zunächst in engen Zirkeln als Wiederbelebung des antiken Dramas gedacht und aufgeführt, wurde die Oper schnell populär: In Rom, Venedig und Neapel entstanden die ersten öffentlichen Opernhäuser, die an den Höfen Europas bald nachgeahmt wurden. Auch August der Starke hatte ein eigenes Theater, an dem er die neuesten Opern aus Italien spielen lassen konnte. An seinem Hof in Dresden gastierten die prominentesten Figuren der Musikszene des 18. Jh.s. wie J.D. Heinichen, J.A. Hasse, J.D. Zelenka und A. Vivaldi, der Erfinder des dreisätzigen italienischen Konzerttypus. Aber auch andere Komponisten zeigten Interesse an der höfischen Kultur des Königs. J.S. Bach komponierte, obwohl selbst Protestant, eine katholische Messe, gewissermaßen als Referenz für eine Stellung bei Hofe, die er jedoch nicht erhielt.

    Das Theater wurde zum Statussymbol des Hochadels. Die verschiedenen entstandenen Operntypen (Opera seria, Opera buffa) wurden von H. Schütz und von Moritz von Hessen nach Italien geschickt bzw. nach Deutschland mitgebracht. Schütz' Oper "Daphne" (1627) ist jedoch verschollen.

    Mit der Erfindung der Oper durch die Italiener war deren Kreativität keineswegs zu Ende. Um 1700 wurde durch A. Vivaldi ein dreisätziger Konzerttypus geschaffen, dessen satzinterne Struktur durch einen ständigen Wechsel von Tutti-Ritornellen und Passagen des Soloinstruments gekennzeichnet war. Besonders die Dreisätzigkeit des Solokonzertes blieb bis ins 19. Jh. Standard. Im Gefolge Vivaldis fanden sich Komponisten wie A. Corelli, G. Torelli, T. Albinoni und viele andere, die den Ruhm der Italiener im späten 17. und dem gesamten 18. Jh. begründeten. Auch in England wurde italienische Musik gemacht. Allerdings behielt sich die Musik auf der Insel einige Besonderheiten vor, wie etwa das Anthem oder eine Vorliebe für das Kammerlied. Der Deutsche G.F. Händel schuf eine Synthese aus dem Stil H. Purcels und den auf seinen Italienreisen erworbenen Eindrücken.

    Eine über hundert Jahre lang andauernde Zeit einer ganz anderen Geisteshaltung gab es hingegen in Mitteldeutschland. Dort spürt man auf den Gebieten von Architektur, Dichtung, Malerei und Musik die Nachwehen des Dreißigjährigen Krieges. Schon das Schaffen von H. Schütz war unmittelbar durch den Krieg geprägt. Die Matthäuspassion von Schütz etwa war anders als die Bachs ohne jede instrumentale Begleitung. Der Grund: Die durch den Krieg ruinierten Städte und Fürstenhöfe ließen finanziell nichts anderes zu. Auch machte der Krieg auf der Suche nach Opfern vor Musikern nicht Halt. Die Folge dieses in Europa bis dahin schrecklichsten und vor allem längsten Krieges war eine sich ganz dem Jenseits zuwendende Geisteshaltung. Vanitas vitae stand auf vielen Grabmonumenten geschrieben, der Dichter A. Gryphius schrieb mit seinem Sonett "Alles ist eitel" dem Barock eine Formel ins Stammbuch, die auch noch bei J.S. Bach deutlich spürbar ist. In Werken wie der Kantate "Ich habe genug" fand Bach seine überzeugendsten Töne. Nimmt man zur Kenntnis, dass auch Bach ein glühender Bewunderer Vivaldis war und sogar Konzerte Vivaldis bearbeitet hat, so kann man spüren, welch enormes Spannungsverhältnis zwischen Prunk und Lebensfreude und der mahnenden Botschaft von der Sterblichkeit des Menschen geherrscht und das Empfinden der Menschen geprägt haben muss.

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.