Ballade (Literatur)

    Aus WISSEN-digital.de

    (italienisch: ballata, "Tanzlied")

    literarische Gattung.

    Obwohl Balladen in Gedichtform verfasst werden und Metrum und Vers verwenden (oft auch den Reim), sind sie doch keine lyrische Gattung, sondern eine epische. Denn Balladen verfügen über eine ausgeprägt narrative Struktur und bilden nicht wie lyrische Texte hauptsächlich Stimmungen und Emotionen eines Sprechers in einer bestimmten Situation ab. Die verbreitete Auffassung, Balladen seien eine Mischform aus Lyrik, Dramatik und Epik, die auf eine (missverstandene) Äußerung Goethes zurückgeht, ist wissenschaftlich nicht haltbar.


    Im Verlauf der Literaturgeschichte diente die Ballade als Trägerin der vielfältigsten Inhalte; in der Ballade wurden die verschiedensten Stoffe literarisch gestaltet. Deshalb erscheint eine Gattungsbestimmung nach inhaltlichen Kriterien fragwürdig. Man kann die Balladen zwar nach inhaltlichen Gesichtspunkten aufteilen, darf aber bestimmte Inhalte nicht als Kennzeichen der Gattung ansehen. Die früher üblichen Aufteilungen (etwa in nordische und legendenhafte Ballade) sind allerdings problematisch.


    Der Begriff Ballade wurde im 18. Jahrhundert auf die erzählenden englischen Volkslieder übertragen und bald allgemeiner für ein erzählendes, mehrstrophiges Gedicht verwendet. Während der Weimarer Klassik dichteten Goethe und Schiller viele berühmte Balladen: Zu nennen wären etwa Schillers "Glocke", "Der Ring des Polykrates" oder "Die Bürgschaft"; von Goethe sind besonders "Der Erlkönig" und "Der Zauberlehrling" bekannt. Im ausgehenden 18. Jh. entstanden auch die Balladen Gottfried August Bürgers (z.B. "Lenore", "Des Pfarrers Tochter von Taubenhain"). Im 19. Jh. war Heinrich Heine einer der bedeutendsten Balladendichter. Daneben entstanden wichtige Balladen z.B. von Annette von Droste-Hülshoff, Conrad Ferdinand Meyer oder Theodor Fontane. Im 20. Jh. verfassten z.B. Frank Wedekind, Erich Kästner oder Günter Grass Balladen.