Zentralbau

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    Ein Zentralbau ist ein zentralsymmetrisches, um einen Mittelpunkt oder -raum konstruiertes Bauwerk mit rundem, ovalem, quadratischem oder vieleckigem (z.B. Achteck) Grundriss (auch griechisches Kreuz), meist von Kuppel überwölbt.Um den Mittelraum gruppieren sich verschiedene Nebenräume wie Apsiden, Umgang, rechteckige Kapellen, z.T. mit Nebenkuppeln. Der Zentralbau ist eine ruhende Bauform (im Gegensatz zum Langhaus).

    Die Ursprünge des Zentralbaus liegen im Totenkult früher Kulturen (megalithische Kuppelgräber, Kromlechs u.Ä.), etwa als Abbildung vorgeschichtlicher Hausformen (Nuraghene). In der Antike diente der Zentralbau für Sakralbauten (Tholos, Rundtempel mit Säulen), Grabbauten (Grabmahl Theoderichs des Großen in Ravenna); römisches Pantheon (Rundtempel als Kuppelbau) als Vorbild (entsprechend der Felsendom in Jerusalem); Wirkung bis zum islamischen Grabturm (Türme, Kuppelbau mit quadratischem oder vieleckigem Sockel).

    In christlicher, sakraler Architektur ist der Zentralbau seit der byzantinischen Baukunst bekannt (Kreuzkuppelkirche, Hagia Sophia in Istanbul). In der mittelalterlichen Baukunst des Westens war der Zentralbau mit bestimmten Kirchenfunktionen verknüpft: Palastkirchen (z.B. Aachener Dom), Grabkapellen, Baptisterien. Daneben nutzte die Profanarchitektur den Zentralbau für Schlösser (in Italien Castel del Monte); ebenso islamische Wüstenschlösser.

    Das Renaissanceideal eines vollkommenen Körpers und Raumes verband sich mit der Zentralraumkonzeption (Entwurf Bramantes für die Peterskirche in Rom); im Barock dagegen Beschränkung des Zentralbaus auf wenige Memorialbauten und im profanen Bereich auf den Pavillon. In neuerer Zeit (seit 19. Jh.) wird der Zentralbau in der Profanarchitektur bei Konzerthallen, Theaterbauten u.Ä. wegen optischer und akkustischer Wirkungen verwandt.