Walter Kempowski

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    deutscher Schriftsteller; * 29. April 1929 in Rostock, † 5. Oktober 2007 in Rotenburg/Wümme

    Sohn eines Lehrers, begann nach dem Krieg eine Druckerlehre, die 1948 jäh unterbrochen wurde, als er wegen angeblicher Spionage verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Bautzen verurteilt wurde. 1956 wurde Kempowski amnestiert. Im Westen holte er das Abitur nach, studierte in Göttingen Pädagogik und arbeitete bis 1980 als Landschullehrer.

    Mitglied des deutschen PEN-Zentrums, seit seiner Haftentlassung ununterbrochen schriftstellerisch tätig, wurde Kempowski von der Kritik und vom Publikum als "deutscher Chronist" verstanden. Mit seinem ersten Roman "Im Block" (1969) lieferte er eine achtteilige Chronik vom Schicksal des deutschen Bürgertums von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart am Beispiel der eigenen Familie. Kempowskis Darstellungsweise organisiert sich auf drei Ebenen: als Chronik der Familiengeschichte, als Rostocker Stadtgeschichte und schließlich als Zeitgeschichte, die insbesondere im ersten Band des Werkes über die Zeitspanne von 1939 bis 1945 mit dem Titel "Tadellöser & Wolff" zum fassbaren Träger der Handlung wird. Der ganze Zyklus über die Rostocker Reederfamilie ("Tadellöser & Wolff", "Uns geht's ja noch gold" und "Ein Kapitel für sich") lief auch erfolgreich im Fernsehen. Zitate daraus ("Wie isses nu bloß möglich?") gingen in den Sprachgebrauch ein.

    Von 1993-2005 arbeitete Kempowski, der sich v.a. als passionierter "Sammler" (mit einem großen Zettel-Archiv) verstand, an seinem zehnbändigen Projekt "Das Echolot", in dem er deutsches Leben im Zweiten Weltkrieg anhand privater Zeugnisse dokumentierte. Im Mai 2007 wurde Kempowski in der Berliner Akademie der Künste mit einer Ausstellung zu Leben und Werk geehrt. Bundespräsident Horst Köhler würdigte ihn als "Volksdichter". Der zu diesem Zeitpunkt bereits schwer an Darmkrebs erkrankte Schriftsteller bezeichnete diesen Tag als den glücklichsten seines Lebens.