Venedig (Stadt)

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    Inselstadt im Nordosten Italiens. Venedig liegt in einer Lagune an der Adria auf etwa 150 Inseln und hat etwa 266 000 Einwohner. Die Gebäude sind auf Pfahlrosten gegründet. Venedig lebt vor allem vom Fremdenverkehr. Auf dem Festland befinden sich einige Fabriken (Stahlindustrie, chemische Industrie). Die Stadt selber ist für Kraftfahrzeuge gesperrt. Der gesamte Verkehr wird durch Gondeln und Motorboote auf den zahlreichen Kanälen abgewickelt.

    Kunst und Kultur

    Venedig ist ein altes Kulturzentrum mit wertvollen Kunstschätzen. Die reiche kunsthistorische Vergangenheit der Stadt zieht heute einen starken Fremdenverkehr an. Es gibt zahlreiche Museen und Gemäldegalerien sowie eine Kunstakademie. Die internationale Biennale für zeitgenössische Kunst und ein bedeutendes Kunstgewerbe (v.a. Glas) machen die Stadt zu einem führenden Kunstzentrum Italiens.

    S. Marco, ein kreuzförmiger Kuppelbau nach dem Vorbild der Apostelkirche Konstantinopels im Stil der venezianischen Protorenaissance mit Säulenfassade, ist mit zahlreichen Mosaiken und Marmorinkrustationen (13. Jh.) verziert. Die Kirche wurde nach dem heiligen Markus benannt, dem Schutzheiligen der Stadt, dessen Reliquien venezianische Händler im 9. Jh. aus Alexandria raubten und in die Stadt brachten. In der Dominikanerkirche S. Giovanni e Paolo (13.-15. Jh.) befinden sich viele Grabdenkmäler der Dogen. S. Giorgio Maggiore (1566-1610), Il Redentore (1577-92, von A. Palladio) und S. Maria della Salute (1631 bis 87 von B. Longhena errichtet, Hauptwerk des venezianischen Barock) sind weitere bedeutende Kirchen Venedigs.

    Von den Profanbauten sind besonders zu erwähnen: der Dogenpalast, die Alte Bibliothek von I. Sansovino (1537ff.), die Prokurazien (16.-19. Jh.), der Uhrturm (um 1500), die Münze (1537-45), der Kampanile (12. Jh.) und natürlich die Rialtobrücke über den Canale Grande (1588-91). Palazzi aus Gotik, Renaissance und Barock prägen das Bild der Stadt, unter anderem Ca' d'Oro (1421 bis 40), Vendramin-Calergi (um 1500), Corner (1537ff.), Rezzonico (um 1660), Pesaro (1676).

    Geschichte

    452 n.Chr. durch geflüchtete Bewohner des von Attila zerstörten Aquileja gegründet; erlebte, geführt durch die Dogen (seit 697), raschen Aufschwung, befreite sich im 9. Jh. von byzantinischer Oberherrschaft und festigte den staatlichen Aufbau durch Ausbildung einer aristokratischen Geschlechterverfassung (1172 "Großer Rat", 1310 "Rat der Zehn" zur Einschränkung der Macht der Dogen) mit vorbildlichen Verwaltungsformen; die wachsende Macht und der Reichtum Venedigs gründeten sich auf die starke Flotte und ausgezeichnete Handelsbeziehungen im Bereich des Mittelmeers (Orienthandelsmonopol); dadurch bedeutende Machtsteigerung nach außen (11./12. Jh. Erwerb Istriens und Dalmatiens); zur Zeit der Kreuzzüge Monopol im Seetransport von Kreuzfahrern (und Pilgern nach Jerusalem) und Erschließung der Einflusssphäre im Vorderen Orient (nach anfänglicher Rivalität) zusammen mit dem Normannenstaat Sizilien, der die Verwaltungseinrichtungen der Venezianer übernahm; das Normannenreich (Normannen) verlor nach dem Zusammenbruch der Stauferherrschaft seine Machtposition mehr und mehr an Venedig; zu Beginn des 13. Jh.s Versuch Venedigs, durch Errichtung des "Lateinischen Kaisertums" das Erbe des Byzantinischen Reiches anzutreten. Venedig eroberte Kreta und Morea, konnte aber den Verfall seiner staatlichen Machtballung im Osten (Gegenbündnis des Kaisers von Byzanz mit Genua Ursache für den Abstieg) nicht verhindern; erneut vorübergehende Blüte nach siegreicher Behauptung im "Hundertjährigen Krieg" (1256-1381) gegen Genua; gefestigt durch Erwerb der "Terra ferma" und zahlreiche Inselstützpunkte; 1508 Vereinigung der europäischen Mächte (Liga von Cambrai) gegen Venedig (Verlust von Cremona und der Romagna) und große Gebietseinbußen an die seit dem Fall von Konstantinopel (1453) nach Westen vorgedrungenen Türken (1571 Verlust Zyperns); mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien sank auch die merkantile Bedeutung Venedigs; historisch folgenschwer die Hilfe Venedigs bei der Niederringung der Türken in der Seeschlacht bei Lepanto; danach weitgehende Beschränkung auf eine Politik der Selbsterhaltung, die von Napoleon durchkreuzt wurde; 1797 Besetzung Venedigs und erzwungene Abdankung des (letzten) Dogen; 1797-1805 bei Österreich; 1805-1814 beim (französischen) Königreich Italien, 1815-1866 zu Österreich, 1866 Anschluss an Italien.


    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.