Uruguay Geschichte

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    Anfänge

    Als die spanischen Seefahrer ab 1515 an der Küste des heutigen Uruguay landeten, lebten dort teilweise nomadisierende Indianerstämme. Die größte Gruppe unter ihnen waren die als Jäger und Sammler lebenden Charrua. Der erste Spanier, der das Mündungsgebiet des Río de la Plata erkundete, war der Seefahrer Juan Díaz de Solis. Er traf - genau wie die nach ihm folgenden spanischen und portugiesischen Eroberer - auf den erbitterten Widerstand der Indianer, die eine Fremdbesiedlung des Gebietes zunächst erfolgreich verhindern konnten. Die Gegend nördlich des Río de la Plata und östlich des Flusses Uruguay wurde damals "Banda Oriental de Uruguay" genannt.

    Kolonialzeit

    Ab dem Beginn des 17. Jh.s erfolgte die Besiedelung der Gebiete des heutigen Uruguay, wobei sich die Spanier vor allem im Süden ausbreiteten, die Portugiesen im Norden. Binnen weniger Jahrzehnte wurde die indianische Urbevölkerung vertrieben bzw. ausgerottet. 1724 gründeten die Spanier die Stadt Montevideo, die heutige Hauptstadt Uruguays.

    Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jh.s blieb das Gebiet zwischen den beiden Kolonialmächten Spanien und Portugal aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage heftig umstritten. Erst 1777 traten die Portugiesen ihre Gebiete an das Königreich Spanien ab, worauf das Land Teil des neu geschaffenen spanischen Vizekönigreichs Río de la Plata wurde.

    Weg in die Unabhängigkeit

    Zu Beginn des 19. Jh.s begann auch in Uruguay der Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Kolonialmacht. 1810 wurde das Nachbarland Argentinien unabhängig, im gleichen Jahr begann unter der Führung von José Gervasio G. Artigas im heutigen Uruguay der Freiheitskampf gegen die spanische Vorherrschaft. Im Mai 1811 besiegte er mit seinen Truppen die spanischen Soldaten in der Schlacht bei Las Piedras. 1814 musste der spanische Generalgouverneur aus Montevideo fliehen.

    In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gebiet des heutigen Uruguay zum Zankapfel zwischen Argentinien und dem ehemals portugiesisch besetzten Brasilien, das 1822 seine Unabhängigkeit erlangte. Für kurze Zeit wurde es brasilianische Provinz (Provincia Cisplatina), bevor es den Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung mit Hilfe argentinischer Truppen 1825 gelang, die brasilianischen Truppen aus dem Land zu vertreiben. Drei Jahre später wurde in Uruguay die "República Oriental del Uruguay" (Republik östlich des Uruguay) ausgerufen, die infolge sowohl von Argentinien als auch von Brasilien anerkannt wurde.

    Bürgerkrieg und anschließende Stabilisierung

    In den folgenden Jahrzehnten kämpften innerhalb Uruguays zwei verschiedene Gruppen um die Macht: auf der einen Seite die sozialliberalen "Colorados" (die "Roten", so benannt nach der Farbe ihrer Mützenbänder), auf der anderen Seite die "Blancos" (Partido Nacional) als Vertreter der konservativen Großgrundbesitzer. Etwa zur gleichen Zeit begann die rund ein Jahrhundert anhaltende Einwanderungswelle von Europäern, vor allem Spanier, Italiener, Deutsche und Engländer siedelten sich in dem Land an, das sowohl für Ackerbau als auch für die Viehzucht beste Voraussetzungen bot.

    1837 brach zwischen den beiden verfeindeten Gruppierungen der Bürgerkrieg aus, wobei die "Colorados" von brasilianischen, die "Blancos" von argentinischen Truppen unterstützt wurden. Die sozialliberalen Colorados konnten sich durchsetzen und stellten ab 1865 bis zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jh.s die Regierungen des Landes. Innenpolitische Stabilität und ein rasanter Wirtschaftsaufschwung kennzeichneten das Land. Außenpolitisch musste sich Uruguay an der Seite von Argentinien und Brasilien gegen die Expansionsbestrebungen Paraguays zur Wehr setzen (1865-70).

    Zu Beginn des 20. Jh.s war Uruguay eines der reichsten Länder Südamerikas geworden. Ab 1903 kam es unter dem Staats- und Regierungschef José Batlle y Ordóñez (der 1903-07 und 1911-17 regierte) zur einer Reihe von Wirtschafts- und Sozialreformen: dazu gehörten unter anderem neben dem Ausbau der Infrastruktur die Einführung des Acht-Stunden-Tages und von Mindestlöhnen, eine Arbeitslosen- und Rentenversicherung und ein kostenloses Schulsystem. Auch das Regierungssystem wurde reformiert: Die Macht des Staatspräsidenten wurde eingeschränkt zugunsten eines Mitspracherechts des Parlaments (Kollegialsystem).

    Wirtschaftskrisen und politische Wirren

    Die Weltwirtschaftskrise 1929 traf das vom Export abhängige Uruguay besonders schwer. Der wirtschaftliche Zusammenbruch wirkte sich auch auf die Innenpolitik aus: 1933 wurden das Parlament und der Nationalrat aufgelöst und ein diktatorischer Führungsstil des Präsidenten etabliert.

    Im Rahmen des Zweiten Weltkriegs erholte sich die Wirtschaft Uruguays durch die starke Nachfrage nach Wolle und Fleischprodukten, doch nach dem Ende des Koreakriegs Mitte der 50er Jahre und den daraufhin folgenden Preisverfall auf dem Weltmarkt für Agrarerzeugnisse kam es zu einem erneuten Einbruch. 1958 gelang es erstmals der konservativen Partido Nacional ("Blancos"), an die Regierungsmacht zu kommen (bis 1966). Als die innenpolitische Lage gekennzeichnet war von sozialen Spannungen und Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der konservativen Regierung, formierte sich die linksextreme Bewegung der "Tupamaros" (nach dem letzten Inkakönig Túpac Amarú), die als so genannte "Stadtguerillas" Terroranschläge verübten.

    1967 wurde per Verfassungsänderung inzwischen zum dritten Mal das Kollegialsystem durch das Präsidialsystem ausgetauscht. Neuer Staatspräsident wurde Jorge Pacheco Areco. Ein Jahr später wurde aufgrund der Aktivitäten der Tupamaros der Ausnahmezustand ausgerufen (bis 1972), das Land geriet an den Rande eines Bürgerkriegs. 1973 löste der amtierende Staatspräsident Juan María Bordaberry mit Hilfe des Militärs das Parlament auf und verbot die politischen Parteien. Die Führer der linksorientierten Gruppierungen wurden verfolgt und hingerichtet. Auch der neuen Regierung, die sich aus Zivilisten und Militärs zusammensetzte, gelang es nicht, die anhaltend schlechte Wirtschaftslage des Landes zu verbessern. Allein in zwei Jahren verließen über eine Million Uruguayer das Land.

    Militärherrschaft

    1976 übernahm das Militär endgültig die Macht in Uruguay und stürzte den gewählten Präsidenten. Ende der 70er Jahre begann sich eine Erholung der Wirtschaft abzuzeichnen. 1980 verhinderte das Volk in Uruguay per Volksentscheid eine Verfassungsänderung, die dem Militär weitere Machtbefugnisse erteilt hätte. Aufstände und Unruhen führten dazu, dass die vom Militär eingesetzten Präsidenten sich um eine Wiedereinführung der Demokratie bemühten. 1982 wurden politische Parteien wieder zugelassen, im November 1984 wurden wieder freie Parlamentswahlen abgehalten. Die sozialliberale "Colorado"-Partei gewann sie und stellte mit Julio María Sanguinetti Cairolo den neuen Staats- und Regierungschef des Landes. Ihm gelang es, trotz hoher Auslandsverschuldung und Inflationsrate die Wirtschaft Uruguays wieder anzukurbeln.

    Die 1990er Jahre

    1990 wechselte die Regierung und Luis Alberto Lacalle de Herrera von der Partido Nacional wurde neuer Staatschef (bis 1995), führte aber im wesentlichen die Politik seines Vorgängers fort. Eine Währungsreform 1993 führte den Peso Uruguay als neue Währung in das Land ein.

    Im Januar 1995 gründete Uruguay gemeinsam mit Argentinien, Brasilien und Paraguay den "Gemeinsamen Markt des südlichen Teils Südamerika" (Mercosur/Mercado Común del Cono Sur), der die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder z.B. durch den schrittweisen Abbau von Zöllen verbessern sollte.

    1995 übernahm eine Koalition zwischen Colorado-Partei und Partida Nacional die Führung des Landes, zum zweiten Mal wurde Julio María Sanguinetti Cairolo Staatschef. Diese Legislaturperiode war durch innenpolitische Stabilität und Wirtschafts- und Sozialreformen gekennzeichnet, bei denen unter anderem Staatsbetriebe modernisiert, die Mineralölsteuer erhöht und eine Rentenreform durchgeführt wurde. Im Oktober 1999 wurde ein Bündnis aus linken Gruppierungen, Encuentro Progresista (Frente Amplio) stärkste Partei bei den Parlamentswahlen, ihr Präsidentschaftskandidat Tabaré Ramón Vázquez konnte sich bei Stichwahlen um das Amt des Staats- und Regierungschefs aber nicht gegen den Vertreter der Colorado-Partei, Jorge Luis Battle Ibáñez, durchsetzen, der im März 2000 vereidigt wurde.

    Die schlechte wirtschaftliche Lage in Argentinien und Brasilien führte auch in Uruguay zu einer Finanzkrise. Nachdem der Peso nach seiner Freigabe gegenüber dem US-Dollar erheblich an Wert verloren hatte, ließ die uruguayische Zentralbank die Banken am 30. Juli 2002 zwangsweise schließen. Durch ein rigoroses Sparprogramm gelang es der Regierung aber in den folgenden Jahren, die Wirtschaft - wenngleich weit unterhalb der früheren Werte - zu stabilisieren.

    2004 wurde mit Tabaré Váquez erstmals ein Kandidat einer linken Partei zum Präsidenten gewählt.