Tierzucht

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    auch: Tierzüchtung;

    Im Allgemeinen werden landwirtschaftliche Nutztiere gezüchtet, um den Fleisch- und Milchertrag, die Eierproduktion, die Qualität der Wolle u.a. zu steigern oder zu verbessern. Haustiere wie Katzen und Hunde werden meist nur wegen des ästhetischen Wertes gezüchtet. Aber auch für den Sport werden Tiere gezüchtet (Pferde, Wind- und Jagdhunde, Kamele u.a.). Züchtungen in Zoos dienen meist der Arterhaltung. Da es sich hierbei meist um heute noch wild lebende Tiere handelt, ist die Nachzüchtung auf Grund der unterschiedlichen Umgebung und Nahrung mit z.T. großen Schwierigkeiten verbunden.

    Die Tierzucht beruht auf den Mendel'schen Vererbungsgesetzen, die um 1900 wiederentdeckt wurden, um den steigenden Bedarf an tierischen Produkten durch die wachsende Bevölkerung zu befriedigen. Man begann mit der Massenselektion. Hierbei wurden Tiere aus einer Generation zur Weiterzucht ausgesucht, die die gewünschten Eigenschaften besaßen. Diese Züchtung von Tieren mit bestimmten erblichen Eigenschaften war jedoch langwierig und nicht immer von Erfolg gekrönt.

    Erst mit dem Einsatz der modernen Populationsgenetik konnte man die Eigenschaften der Tiere und unter Einbeziehung der Mendel'schen Gesetze auch die Häufigkeit der auftretenden Merkmale genau vorhersagen. Dabei wird in immer zunehmenderem Maße die künstliche Besamung angewendet, um die Erbmerkmale bester Versuchstiere weiterzugeben. Die künstliche Befruchtung wurde auch dadurch verbessert, dass man die Lagermethoden beim Einfrieren der Spermien verbessern konnte.

    Die Berücksichtigung von Stammbäumen ist dagegen eine sehr zeitaufwändige Methode bei der Züchtung. Kreuzungs- und Mutationszüchtungen werden nicht nur wegen der langen Generationsdauer, sondern auch wegen der Letalität (Sterblichkeit) der Mutationen erschwert.

    Durch eine Kombination verschiedener Selektionsmethoden mit der Inzucht und späteren Rückkreuzungen (auch mit Geschwistern und Muttertieren) stiegen die Variabilität und die neuen Merkmalskombinationen. Bei der reinen Inzucht selbst kommt es zwar zu reinerbigen Nachkommen, aber die Anfälligkeit für Krankheiten steigt, und die Fruchtbarkeit sinkt zum Teil.

    Bei den landwirtschaftlichen Nutztierzüchtungen führen alle Formen der Selektion immer nur in kleinen Schritten zu Veränderungen, da die Variabilität einer Population begrenzt ist.

    Die Nutztierzüchtung wurde bereits von den alten Hochkulturen (Ägypter, Hethiter, Babylonier) betrieben, und vermutlich haben schon unsere Vorfahren vor 10 000 Jahren Hunde domestiziert und gezüchtet. Viele der damals gezüchteten Rassen sind allerdings wieder ausgestorben.