Thietmar von Merseburg

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    deutscher Bischof und Geschichtsschreiber; * 25. Juli 975, † 1. Dezember 1018

    Thietmar war einer der ersten großen Geschichtsschreiber der mittelalterlichen Reichsgeschichte. Seine Familie, das Grafengeschlecht von Walbeck, war mit dem sächsischen Kaiserhaus und mehreren anderen Fürstenfamilien verwandt oder verschwägert. Der körperlich benachteiligte Sohn Thietmar wurde für den geistlichen Stand bestimmt und erhielt seine Ausbildung an der berühmten Lateinschule des Erzstiftes Magdeburg. Im April 1009 ernannte der römisch-deutsche Kaiser Heinrich II. den Walbecker Grafenspross, mit dem er befreundet war, zum Bischof von Merseburg.

    Hier begann Thietmar 1012 mit der Abfassung einer lateinischen Chronik in acht Büchern, die die Zeit seit 908, also die Ära der Sachsenherrscher, umfassen sollte und an der er bis zu seinem Tod arbeitete. Ursprünglich wollte der Bischof nur die Geschichte Merseburgs aufzeichnen. Doch das Werk gedieh ihm zu einer Reichschronik, wobei ihm nicht nur die gelehrte Ausbildung in Magdeburg, sondern auch die Freundschaft mit dem Kaiser und eine gute Kenntnis der jeweiligen aktuellen Politik zustatten kamen. Die letzten seit 1014 entstandenen drei Bände wirken bisweilen wie ein Tagebuch. Hinsichtlich der Zeit des 10. Jahrhunderts fußte Thietmar noch auf der Sachsenchronik des Widukind von Corvey, dann kam die eigene Erfahrung ins Spiel.

    Thietmar schildert das Werden und die Macht des neuen deutsch-römischen Imperiums und gibt dabei wertvolle Einblicke in das Leben der Wenden östlich der Elbe, in die Verhältnisse in Polen, Russland, Böhmen und Ungarn. Im sächsischen Raum wurde Thietmar so zum klassischen Chronisten der Reichspolitik.