Sahara Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Anfänge

    Bevor der nordwestliche Teil der Sahara in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s zum Streitobjekt zwischen den beiden Kolonialmächten Frankreich (im Norden) und Spanien (im Osten und Süden) wurde, lebten hier Nomadenstämme, die zu den Berbern gehörten. Das umkämpfte Gebiet der so genannten Westsahara (Saqiya al-Hamra) wurde von den Spaniern erobert und 1885 zum Protektorat ernannt. Das Gebiet wurde von den Kanarischen Inseln aus verwaltet.

    Spanische Vorherrschaft

    Später wurde die Region Teil der Kolonie Spanisch-Sahara, die ab 1958 Überseeprovinz war.

    Mitte der 1960er Jahre wurden in der Westsahara in der Nähe von El Aaiun große Phosphatvorkommen entdeckt, die der Region schlagartig eine große wirtschaftliche Bedeutung gaben. Sowohl Marokko als auch Mauretanien meldeten Ansprüche auf die spanische Überseeprovinz an.

    Unter spanischer Regie wurden in El Aaiun moderne Anlagen zur Aufbereitung und Verschiffung des wertvollen Rohstoffs errichtet. Während Marokko und Mauretanien den endgültigen Abzug Spaniens forderten, formte sich innerhalb der Bevölkerung von Sahara eine Widerstandsbewegung, die die Unabhängigkeit und Eigenstaatlichkeit des Landes forderte. 1973 wurde die von Libyen und Algerien unterstützte "Frente Popular para la Liberación de Saqiya al-Hamra y del Río de Oro", kurz "Volksfront POLISARIO", gegründet.

    1975 marschierten rund 250 000 unbewaffnete Marokkaner in das Gebiet der Westsahara ein und forderten den Abzug der Spanier ("Grüner Marsch"). Nach Verhandlungen einigte sich die ehemalige Kolonialmacht mit Marokko und Mauretanien, das Kolonialgebiet unter die gemeinsame Verwaltung der beiden arabischen Staaten zu stellen (Abkommen vom 14. November 1975). Sowohl Mauretanien als auch Marokko versicherten ihre Absicht, nach dem Abzug der Spanier eine Volksabstimmung durchzuführen über die Zukunft der Region.

    Kampf um die Unabhängigkeit

    Im Februar 1976 zogen sich die letzten spanischen Truppen aus der Westsahara zurück und übergaben die Verwaltung an die beiden arabischen Länder. Nach militärischen Auseinandersetzungen einigte man sich über eine Aufteilung des Gebietes: Die beiden nördlichen Drittel von Westsahara sollten von Marokko, das südliche Drittel von Mauretanien aus verwaltet werden. Die Bodenschätze (die sich im nördlichen Teil befanden) sollten von beiden Ländern gemeinsam ausgebeutet werden. Die jeweiligen Landesteile wurden als Provinzen in die Staatsgebiete von Mauretanien und Marokko eingegliedert.

    Nur wenige Tage nach dem Abzug der Spanier hatte die Frente POLISARIO von Algerien aus die "Demokratische Arabische Republik Sahara" (DARS/UNO-Bezeichnung: West-Sahara) ausgerufen. Zwischen den Anhängern der Frente POLISARIO und marokkanischen bzw. mauretanischen Truppen entbrannten heftige Kämpfe, in deren Verlauf rund 100 000 Saharauis nach Algerien in die Wüstenregion Tindouf flohen, wo sie zum Großteil noch heute leben.

    1979 kam es zwischen der Frente POLISARIO und Mauretanien zu einem Waffenstillstand. Die mauretanischen Truppen zogen sich aus ihrem Teil von Westsahara zurück, dieser wurde binnen kurzer Zeit ebenfalls von Marokko annektiert. Zur Sicherung des Gebietes baute Marokko über 2 000 km lange Verteidigungswälle, die dicht vermint und von marokkanischen Truppen bewacht werden.

    1982 war die DARS ein von 50 Nationen anerkannter Staat. Der Generalsekretär der Frente POLISARIO, Mohammed Abdel Aziz, wurde offizielles Staatsoberhaupt des Landes, bis heute halten sich der Präsident und seine Regierung auf algerischem Staatsterritorium auf.

    Mitte 1990 kam es nach Vermittlung der UN zu einem Waffenstillstand zwischen Marokko und der Führung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara. Ein Referendum über den Status des Landes wurde für 1992 avisiert, UN-Personal sollte im Land die nötigen Vorbereitungen treffen (Mission des nations unies pour le référendum au Sahara occidental/MINURSO).

    Das Referendum wurde immer wieder verschoben und bis heute nicht durchgeführt. Kernpunkt der Zwistigkeiten war immer wieder die Frage, wer als wahlberechtigt zugelassen werden sollte. Nach Meinung der Anhänger der Frente POLISARIO sollten dies nur die Saharauis sein, Marokko bestand jedoch darauf, auch die ansässigen Marokkaner zu berücksichtigen.

    Als sich Mitte der 1990er Jahre immer noch keine Kompromissbereitschaft bei beiden Konfliktparteien zeigte und die jeweiligen Vorschläge wechselseitig abgelehnt wurden, reduzierte die UN ihre Bemühungen. Marokko bot 1996 eine kulturelle und wirtschaftliche Teilautonomie für Westsahara an, die von der Exilregierung aber entschieden abgelehnt wurde. Erneut kam es zum Abbruch und zur Wiederaufnahme der Verhandlungen, ein Referendum wurde aber auch weiterhin nicht abgehalten.

    Als UN-Generalsekretär Kofi Annan im Juni 2001 einen Plan vorlegte, in dem die Demokratische Arabische Republik Westsahara für einen gewissen Zeitraum eine weitgehend autonome Region innerhalb Marokkos werden sollte, drohte die Frente POLISARIO mit einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen.

    Im März 2002 wurde das Mandat der UN-Truppen nur um zwei Monate verlängert. Eine Lösung des Konflikts ist seither nicht in Sicht.