Ringen

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    Ringen ist ein waffenloser Zweikampf mit dem Ziel, den Gegner mit beiden Schultern gleichzeitig auf den Boden zu zwingen.

    Regeln in Kürze

    Griechisch-Römischer Stil

    Im griechisch-römischen (klassischen) Ringen sind nur Griffe bis zur Gürtellinie erlaubt, der Einsatz der Beine ist verboten.

    Freistil

    Der Freistil gestattet Griffe am ganzen Körper, gerade die Angriffe mit und an den Beinen machen ihn so spektakulär.

    Gerungen wird auf einer Matte (Gesamtdurchmesser 9 m) mit einer Kampffläche von 7 m².

    Wettkampfdisziplinen

    Bei Olympia werden Wettkämpfe im Griechisch-Römischen Stil (Griffe bis zur Gürtellinie) und im Freistil (Griffe auch an die Beine und mit den Beinen erlaubt) in folgenden Gewichtsklassen ausgetragen:

    Gewichtsklassen

    Griechisch-Römischer Stil

    Männer: bis 55 kg, 55 bis 60 kg, 60 bis 66 kg, 66 bis 74 kg, 74 bis 84 kg, 84 bis 96 kg, 96 bis 120 kg.

    Freistil

    Männer: bis 55 kg, 55 bis 60 kg, 60 bis 66 kg, 66 bis 74 kg, 74 bis 84 kg, 84 bis 96 kg, 96 bis 120 kg.

    Frauen: bis 48 kg, 48 bis 55 kg, 55 bis 63 kg, 63 bis 72 kg.

    Ab Athen 2004 wird das Frauen-Ringen neu ins Programm aufgenommen.

    Verbände und Qualifikation

    Der Internationale Fachverband (FILA) wurde 1912 gegründet, ihm gehören 113 Landesverbände an.

    Bei den Männern dürfen 140 Ringer pro Stilart starten, bei den Frauen insgesamt 48 (nur Freistil). Sie qualifizieren sich über drei Qualifikationsphasen (Weltmeisterschaften, 1. Qualifikationsturnier, 2. Qualifikationsturnier).

    Geschichte der Sportart

    Ringen und Laufen sind wahrscheinlich die ältesten Sportarten mit Wettkampfcharakter. Im Jahr 708 v.Chr. wurde der Ringkampf in die Olympischen Spiele der Antike aufgenommen, deren Premiere auf das Jahr 776 gelegt wird.

    Bekannt sind aber Griffarten und Ringerschulen bereits um 3000 v.Chr. in China. Die antiken Olympioniken rangen im freien Stil und durften keine gefährlichen Griffe ansetzen. Das wandelte sich mit der Einführung des Pankration, einer Mischung aus Ringen und Boxen, in dem alle Mittel erlaubt waren. Wie die Olympischen Spiele überhaupt, verbot Kaiser Theodosius (379-395 n.Chr.) auch das Ringen.

    Das heutige griechisch-römische Ringen ist keine Fortsetzung des antiken Sports, denn damals rang man ausschließlich im Stand, wer drei Mal zu Boden geworfen wurde, hatte verloren. Das klassische Ringen entwickelte sich Mitte des vorigen Jahrhunderts in Italien und Frankreich, das Freistilringen hingegen in Anlehnung an die Antike in England.

    Olympische Geschichte

    In Athen 1896 stand Ringen in der griechisch-römischen Stilart mit nur einem Wettbewerb ohne Beschränkung des Körpergewichts im Programm. Das Freistilringen kam in St. Louis 1904 hinzu.

    In St. Louis 1904 (Paris 1900 hatte Ringen nicht im Programm) wurden die Ringer schon in sieben Gewichtsklassen eingeteilt und in London 1908 in "klassische" Ringer (vier Klassen) und in Freistilringer (5). Bis Paris 1924 gab es bei den Wettkämpfen kein Zeitlimit, so dass Kämpfe bis zu knapp zwölf Stunden dauerten. In Stockholm 1912 wurde das Finale im griechisch-römischen Halbschwergewicht nach neun Stunden abgebrochen und an beide Kämpfer Silber verliehen.

    Die Einteilung in je zehn Gewichtsklassen gab es seit London 1948, mit einer Ausnahme, das Superschwergewicht (über 100 kg) wurde erst 1972 eingeführt. Seit 2002 gelten die neuen Gewichtsklassen (bei den Frauen vier, bei den Männern sieben).

    Das Frauen-Ringen wurde ins Programm für die Sommerspiele 2004 in Athen aufgenommen. Besonders erfolgreich schnitten hierbei die Athletinnen aus Japan ab. Mit zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze gehörten die Japanerinnen in allen vier Gewichtsklassen zu den Medaillengewinnerinnen.

    Olympische Erfolge

    Die meisten Medaillen sicherte sich Wilfried Dietrich aus Schifferstadt, der zwischen Melbourne 1956 und Mexico City 1968 einmal Gold (in Rom 1960) und je zwei Mal Silber und Bronze gewann.

    Je drei Goldmedaillen holten sich die Schweden Johansson (1932 und 1936) und Westergren (1920 bis 1932) sowie die Sowjetrussen Alexander Medved (1964 bis 1972) und Alexander Karelin (1988 bis 1996). Karelin wurde darüber hinaus in Sydney 2000 Zweiter. Der Russe Buwaisar Saitijew gewann zwischen 1996 und 2008 ebenfalls drei Mal Gold. Russland, inklusive der Erfolge der Sowjetunion, ist vor den USA auch die erfolgreichste Ringernation in der Geschichte der Olympischen Spiele.

    Die deutschen Ringer (einschließlich DDR) feierten besonders im griechisch-römischen Stil Erfolge. Das einzige Freistilgold bisher errang Wilfried Dietrich im Schwergewicht. Vor dem Zweiten Weltkrieg siegten die Bantamgewichtler Leucht (1928) und Brendel (1932). Passarelli tat es ihnen in Los Angeles 1984 nach. Die DDR-Athleten Matz und Vesper setzten sich in Mexico City 1968 durch. Halbschwergewichtler Maik Bullmann schaffte den einzigen deutschen Ringersieg in Barcelona 1992.

    Bemerkenswertes

    In Athen 1896 gewann der Deutsche Carl Schuhmann die erste Goldmedaille, obwohl er nur 1,63 m "klein" war; Schuhmann konnte noch drei weitere Goldmedaillen erringen.

    Der Schwede Ivar Johansson gewann in Los Angeles 1932 im Weltergewicht die Goldmedaillen in beiden Stilarten, was vorher noch nie gelungen war. Dieses Kunststück wiederholte bis heute als einziger Ringer der Este Palusalo in Berlin 1936.

    Die sowjetischen Zwillingsbrüder Anatoly und Sergej Beloglazov holten sich in Moskau je eine Goldmedaille im klassischen Stil, Anatoly im Fliegen- und Sergej im Bantamgewicht. Das machten ihnen die amerikanischen Zwillinge Edward und Lou Banach in Los Angeles 1984 nach, Edward in der 90 kg-Klasse, Lou im Schwergewicht.