Rezitativ

    Aus WISSEN-digital.de

    (italienisch)

    Sprechgesang in Opern, Kantaten und Oratorien, der weitgehend dem Sprachrhythmus untergeordnet ist und in aller Regel syllabisch (eine Note pro Silbe) vertont ist.

    Unterschieden werden das Seccorezitativ (nur mit Orgel, Cembalo, oder einem anderen Generalbassinstrument) und das Recitativo Accompagnato, das vom Orchester oder einem anderen Instrumentalensemble begleitet wird.

    Vorläufer des Rezitativ ist die Monodie. Charakteristisch für das Rezitativ ist, dass die Singstimme von einer mit Ziffern versehenen Bass-Stimme (und Orchester/ Ensemble) begleitet wird (Generalbass). Die Ziffern geben dem ausführenden Musiker (Cembalist, Organist, Lautenspieler etc.) die geforderten Harmonien an.

    Durch die Art und Weise der Begleitung kann die Sprache gegliedert und jeder Text mit dem entsprechenden Affekt ausgestaltet werden. Es war gängige Praxis, an exponierten Textstellen der Stimme mit Melismen besonderen Ausdruck zu verleihen. Die Continuogruppe rückt dagegen etwa dann von ihrer punktuellen Begleitung ab, wenn im Text von bewegten Ereignissen oder Bildern (z.B. Flucht oder Schwert) die Rede ist. Am Ende das Hochbarock kannten Komponisten wie J.S. Bach oder G.F. Händel Dutzende solcher Affekte, um ihren Rezitativen Lebendigkeit zu verleihen.

    Gepflegt wurde das Rezitativ in Opern, Kantaten und Oratorien des 17. und 18. Jh.s, seltener im 19. Jh. und nur zum Erzielen bestimmter Wirkungen im 20. Jh. (z.B. bei I. Strawinsky). Gelegentlich wird der Rezitativstil auch instrumental imitiert, wie in Orchesterrezitativen bei J. Haydn (Symphonie Nr. 7 C-Dur, Hob. I: 7; Sinfoniea concertante B-Dur, Hob. I: 105) und L. van Beethoven.