Religion

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    (lateinisch: religare, "rückverbinden"; relegere, "Respekt erweisen"; religio, "Gottesfurcht")

    Auf Grund der Vielgestaltigkeit der als Religion bezeichneten Phänomene ist eine allgemein gültige inhaltliche Definition schwierig; die Grenzen zu Kultur, Mythologie und Weltanschauung sind fließend. In vielen anderen Kulturen fehlt ein unserem Begriff "Religion" entsprechender Allgemeinbegriff.


    Zentrales Anliegen der Religionen ist das Heil (Erlösung, Erwachen, Befreiung) des Menschen durch die "Rückverbindung" zu einer entweder jenseitig (transzendent) oder diesseitig (immanent) gedachten letzten Wirklichkeit. Dadurch ermöglichen die Religionen eine Harmonisierung des Menschen mit seiner Lebenswirklichkeit, etablieren ein bestimmtes Wertesystem und liefern somit eine Grundlage für Moral und Ethik.

    Religion will Antworten auf die Grundfragen des menschlichen Lebens geben: Fragen nach dem Ursprung, dem Ziel und dem Sinn des Lebens, nach Gut und Böse, nach Tod und Vergänglichkeit.

    Das Bedürfnis nach einer Beantwortung dieser Fragen ist so alt wie die Menschheit. Es existiert kaum eine Kultur ohne Religion. Religionen haben die kulturelle, geistige und politische Entwicklung des Menschen nachhaltig beeinflusst.

    Das Recht auf freie Religionsausübung (Religionsfreiheit) gehört zu den Grundrechten des Menschen. In der Bundesrepublik Deutschland genießen alle Religionsgemeinschaften den Schutz des Grundgesetzes (Artikel 140). In manchen Staaten gab und gibt es dennoch Religionsverbote (z.B. in kommunistischen Staaten oder in Staaten mit Staatsreligion), die sich jedoch nur in wenigen Fällen vollständig haben durchsetzen lassen.

    In der westlichen Gesellschaft hat sich die Bedeutung der Religion seit der Aufklärung gewandelt. Die Religionskritik trug ebenso wie die neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse bedeutend dazu bei, den Einfluss der Religion zurückzudrängen. Im Gegensatz zu dieser Säkularisierung der Gesellschaft stehen fundamentalistische Strömungen, die die kritische Auseinandersetzung und den Dialog der Religionen untereinander verweigern. Die Entstehung und der verstärkte Zulauf neuer religiöser Gruppierungen, Sekten und esoterischer Bewegungen scheint Ausdruck eines wieder wachsenden Bedürfnisses der Gesellschaft nach Spiritualität zu sein.

    Einteilung der Religionen

    Ihrem Ursprung nach lassen sich die Religionen in Naturreligionen, Offenbarungsreligionen und Weisheitsreligionen einteilen.

    Die oft schriftlosen Naturreligionen sind durch Animismus, den Glauben an bestimmte in der Natur wirkende Kräfte (Dynamismus) und Geisterglauben gekennzeichnet.

    Offenbarungsreligionen (z.B. Judentum, Christentum, Islam) leiten ihren - oft absoluten - Wahrheitsanspruch von der Enthüllung einer Wahrheit durch einen Gott oder ein göttliches Wesen ab. Der Inhalt der Offenbarung ist in der Regel in heiligen Schriften niedergelegt.

    Weisheitsreligionen (z.B. Buddhismus) sind dadurch charakterisiert, dass die Erkenntnis, durch die das Heil verwirklicht werden soll, ihren Ursprung nicht im übernatürlichen Bereich, sondern im Menschen selbst hat. Die heiligen Schriften dieser Religionen zeigen Wege zur Verwirklichung dieser Erkenntnis auf.

    Nach ihrer Verbreitung können Volks- oder Lokalreligionen und Weltreligionen unterschieden werden. Die Bedeutung von Lokalreligionen ist auf bestimmte Sippen, Stämme oder kleinere Völker beschränkt. Diese lokale Gemeinschaft ist damit zugleich Religionsgemeinschaft. Demgegenüber vertreten die Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus) einen im Prinzip für alle Menschen gültigen Erlösungsanspruch.

    Religionen können auch nach ihren unterschiedlichen Gottesbildern eingeteilt werden:

    Es existieren Religionen mit personaler Gottesvorstellung (Judentum, Christentum, Islam), solche mit personifizierter (viele Naturreligionen, antike griechische und römische Religion, volkstümliche Formen des Hinduismus) und mit apersonaler Gottesvorstellung (Buddhismus). Daneben gibt es Religionen, die keine Gottesvorstellung haben, wie beispielsweise den Hînayâna-Buddhismus. Diese werden manchmal als atheistische Religionen bezeichnet; sie sind jedoch nicht mit atheistischer Weltanschauung zu verwechseln.

    Die Anzahl der Götter und der Grad ihrer Verehrung schließlich ermöglicht eine Einteilung in monotheistische bzw. henotheistische, polytheistische und pantheistische Religionen.

    Zur Lehre und Geschichte der einzelnen Religionen siehe die betreffenden Einträge (unter anderem Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus).

    Formen religiösen Lebens

    Die konkreten Handlungen, mithilfe derer in den verschiedenen Religionen die Rückverbindung des Menschen an die letzte Wirklichkeit erreicht werden soll, betreffen alle Aspekte des menschlichen Lebens.

    Die meisten Religionen besitzen einen besonderen Mittler zwischen Gott und den Menschen (Priester, Schamane etc.). Eine besondere Rolle spielt dieser Mittler insbesondere bei der Ausübung heiliger Handlungen (Kult). Diese Gottesdienste sind ein besonderer Bezugspunkt religiöser Gemeinschaften und gehen oft mit Liturgie, Musik und Tanz einher. Sie werden in den meisten Religionen an bestimmten heiligen Orten durchgeführt. Solche Orte können Gebäude (wie z.B. Kirchen, Tempel, Moscheen), bestimmte landschaftliche Merkmale (wie z.B. heilige Berge) u.a. sein. Fast alle Religionen kennen einen Opfer-Ritus, bei dem je nach Religion die unterschiedlichsten Gaben dargebracht werden.

    Daneben wird auch das alltägliche Leben der Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft durch Gebote und Verbote geregelt. Diese Vorschriften haben meist nicht nur religiös-kultische Gründe, sondern dienen beispielsweise hygienischen (z.B. Speisevorschriften) oder gesellschaftspolitischen Zwecken (z.B. Regelungen zu Sexualität und Ehe).

    Gebet und Meditation sind Formen religiösen Lebens, die mehr den Einzelnen betreffen, wenngleich sie auch Bestandteile gemeinschaftlich vollzogener heiliger Handlungen sein können.

    Formen der wissenschaftlichen Erforschung von Religion

    Der Erforschung der eigenen Religion "von innen" als der Aufgabe der Theologie steht die methodisch distanzierte Erforschung von Religionen "von außen" durch die Religionswissenschaft gegenüber. Außerdem können Religionen zum Gegenstand verschiedener anderer wissenschaftlicher Disziplinen werden, wie z.B. der Philosophie, Völkerkunde und, sofern es sich um Schriftreligionen handelt, auch der Philologien.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.