Phöniker

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    (griechisch: Phoinikes, "Purpurhändler"; römisch: Phoenices, Poeni [Punier])

    auch: Phönizier, Phoiniker;

    Selbstbezeichnung: Kanaanäer, Sidonier;

    semitisches Handelsvolk der Antike, den Hebräern verwandt, das seit 2000 v.Chr. vermutlich mit der 1. kanaanäischen Wanderung den Küstenstrich zwischen der Orontesmündung und dem heutigen Haifa (Länder Syrien, Libanon, Nordisrael) westlich des Libanon in Besitz nahm.

    Die Phöniker hatten kein Einheitsreich, sondern Stadtstaaten an der hafenreichen Mittelmeerküste (in der Regel mit Königen an der Spitze): Ugarit (im 13. Jh. v.Chr. untergegangen), Arades, Marathos, Simyra, Arka (Cäsarea), Orthosia, Tripolis, Botry, Byblos, Berytos (Beirut), Laodikea, Sidon, Tyros, Akko (Akka oder Akkon bei Haifa). Um 2000 v.Chr. waren sie zeitweise im Reich Akkad-Sumer eingebunden, um 1750 v.Chr. wurden sie von den Hyksos überrollt, waren seit 1740 v.Chr. Flottenstützpunkte der ägyptischen Pharaonen und 1500-1450 v.Chr. im ägyptischen Weltreich. Um 1500 v.Chr. übernahmen die Phöniker die fortentwickelte ägyptische Hieroglyphen- und die kanaanäische Buchstabenschrift und vereinfachten diese zur phönikischen Alphabetschrift (um 1500 v.Chr. phönikische Sinai-Inschrift, im 15. Jh. v.Chr. Tontafelschriften in Ugarit). 1400-1360 v.Chr. war Phönikien umkämpft von Ägyptern, Hethitern, Mitannern und Amoritern. 1350-1300 v.Chr. war es wieder ägyptisch. Um 1200 v.Chr. wurde es von den Seevölkern bedrängt.

    Bis in diese Zeit (auch in den Perioden der Fremdherrschaft) waren die Phöniker neben Kreta die bedeutendste Handels-, See- und Seepiratenmacht im Ostmittelmeer. Nach dem Zusammenbruch der kretischen Macht, des Hethiterreiches und der Befreiung von der ägyptischen Herrschaft begannen sie um 1200 v.Chr. mit dem Ausbau größerer Flotten: Galeeren aus dem Zedernholz des Libanon mit Rudersklaven. Ihre Handelsfahrten griffen auf das gesamte Mittelmeer über, und sie legten zahlreiche Faktoreien auf Inseln und Halbinseln entlang der Handelswege von Syrien bis Andalusien an: Zypern, Melos, Rhodos, Sardinien, Sizilien (Palermo); in Spanien: Cadiz, Tartessos, Malaga; auf afrikanischem Boden: Utica, Biserta, Lepqy (Leptis Magna). Die Phöniker unternahmen vermutlich schon früh Ausfahrten zu den Azoren und nach Madeira. Ausfuhrgüter waren Zedernholz, Möbel, Glaswaren und Fayencen, Baumwollgewebe, Purpur, Schmuck, Waffen und steinerne Sarkophage. Zwischenhandelswaren waren Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Eisen, Gewürze, Getreide, Wein, Vasen, Papyrus, Elfenbein und Sklaven. Noch vor 1000 v.Chr. Vermittlung der phönikischen Buchstabenschrift an Israeliten und Griechen, die sie durch die fehlenden Vokalzeichen ergänzten.

    Um 1000 v.Chr. übernahm Tyros die Führung über die phönikischen Städte. König Hiram von Tyros entsandte phönikische Holzbaumeister nach Jerusalem, die am Tempel Salomons mitbauten. Im 9. Jh. v.Chr. begann die Bedrohung durch Assyrien, und viele Phöniker verließen ihre Heimat und gründeten um 814 v.Chr. beim heutigen Tunis die Handelsstadt Karthago (Kart Chadascht, "Neue Hauptstadt"), die nach dem Verlust der phönikischen Seegeltung an die Griechen führende phönikische (punische) Seemacht wurde.

    701 v.Chr. wurde Phönikien außer Tyros von Assyrien, nach dem Zerfall Assyriens 586 v.Chr. von den Chaldäern, 538 v.Chr. ganz Phönikien von den Persern abhängig, die durch die Eroberung die phönikische Flotte in die Hand bekamen und sie gegen Griechenland einsetzten (Perserkriege). 332 v.Chr. Eroberung durch Alexander den Großen. Das Phönikertum ging im hellenistischen Weltreich auf und verschwand um 146 v.Chr. aus der Geschichte. Das Land wurde 63 v.Chr. römisch.

    An Bauresten sind nur Grabbauten und Reste von Totenstädten erhalten. Die phönikische Kunst war nur selten (mit Ausnahme der karthagischen) zu Eigenschöpfungen gelangt.