Pflanzengeografie

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    auch: Geobotanik, Phytogeografie;

    Einführung

    Teilgebiet der Biogeografie; die Wissenschaft über die räumliche und zeitliche Verteilung (Verbreitung und Vergesellschaftung) der Pflanzen auf der Erde, in Zusammenhang mit den historischen Gegebenheiten und den Umweltbedingungen. Die Pflanzengeografie bildet ein Teilgebiet der Geobiologie.

    Die Aufgabe der Pflanzengeografie ist die Kartierung von Verbreitungsgebieten der verschiedenen Arten und die Aufstellung von Verbreitungsmustern.

    Die geologische und soziologische Pflanzengeografie arbeitet zusammen mit der Ökologie. Sie erforscht die Vergesellschaftung der Pflanzen bis hin zu bestehenden Kulturgesellschaften. Die ökologische Pflanzengeografie untersucht die Beziehung der Pflanzen zum Klima, wobei die einzelnen Vegetationseinheiten als Formationen bezeichnet werden. Die floristische Pflanzengeografie hat die einzelnen Pflanzenareale zum Gegenstand, wobei die größten die Florenreiche sind. In diesen herrschen z.B. Kakteen, Wolfsmilchgewächse oder Eukalyptus-Bäume vor. Man kann durch entsprechende Zusammenfassungen verschiedene Pflanzenregionen und Pflanzensubregionen unterscheiden.

    Holarktische Region

    Die flächenmäßig umfangreichste ist die Holarktische Region, die die ganze nördliche gemäßigte und kalte Zone der Erde umfasst. Nördlich der polaren Waldgrenze liegt das arktische Tundrengebiet mit charakteristischen Zwergsträuchern und vielen Moosen und Flechten, die die Vegetation der Tundra bilden. Das sich südlich dieser Grenze anschließende große Waldgebiet (das als eurosibirisches Waldgebiet bezeichnet wird) gliedert sich zunächst in einen nach Osten immer breiter werdenden Gürtel von immergrünen Nadelwäldern, dem sich nach Süden und Westen ein Gürtel sommergrüner Laubwälder anschließt. Zu dieser Subregion gehört auch die Vegetation Mitteleuropas. An den Küsten des Mittelmeers und auf seinen Inseln findet man Elemente der mediterranen Subregion. Ihre Verbreitung deckt sich weitgehend mit der Anbaugrenze des Ölbaums. Charakteristisch sind zahlreiche Hartlaubgewächse (Stein-, Flaum- und Kermeseiche, Ölbaum, Johannisbrotbaum u.a.). An Nadelhölzern findet man unter anderem Pinie und Aleppokiefer. Durch die lange und intensive Kultivierung dieses Gebietes seit der Antike sind die ursprünglichen Wälder auf weite Strecken zerstört, gelegentlich auch zu einem Hartlaubgebüsch degradiert, das als Macchia bezeichnet wird (mit Erdbeerbaum, Pistazien, Wacholder, Dornsträuchern, vielen Lippenblütlern). Die Vegetation der mediterranen Gebirge gleicht dagegen mehr oder weniger der Mitteleuropas, wobei das reichliche Vorkommen der Edelkastanie typisch ist. Vom Schwarzen Meer aus zieht sich die pontisch-zentralasiatische Subregion durch Zentralasien bis ins westliche China; sie schließt vor allem große Steppen- und Halbwüstengebiete ein. Einige ihrer charakteristischen Wuchsarten sind auch nach Mitteleuropa gelangt, wo sie vor allem in den so genannten Steppenheiden zu finden sind. Eine eigenen Subregion bildet das nordafrikanisch-indische Wüstengebiet.

    In Nordamerika folgt dem Nadelwaldgebiet Alaskas und Kanadas ein atlantisches (vorwiegend mit Laubbäumen) und ein pazifisches Waldgebiet (vorwiegend mit Nadelbäumen), dazwischen liegen Steppen und Wüsten.

    Paläotropische und Neotropische Region

    Die Flora der Tropengebiete der Alten Welt wird in der Paläotropischen Region, die der Neuen Welt in der Neotropischen Region zusammengefasst. Für beide sind die Regenwälder kennzeichnend, die aus vielen Arten von Bäumen, Lianen, Sträuchern und Kräutern zusammengesetzt sind. Wo sich im Laufe des Jahres Regen- und Trockenzeiten abwechseln, findet man das tropische Gegenstück zu sommergrünen Laubwäldern, die Monsunwälder. Bei noch geringeren Niederschlägen kommt es zur Ausbildung von Trockenwäldern und schließlich zu nur noch mit wenigen Bäumen oder Sträuchern besetzten Grasfluren, den Savannen.

    Australische Region

    In der auf den Fünften Erdteil beschränkten Australischen Region sind meist Hartlaubwälder und -gebüsche, Savannen, Trockengebüsch (Scrubs) und Wüsten zu finden. Von den etwa 10 000 Arten dieser Region sind rund 8 000 endemisch, d.h. sie kommen nur dort vor. Dies gilt z.B. auch für die Gattung Eucalyptus. Manche Arten dieser Gattung stellen die Schmalseiten ihrer Blätter senkrecht zum Lichteinfall und bilden so die berühmten "schattenlosen" Wälder Australiens.

    Kapländische Region

    In der Kapländischen Region mit sommergrünen Hartlaubgebüschen und -heiden fehlen Bäume fast völlig. Hier ist die Flora sehr artenreich und erinnert häufig an die der mediterranen Subregion.

    Antarktische Region

    Zur antarktischen Region gehört der südlichste Teil Amerikas. Feuchte Gebirgswälder und weite, mit Polsterpflanzen besetzte waldlose Gebiete prägen die Region. In allen Regionen bewirken die Gebirge eine Veränderung in der Zusammensetzung der betreffenden Flora. Diese durch die Höhenstufen bewirkten Veränderungen können am Beispiel der Alpen geschildert werden. Die montane und subalpine Stufe wird von Hochwald bestockt, in dem die Lawinenbahnen nur von Rasen und Krummholz bewachsene Lücken bilden. Der Wald wird mit zunehmender Höhe lichter, so dass schließlich die Grenze geschlossenen Baumbestandes, d.h. die Waldgrenze (alpine Waldgrenze), erreicht wird. In der nun folgenden alpinen Höhenstufe kommen neben zahlreichen Zwergsträuchern noch einzelne Baumkrüppel vor. Wo diese nicht mehr zu finden sind, zieht man die Baumgrenze. Wahrscheinlich ist die Auftrennung zwischen Wald- und Baumgrenze künstlich, da sie in vom Menschen unberührten Gebirgen nicht beobachtet wird. In den höheren Teilen der alpinen Stufe wachsen schließlich auch keine Zwergsträucher mehr, so dass die Pflanzendecke einer nahezu geschlossenen Rasendecke entspricht. Mit wachsender Höhe wird das Gras spärlicher. Das Gebiet, in dem nur noch einzelne Dikotylenpolster und -teppiche zwischen Pionierrasen vorkommen, bezeichnet man als subnival. Es reicht bis zur Schneegrenze; oberhalb beginnt die nivale Zone, die durch das Vorkommen von Moosen und Flechten gekennzeichnet ist, wenn auch einzelne Polster höherer Pflanzen noch weit in die nivale Zone hinaufreichen. So sind Gletscherhahnenfuß und einige Steinbrecharten auch in großer Höhe zu finden.