Mittelalter (Musik)

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    Um 595 ordnete Papst Gregor I., dessen Regierungszeit (590-604) großenteils der Vereinheitlichung der Liturgie und besonders ihres musikalischen Teils galt, die Sammlung und Sichtung der Singweisen der gesamten christlichen Welt an. Die so gesammelten, zentral in Rom ausgewählten und umgestalteten, in der Arbeit von Jahrhunderten reich vermehrten Melodien tragen daher mit Recht den Namen Gregorianischer Choral, ohne dass eine schöpferische Leistung Gregors im engeren Sinne nachweisbar wäre.

    Die Musiktheorie der Antike wurde vor allem von A.M. Boethius in seinen fünf Büchern der "De institutione musica" für das europäische Mittelalter festgehalten und diente als Ausgangspunkt weiterer schriftlicher Tradierung. Sequenz und Tropus gewannen an Bedeutung für die Neuschaffung von Melodien und geistlichen Texten.

    Die weltliche Lyrik des Mittelalters nahm ihren Anfang gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Südfrankreich mit der Kunst der Troubadours, die in Nordfrankreich ein Jahrhundert später in den Trouvères sowie in Deutschland in den Minnesängern ihre Parallelerscheinungen fand. Mit dem Niedergang des Rittertums gegen Ende des 13. Jahrhunderts verlor auch die ausschließlich vom Adel gepflegte Kunst weitgehend an Bedeutung. Musikalisch-lyrische Formen waren litaneiartig vorgetragene Versepen, die Chanson de Geste (erzählendes Heldenlied), Lai, später auch Ballade, Rondeau und Virelai.

    Choralmelodien waren, abgesehen von dem sich entwickelnden System der Neumen, Gegenstand mündlicher Überlieferung, daher fehlen größtenteils schriftliche Zeugnisse. Ebenso war die frühe Mehrstimmigkeit des Quart- und Quint-Organums als reine Stegreiftechnik nicht schriftlich fixiert. Erste mehrstimmig notierte geistliche Musik findet sich in einer Handschrift aus St. Martial (um 1100). Ein Liniensystem zur Fixierung von Tonhöhen in der Notation wurde erstmals von G. von Arezzo verwendet.

    In Frankreich entstand im 12. Jahrhundert die erste Kunstrichtung der abendländischen Musik, später als Ars antiqua bezeichnet, deren Hauptvertreter Leoninus und Perotinus Magnus die Notre-Dame-Schule begründen. Hier wurde aus dem Gregorianischen Choral das Organum entwickelt, das - zunächst zweistimmig - von Perotinus Magnus zum großvierstimmigen Organum ausgeweitet wurde. Die Klanglichkeit orientiert sich an den akustischen Verhältnissen der großen Kathedralen.

    Der Ars antiqua trat im 14. Jahrhundert die nach einem Traktat von Ph. de Vitry benannte Ars nova entgegen, zu der neben diesem auch G. de Machaut zählt. Gepflegt wurden neben Messe und Motette v.a. auch das Virelai, ein Lied mit Refrains und wechselnden Strophen. Die Texte variieren von religiösen oder liturgischen Texten bis hin zu Liebesdichtungen mit stark erotischen Bezügen. Kompositionstechniken wie die Isorhythmie gelangten zu großer Bedeutung. Eine späte Blütezeit der Ars nova mit nahezu übersteigerter Verzierungskunst um 1400 wird als Ars subtilior bezeichnet.

    In Italien entstand unabhängig davon die Musik des Trecento mit ihrem wichtigsten Vertreter F. Landino. Es handelte sich um eine weltliche mehrstimmige Liedkunst für hohe Männnerstimmen und Instrumente. Zentren waren Mailand, Verona, Mantua, Padua, Modena und Ferrara. Hauptgattungen sind Lauda, Madrigal, Caccia und Ballata.

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.