Makedonien Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Altertum

    Das Gebiet des heutigen Makedonien wurde vermutlich ab 2000 v.Chr. von illyrisch-thrakischen Volksstämmen besiedelt. Ab dem 7. Jh. v.Chr. war es Teil des Königreichs Makedon, das sich nach Osten und Süden ausdehnte und Teile von Bulgarien, Griechenland und Serbien umfasste. Seine größte Ausdehnung erfuhr das makedonische Königreich unter Alexander dem Großen, der im 4. Jh. v.Chr. das persische Achämenidenreich besiegte und ein Großreich errichtete, das weit in den Orient hineinreichte.

    Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v.Chr. zerfiel das makedonische Reich in mehrere rivalisierende Teilstaaten, die von den "Diadochen" (Nachfolgern) Alexanders beherrscht wurden. Auf dem Gebiet des heutigen Makedonien herrschte zunächst die Dynastie der Antipater, die 276 v.Chr. von der der Antigoniden abgelöst wurde. Diese herrschte bis 168 v.Chr., dann musste sich König Perseus in der Entscheidungsschlacht bei Pydna den Truppen des aufstrebenden römischen Reiches geschlagen geben. Makedonien wurde zunächst in vier Republiken geteilt, dann 148 v.Chr. als Provinz "Macedonia" in das Römische Reich eingegliedert.

    Nach der Teilung des Römischen Reiches 395 n.Chr. kam Makedonien zum Oströmischen (Byzantinischen Reich).

    Mittelalter und Neuzeit

    Ab dem 6. Jh. wanderten slawische Völker in das Gebiet des heutigen Makedonien ein. Im 10. Jh. kam das Land unter die Herrschaft von Bulgarien. Die Stadt Ohrid im Süden wurde um 1000 zur Residenz des bulgarischen Zaren. Ab 1018 eroberten byzantinische Truppen das Gebiet wieder.

    1331 wurde Makedonien Teil des serbischen Großreiches. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo polje) im Jahr 1389, als das christliche Heer der Serben, Montenegriner, Bosnier und Albaner eine schwere Niederlage gegen die islamischen Türken (Osmanen) hinnehmen musste, fiel Makedonien an das Osmanische Reich und verblieb für die nächsten fünf Jahrhunderte unter dieser Herrschaft.

    Ab dem 19. Jh. fanden auf dem Boden Makedoniens mehrere Kriege zwischen rivalisierenden Völkern und Mächten statt (Serben, Bulgaren, Griechen, Osmanen). Bis zum Ende des Zweiten Balkankrieges 1913 blieb das Gebiet offiziell Teil des Osmanischen Reiches, dann wurde das Territorium aufgeteilt zwischen Griechenland, Serbien und Bulgarien (Frieden von Bukarest).

    Zeitgeschichte

    1918 wurde Makedonien als nichtautonome Provinz in das neugegründete Königreich Serbien eingegliedert ("Vereinigtes Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen"), das ab 1929 "Königreich Jugoslawien" hieß. Sämtliche Bewegungen innerhalb Makedoniens, die sich gegen die Vorherrschaft der Serben wehrten, wurden unterdrückt. Die Unabhängigkeitsbewegung in Makedonien wurde hauptsächlich von der "Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation" (IMRO) getragen, die bereits gegen Ende des 19. Jh.s entstanden war.

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Makedonien 1945 ein Teil der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien (ab 1963 Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) und erhielt die beschränkte innere Autonomie.

    Unabhängiger Staat

    Als sich Ende der 1980er Jahre der Zerfall Jugoslawiens abzeichnete, musste die kommunistische Regierung Makedoniens der Einführung eines Mehrparteiensystems zustimmen und verlor bei den ersten Wahlen im Oktober 1990 ihr Machtmonopol. Neuer Regierungschef wurde der Sozialdemokrat Kiro Gligorov. Bei einem Volksentscheid stimmten an die 95 % der Bevölkerung Makedoniens für die Loslösung von Jugoslawien. Am 18. September 1991 erklärte sich die "Republika Makedonija" als unabhängiger Staat mit Skopje als Hauptstadt und Gligorov als erstem Staatspräsidenten. (Bereits im Juni hatten Kroatien und Slowenien formell ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt.)

    Eine Belastung für den jungen Staat waren der Flüchtlingsstrom aus den Kriegsgebieten in Bosnien-Herzegowina und der so genannte Namens- und Flaggenstreit mit Griechenland: Griechenland forderte die Staatsführung Makedoniens auf, einen anderen Staatsnamen zu verwenden, da es territoriale Ansprüche auf die griechische Region Makedonien befürchtete. Auch wurde die Flagge mit den Insignien Alexanders des Großen bemängelt. Ein von Griechenland verhängtes Handelsembargo belastete zusätzlich die makedonische Wirtschaft. Erst nach Vermittlung durch die Vereinten Nationen kam es 1993 zu einem ersten Kompromiss: Makedonien wurde nach einer Namensänderung (nun "Ehemalige jugoslawische Republik Makedonien") in die UNO aufgenommen und erhielt damit die internationale Anerkennung. Das Flaggenemblem wurde 1995 leicht geändert und in der makedonischen Verfassung wurde festgelegt, dass keinerlei territoriale Ansprüche auf die historische Region Makedonien in Griechenland bestehen. Das griechische Handelsembargo wurde 1995 endgültig aufgehoben.

    Im Oktober 1994 erlangte bei den ersten Parlamentswahlen seit Erreichen der Unabhängigkeit die "Allianz für Makedonien" (SZM), die aus Sozialisten, Liberalen und Sozialdemokraten bestand, die absolute Mehrheit der Stimmen. Staatspräsident Kiro Gligorov wurde bei den gleichzeitig stattfindenden Präsidentschaftswahlen in seinem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt.

    Auseinandersetzungen mit Albanern

    Eine innenpolitische Belastung stellten die sozialen Spannungen zwischen Makedoniern und der albanischen Minderheit dar, die überwiegend in der Provinz Illyria lebten und einen autonomen Status forderten. Bereits seit 1993 war in Makedonien aufgrund der instabilen Lage der Region eine UN-Friedenstruppe stationiert, deren Mandat wiederholt verlängert wurde. Durch den Krieg in der jugoslawischen Provinz Kosovo verschärften sich die Spannungen in Makedonien. Um ein Übergreifen des Konflikts auf Makedonien zu verhindern, wurde die UN-Friedenstruppe vergrößert. Im Dezember 1998 stimmte die neue makedonische Regierung (Bündnis aus "Innere Makedonische Revolutionäre Organisation-Demokratische Partei der Nationalen Einheit Makedoniens"/IMRO-DPMDE und der neugegründeten liberalen "Demokratischen Alternative"/DA) der Stationierung einer Schutztruppe des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO zu. Bis März 1999 wurden 12 000 Soldaten in Makedonien stationiert, die nach einem Friedensschluss im Kosovo eingesetzt werden und bis dahin Makedonien vor Übergriffen schützen sollten. Dennoch kam es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen makedonischen Sicherheitskräften und albanischen Extremisten, die zum Großteil der Nationalen Albanischen Befreiungsarmee (UÇK) angehörten.

    Bis zu diesem Zeitpunkt waren rund 20 000 Kosovo-Albaner auf makedonisches Staatsterritorium geflüchtet. Die makedonische Staatsführung unter Regierungschef Ljubco Georgievski äußerte ihre Bedenken hinsichtlich einer Verschiebung innerhalb der Bevölkerung zugunsten der Albaner, die bisher rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachten und deren radikale Flügel eine Vereinigung mit Albanien anstrebten. Im Juni 1999, nachdem NATO-Truppen in den Kosovo einmarschiert waren, begann der Rückstrom der albanischen Flüchtlinge.

    Im Dezember 1999 wurde Boris Trajkovski von der regierenden VMRO-DPMNE neuer Staatspräsident Makedoniens. Anfang des Jahres 2001 kam es zu einer erneuten Verschärfung des Konflikts zwischen albanischen Rebellen und makedonischen Soldaten im Raum der Stadt Tetovo und zu einer Reihe von Anschlägen und Kampfhandlungen. Eine politische Lösung deutete sich an, als im Mai 2001 eine Regierung der "Nationalen Einheit" gebildet wurde, der auch Mitglieder der albanischen "Partei für Demokratischen Wohlstand" (PDP) angehörten. Auch wurde per Verfassungsänderung der Forderung der Albaner nach Anerkennung der albanischen Sprache als zweite Amtssprache nachgekommen. Dennoch kam es erneut zu Anschlägen von albanischen Extremisten, die durch Offensiven makedonischer Streitkräfte beantwortet wurde. Im Juni 2001 beschloss die NATO die Entsendung einer 3000 Mann starken Truppe nach Makedonien, sobald es zu einem Waffenstillstandsabkommen zwischen der UÇK-Führung und der Regierung in Skopje gekommen wäre. Am 13. August 2001 wurde in Skopje ein Friedensvertrag von den Konfliktparteien unterzeichnet. Nach dem Einhalten der verabredeten Waffenruhe entsandte die NATO rund 3500 Mann nach Makedonien ("Essential Harvest"). Die schätzungsweise 1 500 UÇK-Rebellen hatten sich zur freiwilligen Niederlegung ihrer Waffen bereit erklärt. Im September 2001 einigten sich die NATO-Führung und die makedonische Regierung auf den Einsatz einer künftigen Schutztruppe für die zivilen Beobachter der Europäischen Union und der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), die nach Abschluss der NATO-Operation im Land verbleiben sollen. Im gleichen Monat verkündete der politische Sprecher der albanischen Rebellen, Ali Ahmeti, die Selbstauflösung der UÇK.

    Im November 2001 verabschiedete das Parlament eine Reihe von Verfassungsänderungen, die den Bevölkerungsminderheiten mehr Rechte zubilligten. Dazu gehörte unter anderem neben der Festlegung des Albanischen als zweite Amtssprache (in den Gebieten mit mehr als 20 % Albanern) eine begrenzte lokale Selbstverwaltung in überwiegend albanisch besiedelten Gebieten.

    Die regierende VMRO-DPMNE erreichte bei den Parlamentswahlen im September 2002 nur noch 24 %. Stärkste Partei wurden die Sozialdemokraten (SDS). Nach dem Flugzeugabsturz des Präsidenten Boris Trajkovski im Februar 2004 wurden die Regierungspositionen neu besetzt: Der sozialdemokratische Regierungschef Branko Crvenkovski wurde Sieger der Präsidentschaftswahlen und damit zum zweiten Mal ins Amt gewählt; Ministerpräsident wurde Hari Kostov, der mittlerweile von Nikola Gruevski abgelöst wurde.

    Ende 2005 wurde Makedonien als möglicher Beitrittskandidat in den Integrationsprozess der EU aufgenommen, jedoch ohne ein festes Terminziel. Die EU-Kommission bescheinigte dem Land ein Jahr später, dass weitere Fortschritte festzustellen sind, wenn auch mit verlangsamtem Tempo. Vor allem in den Bereichen Polizei, Justiz und Verwaltung gibt es große institutionelle Defizite, die die Marktwirtschaft negativ beeinflussen.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.