Mahmud Abbas

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    palästinensischer Politiker; * 26. März 1935 in Safad (Nordisrael)

    genannt: Abu Mazen;

    Abbas floh 1948 mit seiner Familie nach Damaskus, studierte später englische und arabische Literatur und promovierte in Moskau im Fachbereich "Israelische Politik". Er gehörte von Anfang an zur Palästinenserführung im Exil.

    1958 begründete Abbas die Guerillaorganisation Al Fatah mit, die wichtigste politische Gruppierung innerhalb der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO). Er hielt sich zusammen mit Jasir Arafat im Exil in Jordanien (1967), im Libanon (1970) und in Tunesien (1982) auf. Seit 1968 ist er Mitglied des Palästinensischen Nationalrats (PNC) und des Exekutivkomitees der PLO. Seit den 1970er Jahren engagiert er sich für eine Aussöhnung zwischen Israel und den Palästinensern; er initiierte den Dialog mit Vertretern der jüdischen Linken und der israelischen Friedensbewegung. Ab 1980 war Abbas Leiter der Abteilung für nationale und internationale Beziehungen der PLO. Er handelte mit Yossi Beilin seitens Israel die Verträge des Oslo-Friedensprozesses aus und begleitete Arafat zur Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens nach Washington. 1996 wurde er Generalsekretär des Exekutivkomitees und im selben Jahr in den Palästinensischen Legislativrat gewählt; damit war er der zweithöchste Repräsentant der Palästinenser. Im März 2003 wurde Abbas von Arafat zum Ministerpräsidenten ernannt und in der Folge von Israel und den USA als moderater und kompetenter Verhandlungspartner akzeptiert und geschätzt. Innenpolitisch verfügte Abbas allerdings über zu geringe Machtmittel. Er konnte sich in den massiven Konflikten mit Arafat auch bezüglich der so genannten "Road Map" nicht ausreichend durchsetzen, da Arafat weiterhin großen Einfluss besaß. Abbas gelang es trotz der Verhandlungen mit Israel nicht, das neuerliche Aufleben der Gewalt und die Verschärfung des Nahostkonflikts zu verhindern.

    Er trat im September 2003 von seinem Amt als palästinensischer Ministerpräsident zurück, nachdem israelische Soldaten in Gaza versucht hatten, die gesamte Hamas-Führung zu ermorden. Abbas' Nachfolger wurde Ahmed Kurei. Nach dem Tod von Arafat im November 2004 wurde Mahmud Abbas zu dessen Nachfolger als Vorsitzender der PLO gewählt. Seit Anfang 2005 ist er palästinensischer Präsident. Ohne wirkliche Machtbasis in der Fatah konnte Abbas seine Pläne zur Umsetzung der so genannten Road Map nicht in Angriff nehmen. Nach dem Wahlsieg der Hamas Anfang 2006 ist er zur Zusammenarbeit mit den Islamisten gezwungen; Abbas, seit November 2006 Führer der Fatah, konnte ein erstes Abkommen mit der Hamas erreichen. Allerdings kam es im Juni 2007 zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten im Gaza-Streifen, woraufhin Abbas das aus Fatah und Hamas gebildete Regierungsbündnis auflöste und eine Notstandsregierung berief.

    Vergleiche für die aktuelle Entwicklung Nahostkonflikt.