Literatur

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    (lateinisch "Sprachkunst, Buchstabenschrift, Schrifttum")

    Sammelbezeichnung aller schriftlich niedergelegten sprachlichen Zeugnisse; im engeren Sinn die Dichtung.

    Allgemeine Einteilung

    Unterschieden wird ganz allgemein zwischen den fiktionalen Texten der Belletristik - zu der sowohl die "hohe" schöngeistige Literatur als auch die Trivialliteratur zählen - und nichtfiktionaler Gebrauchsliteratur. Im engeren Sinn zählen nur die belletristischen Texte zur Literatur.


    Goethe prägte den Begriff der Weltliteratur für jene Werke, die weit über die nationale Literatur und Kultur hinaus Bedeutung erlangt haben.

    Literaturwissenschaft und Literaturkritik, die die Untersuchung und Einordnung der belletristischen Texte zum Gegenstand haben, unterscheiden zudem zwischen Primärliteratur (direkte Quellen) und Sekundärliteratur (wissenschaftliche Untersuchungen und Kommentare zur Primärliteratur).

    Einteilung der Belletristik

    Die Belletristik wird unterteilt in die drei GattungenEpik, Lyrik und Drama.

    Epik

    Der Bereich der Epik umfasst alle erzählenden Texte, wie z.B. das Märchen, die Sage, den Roman, das Epos, die Novelle, die Kurzgeschichte, die Fabel, die Ballade und die Anekdote.

    Dramatik

    Die Gattung der Dramatik umfasst alle szenischen Texte, die meist die Grundlage von auf der Bühne aufgeführten Dramen bilden. Die Hauptformen der Dramatik stellen die Tragödie (Trauerspiel) und die Komödie (Lustspiel) dar. Daneben gibt es auch die Tragikomödie, die Posse, die Farce, das Monodrama und das Volksstück oder das Lehrstück.

    Lyrik

    Unter dem Begriff Lyrik werden alle Textsorten zusammengefasst, die weder zur dramatischen noch zur erzählerischen Gattung gehören. Oft werden als Charakteristikum der Lyrik die Elemente Rhythmus, Vers, Reim und Metrum angegeben. Diese Elemente sind aber keine spezifischen Kriterien für Lyrik, da auch epische Gattungen (z.B. das Epos) und Dramen (z.B. Schillers Dramen) in Versen verfasst sein können. Außerdem hat sich auch ein Teil der modernen Lyrik vollständig von der Verwendung von Vers, Rhythmus, Reim und Metrum gelöst. Lyrische Gedichtformen sind die Elegie, die Hymne, die Ode, das Sonett und das Lied (Kunstlied und Volkslied). Viele dieser klassischen Gedichtformen benutzen Strophen zur Gliederung.

    Einteilung der Gebrauchsliteratur

    Unter Gebrauchsliteratur versteht man zumeist nicht-fiktionale Textsorten. Die Gebrauchsliteratur wird unterteilt in wissenschaftliche Texte (Fachliteratur) wie Aufsätze und Abhandlungen, populärwissenschaftliche Texte (Sachliteratur), didaktische Texte (Reden, Referate) und publizistisches Schriftgut (Flugblätter, Werbetexte, journalistische Artikel). Aber auch bei Gebrauchstexten ist der Übergang zu belletristischen Formen fließend. Als Beispiele seien Briefe, Memoiren, Tagebücher und Biografien genannt.

    Literaturwissenschaft

    Die Literaturwissenschaft ist neben der Sprachwissenschaft, die sich mit der Entstehung und Funktion von Sprache beschäftigt, eine Teildisziplin der Philologie. Die Literaturgeschichte unternimmt den Versuch, die literarischen Texte historisch einzuordnen.

    Literaturgeschichte

    Antike

    Die europäische Literaturgeschichte beginnt in der Antike um 800 v.Chr. mit der griechischen Literatur, die gleich zu Beginn die Meisterwerke Ilias und Odyssee von Homer hervorbrachte. In dieser Epoche bildeten sich die grundlegenden Literaturgattungen (Epik, Lyrik und Dramatik) heraus, die bis heute fortbestehen. Es entsteht eine Literaturtheorie auf sehr hohen Reflexionsniveau. Hinzuweisen ist etwa auf die "Poetik" des Aristoteles.

    Ab der Mitte des 3. Jh.s v.Chr. schließt sich die römische Literatur an, die in einer sehr engen Wechselbeziehung mit der vorangegangenen griechischen Literatur stand und von dieser über die Jahrhunderte hinweg beeinflusst wurde.

    Ab dem 1. Jh. n.Chr. entstand neben der römischen die frühchristliche Literatur. Daneben bildete sich zur gleichen Zeit im griechisch-byzantinischen Raum die byzantinische Literatur heraus.

    Mittelalter

    Die Literatur des Mittelalters, die im 6. Jh. n.Chr. ansetzt, kann in mehreren europäischen Ländern nachgewiesen werden. Grundsätzlich waren auf Grund des verbreiteten Analphabetismus bis ins 12. Jh. hinein die Klöster die einzigen Zentren der Literaturproduktion. Erst im hohen Mittelalter entstand auch weltliche Literatur an den Höfen (Minnesang, Ritterepen). Herausragende Vertreter der höfischen Literatur sind in Deutschland Hartmann von Aue, Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach.

    Neuzeit

    Bereits im 15. Jh setzte in Italien die Literatur der Renaissance ein, die sich bald in Europa ausbreitete. Die italienische Literatur und der Geist des Humanismus wurden vorbildhaft für die übrigen Länder. In Deutschland wurden durch die Reformation und die Erfindung des Buchdrucks auch für die literarische Entwicklung deutliche Akzente gesetzt. In England wirkte in dieser Epoche an der Schwelle zum Barock William Shakespeare.

    Die Literatur des Barock war gekennzeichnet durch den Widerspruch zwischen Jenseitsflucht und Lebenslust. Es war die Epoche des Absolutismus, in der die französische Politik und Kultur - einschließlich der Literatur - prägend für ganz Europa wurde.

    Auch die Epoche der Klassik setzte in Frankreich am frühesten ein, gefolgt von patriotischer Literatur, die aus den Erfahrungen der Französischen Revolution erwuchs.

    Die Literaturströmung der Empfindsamkeit, die sich Mitte des 18. Jh.s mit ihrer Forderung nach individuellem Gefühlsausdruck als Antwort auf die vom Rationalismus geprägte Literatur der Aufklärung herausbildete, ist eine europäische Strömung.

    19. Jahrhundert

    Die Epoche des Sturm und Drang, die eine Steigerung des Individualitätsgedanken bis hin zum Geniekult beinhaltet, ist eine rein deutsche Strömung.

    Goethe und Schiller waren es, die eine an antiken Vorbildern orientierte Literatur in Deutschland einführten (Weimarer Klassik) und wichtige Impulse für die europäische - vor allem osteuropäische - Klassik gaben.

    Die Literatur der Romantik entwickelte das Konzept einer alle Wirklichkeitsbereiche erfassenden und harmonisch in Einklang bringenden Kunstausübung. Die Kunst wird zum letzten und absolut sinnstiftenden Konzept. Damit verbunden sind starke irrationale und subjektivistische Elemente. Die romantische Literatur war vor allem verbreitet in Deutschland, Frankreich, England und in den osteuropäischen Ländern.

    Die sozialen und wirtschaftlichen Umgestaltungen, die naturwissenschaftlichen Errungenschaften und der philosophische Materialismus veränderten die Grundlagen der Literatur im 19. und 20. Jh. Auf die Literatur der Klassik und Romantik folgt in Deutschland zunächst eine Zwischenphase, in der sich die Literatur in vielfältiger, zum Teil experimenteller Art weiterentwickelt. Es beginnt sich allerdings spätestens um die Mitte des 19. Jh.s in Deutschland wieder ein relativ einheitliches, geschlossenes Literatursystem auszubilden, die Literatur des Realismus. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s entsteht in Europa eine neuartige, teilweise sozialkritische Literatur: der Naturalismus.

    20. Jahrhundert

    Die Literatur zu Beginn des 20. Jh.s stand unter dem Einfluss neuester psychologischer Erkenntnisse (Sigmund Freud). Aus der Erschütterung des Ersten Weltkrieges ging der Expressionismus hervor. Der Nationalsozialismus bedeutete für die deutsche und europäische Literatur einen tiefen Einschnitt. Viele der deutschen Autoren mussten auf Grund ihrer politischen oder ästhetischen Überzeugungen oder wegen ihrer Rassenzugehörigkeit emigrieren.

    Seit Ende des Zweiten Weltkrieges tauchten unüberschaubar viele Strömungen in der europäischen und US-amerikanischen Literatur auf. Eine Besonderheit stellt die sich bis 1989 in der BRD und DDR vor verschiedenem politischem Hintergrund unterschiedlich entwickelnde Literatur dar.