Liberalismus

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    (von lateinisch: liber, "frei")

    geistige und politische Bewegung, deren Hauptanliegen die freie Entfaltung des Individuums in allen Lebensbereichen ist. Der oberste politische Programmpunkt des Liberalismus ist die Sicherung der Menschenrechte (Grundrechte) durch Verwirklichung des verfassungsmäßig (konstitutionell) verankerten Rechtsstaates, wonach der Untertan zum Staatsbürger erzogen werden soll.

    Der Wirtschaftsliberalismus fordert das freie Erwerbsstreben im freien Markt sowie den Freihandel und verneint prinzipiell steuernde Eingriffe oder Manipulation von außen (Laissez-faire, Manchestertum).

    Im religiösen bzw. kirchenpolitischen Bereich bestand der Liberalismus auf Glaubensfreiheit und Toleranz, scheute aber im Widerstand gegen den "Klerikalismus" auch nicht den Kulturkampf (Trennung von Staat und Kirche, staatliche statt geistliche Schulaufsicht u.a.).

    Träger des Liberalismus war, im Hinblick auf seine wirtschaftliche Entfaltung, das Bürgertum (Bourgeoisie, Dritter Stand).

    Geschichte

    Der Liberalismus hat seine Wurzeln in der Aufklärungsphilosophie des 18. Jh.s (Locke, Rousseau, Voltaire, Montesquieu, Adam Smith u.a.), die als oberste Autorität die Vernunft des freien Individuums einsetzte und damit die überkommene Staats- und Gesellschaftsordnung (Feudalaristokratie, Gottesgnadentum, Macht der Kirche) in ihren Grundlagen unterhöhlte. Liberale Prinzipien - in England im Rahmen einer organischen Verfassungsentwicklung wirksam (siehe Bill of Rights) - kamen bereits im nordamerikanischen Unabhängigkeitskampf und in der Französischen Revolution zum Durchbruch. Dennoch datierte der Liberalismus als politische Bewegung im Rahmen programmatisch festgelegter Parteien das Restaurationszeitalter nach 1815, als er die nach der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen wieder erstarkten alten Gewalten zum Kampf stellte und sich dabei mit den nationalstaatlichen Gedanken und der demokratischen Idee verband. Der Liberalismus ist mit der Demokratie nicht wesensgleich: Demokratie fragt nach dem Träger der Staatsgewalt, Liberalismus nach den Grenzen der Staatsgewalt. Der liberalistische Idealsstaat ist ein Staat, der die Staatsbürger nur schützt, aber sonst unbehelligt lässt.

    Nach den (bürgerlich-liberalen) Revolutionen von 1830 (Julirevolution) und 1848 (Märzrevolution) und nach Eroberung der öffentlichen Meinung (Pressefreiheit) erlebte der Liberalismus - nicht zufällig gleichzeitig mit dem Kapitalismus - seine Blüte um die Mitte des 19. Jh.s; in Großbritannien beeinflusste er maßgeblich die Außenpolitik (Gladstone). Zur selben Zeit spaltete sich vom älteren, betont nationalen und sozial reaktionären Liberalismus eine radikale Richtung mit konsequent fortschrittlichen, kosmopolitischen, pazifistischen und sozialen Tendenzen ab, die sich aber nicht durchsetzen konnte. Um die Jahrhundertwende verlor der Liberalismus erheblich an Boden - sehr zu Gunsten des Sozialismus und Konservatismus. Liberale Prinzipien wirkten jedoch auch außerhalb der liberalen Parteien weiter (Neo-Liberalismus). 1947 wurde in Oxford eine liberale Internationale (Liberale Weltunion) zur Neubelebung des Liberalismus gegründet.

    Seit den 1990er Jahren kommt es zu immer stärkeren Konflikten zwischen Verfechtern des Wirtschaftsliberalismus und Globalisierungsgegnern, die eine unkontrollierte Machtentfaltung und in der Folge Machtmissbrauch internationaler Wirtschaftsunternehmen befürchten.

    Kalenderblatt - 20. April

    1844 Uraufführung des Märchens "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck.
    1916 Die USA drohen Deutschland mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, wenn Deutschland nicht die Torpedierung von Fracht- und Passagierschiffen aufgebe.
    1998 Die Terrororganisation RAF (Rote Armee Fraktion) erklärt sich selbst für "Geschichte" und löst sich auf.