Kunstgewerbe

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    Als Kunstgewerbe bezeichnet man sämtliche handwerklich und maschinell produzierte Gebrauchs- und Ziergegenstände mit künstlerischer Form und Dekor. Ein Teil dieser angewandten Kunst (im Gegensatz: freie Kunst und Malerei, Grafik, Architektur, Plastik) wird seit dem 20. Jh. auch als Kunsthandwerk bezeichnet. Zum Kunstgewerbe wird gezählt: Keramik, Porzellan, Glas, Schmiedekunst (Gold, Silber, Zinn, Eisen), Schnitzkunst (Holz, Elfenbein), Email-, Textilkunst, Lederarbeiten, Möbel, Bernstein, Kunststoffe usw.

    Der Begriff Kunstgewerbe bildete sich im 19. Jh. heraus, als Reaktion auf die rasche Entwicklung von Industrie und Technik. Die billige, rasche Massenproduktion ließ die dekorative Form über den Verkaufswert der Ware entscheiden, was auf die Kriterien der Formgestaltung negativ (Kitsch) wirkte. Dagegen wurden ästhetische Kriterien entwickelt, so bereits 1821-37 von K.F. Schinkel ("Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker"), von G. Semper ("Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten und praktischer Ästhetik").

    Die Weltausstellungen dienten der Popularisierung ästhetischer Formgestaltung. 1852 wurde das erste Kunstgewerbe-Museum in London gegründet, 1863 in Wien, 1867 in München und in Berlin, in Hamburg und Köln 1877, in Leipzig und Stuttgart 1887. Kunst-Vereine gründeten sich.

    In der 2. Hälfte des 19. Jh.s dominierten im Kunstgewerbe noch die Reproduktionen alter Stilepochen. Ein zeitgenössisches Kunstgewerbe entwickelte sich dann aber mit der Arts and Crafts Exhibition Society in England und mit Sezession und Jugendstil im deutschsprachigen Raum; Kunstgewerbe und Kunst waren miteinander verbunden, z.T. im Werk eines Künstlers, der als (z.B. Jugendstil-)Architekt zugleich die Innenausstattung (mit Möblierung) entwarf.

    Um 1900 wurde die Bezeichnung Kunstgewerbe durch die neuen industriellen Reproduktionsmöglichkeiten seiner künstlerischen Bedeutung beraubt; handwerkliche, individuelle Fertigung, die Verbindung von Entwurf und Ausfertigung, von Material und Technik blieben dem Kunsthandwerk vorbehalten.

    Seit 1925 schufen in Paris Le Corbusier, in Weimar und Dessau am BauhausW. Gropius technisch-praktische Produkte auch für den Hausgebrauch; das Bauhaus entwickelte auch neue Möglichkeiten der Verknüpfung künstlerischen Designs mit industrieller Produktion (Industriedesign).

    Japanisches Kunstgewerbe ist seit den Pariser Weltausstellungen von 1867, 1878, 1889 weltweit beachtet, und auch die dänische Keramik (Kopenhagener Porzellan) und das schwedische Glas von Orrefors sind weltbekannt.

    Heute verlagert sich das Kunstgewerbe primär auf künstlerisch beeinflusste Massenware, während das Kunsthandwerk einen kleinen Bereich handwerklicher, origineller und gediegener Produktion umfasst.