Kunsterziehung

    Aus WISSEN-digital.de

    seit ca. 1900 gebräuchliche Bezeichnung für bildnerische Erziehung zur Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit und der Verbindung von sensueller Erfahrung und praktischer Tätigkeit. Fachgegenstände der Kunsterziehung sind Kunstgeschichte, Theorie und Praxis, Produktion und Rezeption von Kunst, Werkinterpretation, visuelle Kommunikation (inklusive Grafik, Fotografie, Film, Video, Fernsehen).

    Hervorgehend aus dem traditionellen Zeichenunterricht (z.B. Pestalozzi, Fröbel u.a.) wurde die Kunsterziehung als Schulfach durch die Kunsterziehungsbewegung institutionalisiert. Anfang des 20. Jh.s wurden Kunsterziehungstage (Lichtwark u.a.) durchgeführt (Bildende Kunst, Dresden 1901; Dichtung, Weimar, 1903; Musik und Gymnastik, Hamburg, 1905), mit dem Ziel, in der Schule die Erziehung zur und durch die Kunst zu verankern. Dabei standen die Förderung schöpferischer Fähigkeiten (C. Götze, Ausstellung "Das schöpferische Kind", 1898 in Hamburg; S. Levinstein) und die allgemeinen Orientierungen der Pädagogik an der Kunst (Lichtwark, "Hamburger Lehrerverein zur Pflege der künstlerischen Bildung") im Vordergrund. Wichtig war auch die psychologische Interpretation der Kinderzeichnung, ihre völkerkundliche Vergleichbarkeit, Gestaltpsychologie, Einbeziehung plastischen Gestaltens, des Puppenspiels. Seit den 1960er/70er Jahren werden in theoretischen Diskussionen über Kunsterziehung und in praktischen Konzepten ideologiekritische Ansätze erarbeitet. Im Rahmen der visuellen Kommunikation werden auch Fotografie, Film, Fernsehen, Video, Werbung (Design), Illustrierte, Comics auf ihre manipulativen Wirkungen und Interessengebundenheit untersucht, ebenso ideologische, politische, ökonomische und soziale Verbindungen und ihre ästhetische Formgebundenheit und die Autonomie der Kunst.