Karl Jarres

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    deutscher Kommunalpolitiker; * 21. September 1874 in Remscheid, † 20. Oktober 1951 in Düsseldorf

    Jarres studierte Rechtswissenschaft in Bonn, Berlin, London und Paris. Nach der Promotion schlug er die Kommunallaufbahn ein. 1910 wurde er Bürgermeister seiner Vaterstadt Remscheid. 1914 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung von Duisburg zum Oberbürgermeister. Karl Jarres harrte aus, als die Kommunisten 1919 das Rathaus stürmten, und behauptete seinen Posten auch während des Aufstands der "Roten-Ruhr-Armee" 1920.

    Im März 1921 rückten belgische und französische Truppen in die so genannten Ruhrhäfen Duisburg und Düsseldorf ein, um die Reichsregierung in Berlin zur Nachgiebigkeit bei den Reparationsverhandlungen zu zwingen, beide Städte wurden "Sanktionsgebiet". Am 11. Januar 1923 besetzte eine französisch-belgische Armee das gesamte Ruhrgebiet. Das französisch-belgische Oberkommando verfügte die Amtsenthebung des Oberbürgermeisters. Jarres weigerte sich, die Geschäfte niederzulegen. Darauf wurde er Ende Januar 1923 zwangsweise abgeschoben, kehrte jedoch bei Nacht ins Rathaus zurück. Die Folgen waren Verhaftung und ein Verfahren vor dem belgischen Kriegsgericht in Aachen. Das Urteil lautete auf zwei Monate Gefängnis. Jarres wurde nach Duisburg zurückgebracht und für zwei Jahre aus der Stadt verbannt. Er ließ sich im unbesetzten Barmen nieder, um seinen Funktionen als Vorsitzender des Rheinischen Provinziallandtages nachkommen zu können.

    Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er sich der Deutschen Volkspartei Gustav Stresemanns genähert. Stresemann - seit August 1923 Reichskanzler - machte Jarres im November zum Reichsinnenminister. In dieser Position blieb Jarres auch unter Stresemanns Nachfolger bis zum Januar 1925, zuletzt war er auch Vizekanzler.

    Im März 1925 wählte ihn der so genannte Reichsblock aus der Volkspartei, den Deutschnationalen und den Vaterländischen Verbänden als Kandidaten für die Reichspräsidentenwahl, die nach Friedrich Eberts Tod im Februar 1925 notwendig wurde. Im Wahlkampf traten neben Jarres noch sechs Kandidaten der großen und kleinen Parteien auf. Im ersten Wahlgang konnte Karl Jarres den höchsten Stimmenanteil mit 10,7 Millionen verbuchen, vor dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD) mit 7,8 Millionen. Die notwendige Mehrheit von über 50 Prozent erreichte er jedoch nicht. Für die zweite Runde wechselte der Reichsblock den Kandidaten und entschied sich für den Generalfeldmarschall von Hindenburg, der im April 1925 die Wahl gewann.

    Jarres, seit 1925 wieder Oberbürgermeister, widmete sich erneut der Lokalpolitik in Duisburg. Als 1933 Hitler die Macht übernahm, geriet der Oberbürgermeister in Konflikt mit dem Gauleiter der NSDAP in Essen, Terboven. Jarres sah sich genötigt, am 4. Mai 1933 seine Beurlaubung zu erbitten. Im August 1934 schied Jarres offiziell aus dem Duisburger Dienst aus. Er trat in den Vorstand der Klöckner-Werke ein, deren Aufsichtsratsvorsitzender er später wurde.

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