Kannibalismus

    Aus WISSEN-digital.de

    (spanisch, nach der Bezeichnung der Spanier für die indianischen Stämme der Kariben)

    Menschlicher Kannibalismus wird auch Anthropophagie oder volkstümlich Menschenfresserei genannt. Gemeint ist damit der rituelle Verzehr von bestimmten Teilen von verstorbenen bzw. getöteten Menschen des eigenen Stammes (Endokannibalismus) oder von Angehörigen von anderen Stämmen (Exokannibalismus). Dabei sollen durch den Genuss des Menschenfleisches die positiven Eigenschaften des Toten wie Kraft, Mut u.Ä. auf den Esser übergehen, unter anderen bei den Batak auf Borneo, bei amerikanischen Indianerstämmen und bei den Niam-Niam in Afrika. Wissenschaftlich wird dies auch als Anthropophagie bezeichnet. Ein Kannibalismus, der zur normalen Nahrungsaufnahme dient (profaner Kannibalismus), ist nicht bekannt. Jedoch gab und gibt es hin und wieder den Hungerkannibalismus, z.B. 1972, als mit dem Flugzeug in den Anden abgestürzte Passagiere zum Überleben Teile verstorbener Mitpassagiere verzehrten.

    Im Tierreich gibt es den Kannibalismus in verschiedenen Ausprägungen. So gibt es einmal den Kannibalismus bei Nahrungsmangel, bei dem lebende Tiere der eigenen Art gefressen werden, in vielen Fällen auch Jungtiere, die als normale Beute angesehen werden, so genannter Infantizid. Auch bei großer Artendichte kann es zum Kannibalismus kommen (Kronismus, Fratrizid). Bei einigen Spinnenarten kommt es nach dem Paarungsakt dazu, dass das Weibchen das Männchen frisst. Bei verschiedenen Greifvogelarten frisst das zuerst geborene Junge das nach ihm geschlüpfte.