Johannes Kepler

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    deutscher Astronom; * 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt, † 15. November 1630 in Regensburg


    Kepler gilt als Begründer der modernen Astronomie. Er erforschte die Himmelsphysik und lehrte eine neuartige Naturphilosophie.

    Als junger Mann schrieb er sich an der Universität Tübingen für evangelische Theologie ein. Dort machte er die Bekanntschaft mit der Astronomie und der Physik, wobei die Astronomie durch den Professor Michael Mästlin vertreten war. Mästlin gehörte zu den Verfechtern des heliozentrischen Systems, das der Domherr Nikolaus Kopernikus in einer 1543 erschienenen Schrift begründet hatte. Kepler war von der Idee der um die Sonne kreisenden Planeten fasziniert.

    Als in Graz die Stelle eines Mathematikers und "Kalendermachers" frei wurde, gab Kepler sein ursprüngliches Vorhaben, (evangelischer) Pfarrer zu werden, auf und ging nach Graz. Nach Beginn der Gegenreformation übernahm er das Amt des kaiserlichen Hofastronomen in Prag (1612-19) und darauf eine Professur in Linz. Ab 1628 stand Kepler im Dienst Wallensteins.

    Noch in Graz entstand 1596 Keplers erste Schrift zu Gunsten des kopernikanischen Systems, das "Mysterium Cosmographicum" (Weltgeheimnis). Wahrscheinlich konzipierte Kepler in Graz auch schon die erst Jahre nach seinem Tode veröffentlichte "Mondastronomie".

    Für die Entwicklung der gesamten modernen Astronomie war Keplers Prager Zeit am Hofe Rudolfs II. entschieden die fruchtbarste. Tycho Brahe, der berühmte, aus Dänemark stammende Astronom des Kaisers, dem Kepler sein "Mysterium" gesandt hatte, rief den Dreißigjährigen nach Prag, als der wegen der Gegenreformation Graz verlassen musste.

    Tycho Brahe war der Meinung, Kepler könne sein "Tychonisches System" in organisierte Form bringen, für das Brahe in drei Jahrzehnten Zehntausende von Beobachtungen und Messungen gesammelt hatte. Brahe glaubte nicht an Kopernikus, für ihn blieb die Erde noch ruhender Punkt im sich kreisförmig bewegenden Sonnensystem. Nach Brahes Tod übernahm Kepler dessen Amt als Hofastronom.

    Der habsburgische Herrscher gab Kepler den Auftrag, die Planetenbewegungen für jeden beliebigen Tag des Jahres zu bestimmen. Dieses Werk, das unter dem Titel "Rudolphinische Tafeln" nach 27 Jahren vollendet war, führte Kepler weit weg vom "Tychonischen System" und bildete den Ausgangspunkt für grundlegend neue Untersuchungen, nicht nur über die Gesetze des Sonnensystems, sondern auch über die Probleme des Lichtes und des Sehens. 1605 erschien die "Optik", in der Kepler die Brechung der Lichtstrahlen in der Atmosphäre und den Sehvorgang behandelte und mit der er die Basis für die Fotometrie lieferte.

    1609 kam seine "Astronomia Nova" heraus, mit den ersten beiden Kepler'schen Gesetzen. Kepler erkannte als Erster die elliptischen Umlaufbahnen in unserem Planetensystem, sprach sich also gegen die bis dahin angenommenen Kreisbahnen aus und stellte die These von der gegenseitigen Anziehungskraft schwerer Körper auf. Daraus, dass die größte Anziehungskraft von der Sonne ausgeht, ergab sich eine grundlegende Veränderung im Verständnis des Menschen, der nun nicht mehr auf dem Mittelpunkt des Universums existierte.

    Die Verbindung zu dem Paduaner Astronomen Galileo Galilei (der 1609, im Jahr des Erscheinens der "Astronomia Nova", das erste große doppellinsige Teleskop zur Himmelsbeobachtung konstruiert hatte und, ohne dies öffentlich zu bekennen, zu den Verfechtern des kopernikanischen Systems gehörte) brachte eine neue Ausweitung des Blickfeldes.

    1610 erschien die "Dioptrik", die Untersuchung über den gesetzmäßigen Verlauf der Strahlung durch Linsen und Linsensysteme, womit Kepler zum Begründer der modernen Optik wurde. Aus der Zeit in Linz stammt die 1619 gedruckte "Harmonia mundi", die Weltharmonielehre, Keplers Versuch, die gewonnenen astronomisch-physikalischen Erkenntnisse in eine neue Metaphysik umzusetzen.