Johannes Calvin

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    französisch-schweizerischer Reformator; * 10. Juli 1509 in Noyon (Oise), † 27. Mai 1564 in Genf; eigentlich: Jean Cauvin;

    Leben

    Calvin bekam schon als Zwölfjähriger durch seinen Vater eine Kaplanspfründe in Noyon, als 17-Jähriger noch eine zweite, so dass er von den Einnahmen gut leben konnte. Ab 1523 wurde er an verschiedenen Schulen in Paris unterrichtet, ab 1528 studierte er Jura in Orleans und Bourges, wo er mit der Promotion sein Studium abschloss. 1531 starb der Vater, und Calvin wandte sich nun mehr humanistischen Studien zu, vor allem in Paris, wo er sich mit der Auslegung antiker Philosophen, zum Beispiel Senecas, befasste.

    Unter den Historikern ist umstritten, wann und wie Calvin mit der Reformation in Kontakt kam, wann er Luthers Auffassung kennen lernte. Man meint, es sei etwa um 1533 gewesen, denn ein Jahr später verzichtete er auf seine kirchlichen Pfründe. Um diese Zeit verfasste er auch seine erste theologische Schrift, die sich gegen die Lehre wandte, die Verstorbenen würden bis zu ihrer Auferstehung "schlafen".

    1535 gab er in Basel seine Schrift über die Institutionen der christlichen Religion heraus, hielt sich dann in Ferrara auf, um 1536 über Straßburg nach Frankreich heimzureisen. In Genf traf er dabei Wilhelm Farel, einen wortgewaltigen, leidenschaftlichen Reformator, der aus seiner Heimat Frankreich ausgewiesen worden war und in Genf für die Einsetzung der Reformation kämpfte. Farel bewog Calvin zum Bleiben. Calvin predigte in Genf, fand viele Anhänger und organisierte die Gemeinde um, was zum Konflikt mit den regierenden Politikern führte. Calvin und Farel wurden 1538 ausgewiesen, Calvin aber kehrte 1541 nach praktischen Erfahrungen in Straßburg, Worms und Regensburg nach Genf zurück und arbeitete weiter. 1540 hatte er in Straßburg Idelette de Bure geheiratet, die Witwe eines von ihm bekehrten Täufers. Nun begannen in Genf die erbitterten Auseinandersetzungen mit den Politikern und den alten reichen Familien, die von der strengen Disziplin der Lehre Calvins wenig hielten. In den letzten Jahren wurde er von schweren Krankheiten gequält.

    Nach harten und blutigen Kämpfen konnte sich Calvin 1555 endgültig in Genf durchsetzen. Die Stadt wurde nun zum Zentrum des westlichen, unter Calvins Einfluss stehenden Protestantismus und zum Vorbild einer Gemeinde, die ihr Leben völlig nach der von Gott gewollten Ordnung gestaltete. Vor allem durch seinen ausgedehnten Briefwechsel hat Calvin entscheidend mitbewirkt, dass sich die Reformation in ganz Europa durchsetzen konnte. Diesem Ziel diente auch die von Calvin 1559 gegründete Genfer Akademie, in welcher die Führungsschicht des reformierten Protestantismus geistig ausgebildet wurde.

    Lehre

    Während sich Martin Luther gleichgültig gegenüber kirchlichen Organisationsformen verhielt, sah Calvin auch die Verwaltung von Gott geboten. Das Kirchenvolk war für ihn das Volk der Erwählten auf dem Weg zu Gott. Deshalb musste es höchsten sittlichen Anforderungen genügen. Seine Kirche hatte vier Funktionen: Lehre, Zucht, Jugendunterricht und Sozialfürsorge. Dem entsprachen die vier Gemeindeträger: Pastor, Doktoren oder Lehrer, Älteste und Diakone. Die Kirche wurde vom Konsistorium geleitet, von sechs Geistlichen und zwölf Ältesten. Im Mittelpunkt von Calvins Theologie steht der Gottesgedanke, die Macht Gottes, die zum Konflikt zwischen den Absichten der Menschen und dem Gehorsam gegenüber Gott führt. Laut Calvin hat Gott so entschieden: Der eine Teil der Menschen ist zur Seligkeit bestimmt, der andere zur Verdammnis. Man kann aber seinen Weg selbst bestimmen. Calvins Lehre führt nicht zu Passivität, sondern zu Aktivität, denn der Mensch kann durch Tätigkeit zum Erfolg kommen; hat er ihn erreicht, weiß er, dass er zu den Erwählten gehört.

    Im Calvinismus entstand so neben dem Luthertum ein eigenständiger Typ von protestantischer Frömmigkeit. Jedes Land, in dem er sich ausbreitete, schuf sich zwar ein eigenes Bekenntnis und eine eigene Kirchenverwaltung, aber der Calvinismus entwickelte sich doch überall gleichförmig. Dies wurde bewirkt durch die Ausstrahlungskraft der eindrucksvollen persönlichen Wirkung des Reformators, durch seine logisch aufgebaute Lehre und die erzieherische Kraft einer selbstständigen, straff organisierten Kirche mit einer festen Ordnung. Alle calvinistischen Kirchen verbindet ein überaus starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.

    Die Unterschiede zum Luthertum sind schon in der Entstehung des Calvinismus begründet. Der Bergmannssohn Luther hatte eine tiefe Abneigung gegen kaufmännische Tätigkeiten und Verdienstmöglichkeiten aus Zinsnahme. Der Calvinismus entstand auf städtischem Boden, er musste Genf eine Industrie verschaffen, um den aus Südfrankreich vertriebenen Hugenotten Arbeit geben zu können. Aus diesem Wesen heraus hat der Calvinismus auf die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Westeuropa und in Nordamerika einen ungeheuren Einfluss ausgeübt, vor allem seit in Holland und Frankreich, und später auch in Schottland, die Vertreter von Handel und Industrie die hauptsächlichen Träger und Verfechter des Protestantismus wurden.

    Calvin organisierte seine Kirche so präzise, damit sie sich gegen den Staat behaupten konnte. Er forderte den öffentlichen Schwur auf das Bekenntnis und strengste Zucht. Calvin trennte Staat und Kirche scharf, wollte aber auch das staatliche Leben mit seinem christlichen Geist durchdringen. Der Staat sollte der Kirche bei der Durchsetzung der Disziplin helfen, während die Kirche versprach, den Staatsgedanken zu stärken.

    Kalenderblatt - 16. April

    1922 Das Deutsche Reich und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken schließen in Rapallo am Rande der Weltwirtschaftskonferenz von Genua einen Freundschaftsvertrag, den so genannten Rapallo-Vertrag.
    1925 Im Grab der vor über 45 Jahren verstorbenen Bernadette wird deren Leichnam unverwest aufgefunden. Das Grab wurde anlässlich ihrer Seligsprechung geöffnet. Sie hatte als Kind mehrere Marienerscheinungen.
    1945 Hitler verlangt die Verteidigung der Ostfront bis zum letzten Tropfen Blut.