Johann Jacob Bodmer

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    schweizerischer Schriftsteller und Literaturtheoretiker; * 19. Juli 1698 in Greifensee bei Zürich, † 2. Januar 1783 in Zürich


    Bodmer beherrschte auf Grund kritischer und poetologischer Schriften in der Mitte des 18. Jh.s zusammen mit seinem Freund Johann Jakob Breitinger das literarische Leben im deutschen Sprachraum. Er ließ sich nach einem kurzen Studium der Theologie als Kaufmann ausbilden. Danach bereitete er sich auf ein Lehramt vor und erhielt 1725 - nachdem er 1720 bereits Stadtschreiber in Zürich geworden war - eine Professur für helvetische Geschichte am Züricher Gymnasium, die er bis 1775 innehatte.

    Seine Übersetzung von Miltons "Paradise Lost" ("Verlust des Paradieses", 1732) und seine Studien dazu, die "Schriften von dem Einfluß und Gebrauche der Einbildungs-Kraft" (1727), "Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie" (1740) und nicht zuletzt sein Eintreten für Klopstock haben in Deutschland die Besinnung auf eine eigenständige Literatur gefördert. Durch seine literaturtheoretischen Ansichten geriet Bodmer in einen Streit mit dem bedeutenden deutschen Gelehrten Gottsched. Gottsched propagierte eine strenge, am französischen Klassizismus ausgerichtete Literaturauffassung, während Bodmer die Bedeutung von Emotionalität und dem "Wunderbaren" für die Literatur betonte, womit er Anregungen für die späteren literarischen Richtungen der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang gab.

    Er empfing die Besuche Klopstocks (1750/51), Wielands (1751/52) und Goethes (1775, 1779). Von 1721 bis 1723 gaben Bodmer und Breitinger nach dem Vorbild der englischen Moralischen Wochenschriften die Zeitschrift "Discourse der Mahlern" heraus. Die in ihr geübte literarische Kritik war eine unerhörte Neuigkeit, da sie nicht nur, dem bisherigen Brauch gemäß, lobte oder schwieg, sondern überwiegend negative Kritik laut werden ließ. Bodmer und Breitinger machten sich auch um die Bewahrung und Veröffentlichung mittelalterlicher Literatur verdient.