Jasir Arafat

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    palästinensischer Politiker; * 27. August 1929 in Jerusalem, † 11. November 2004 bei Paris; eigentlich: Rahman Abd ar-Rauf Arafat al-Qudwa al-Husaini bzw. Mohammed Abd ar-Rauf Arafat; (zeitweiliger) Deckname: Abu Ammar;

    Nach einem Elektrotechnik-Studium in Kairo arbeitete Arafat als Bauingenieur in Kuwait, von wo aus er 1958 zusammen mit anderen Palästinensern die militante Guerillatruppe Al-Fatah gründete. Ihr Ziel war neben der Errichtung eines unabhängigen Palästinenserstaats auch der bewaffnete Kampf gegen Israel. 1964 vereinigte sich eine Vielzahl solcher Kampfverbände zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), deren Vorsitz Arafat 1969 übernahm. In ihrer Anfangszeit versuchte die PLO mittels gezielter terroristischer Anschläge, ihren Anspruch auf das Staatsgebiet Israels geltend zu machen. Während der 1970er und 80er Jahre jedoch schlug Arafat einen gemäßigteren, auf Diplomatie basierenden Verhandlungskurs ein, der dem Anliegen der Palästinenser auch international Gehör verschaffte. Nachdem die PLO 1988 den unabhängigen Staat Palästina ausgerufen hatte und Arafat vom Zentralrat der Organisation zum Präsidenten der Palästinenser gewählt worden war, schritt der Friedensprozess mit Israel weiter voran. 1993 erreichte Arafat eine palästinensische Teilautonomie in den Gebieten des Gazastreifens und des Westjordanlands mit der Unterzeichnung der Osloer Prinzipienerklärung. Daraufhin erhielt er 1994 zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Y. Rabin und dessen Außenminister S. Peres den Friedensnobelpreis. 1996 wurde Arafat mit überwältigender Mehrheit zum Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PNA) gewählt.

    Der Friedensprozess stagnierte jedoch, als mit den israelischen Ministerpräsidenten B. Netanjahu und E. Barak keine für beide Seiten befriedigende Lösung im Palästinakonflikt erzielt werden konnte. Zudem hatte Arafat mit zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen zu kämpfen, die seine Autorität zu schwächen begann. Radikale arabische Kräfte forderten ein vehementeres Vorgehen gegen die israelische Besatzungspolitik. Ab Herbst 2000 eskalierte der Konflikt während der so genannten Al-Aksa-Intifada. Anlass war der Besuch des konservativen israelischen Politikers A. Scharon auf dem Tempelberg in Jerusalem, einer heiligen Stätte des Islam, was von den meisten Palästinensern als Provokation aufgefasst wurde. Während der folgenden Kämpfe und blutigen Auseinandersetzungen sprach sich Arafat mit dem Ziel, Ostjerusalem zur Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaats zu machen, für eine Fortführung der Intifada mit friedlichen Mitteln aus. Radikale Gruppen wie Hamas und Jihad spalteten sich aber zunehmend von ihm ab und schwächten somit seine Führungsposition. Auch Israel, das ihn weiter der Duldung terroristischer Anschläge radikaler Palästinenser beschuldigte, betrachtete Arafat zunehmend als politisch irrelevant und für den Friedensprozess nicht mehr bedeutsam.

    Auf internationalen Druck - v.a. seitens der US-Regierung unter G.W. Bush - stimmte Arafat im Frühjahr 2003 zu, erstmals das Amt eines palästinensischen Ministerpräsidenten einzuführen. Amtsinhaber M. Abbas fand, im Gegensatz zu Arafat, sowohl bei der israelischen wie auch bei der US-Regierung breite Unterstützung in der Schaffung eines souveränen Palästinenserstaats. Dem sollte ein neuer Nahostfriedensplan (Road Map) zugrunde liegen. Arafat erkannte diesen Plan jedoch nicht an, da er unter anderem vorsah, Machtbefugnisse des palästinensischen Präsidenten einzuschränken. Es kam zum Rücktritt Abbas'; Arafat ernannte Ahmed Kurei zu seinem Nachfolger. Ein weiteres Mal kam der Friedensprozess zum Erliegen. Während sich der Nahostkonflikt durch weitere palästinensische Selbstmordattentate und israelische Vergeltungsschläge zunehmend verschärfte, forderten Stimmen der israelischen Regierung die Ausweisung und sogar Ermordung Arafats. Eine Resolution der arabischen Staaten zum Schutz Jasir Arafats wurde durch das Veto der USA im UN-Sicherheitsrat abgelehnt.

    Arafat befand sich die letzten Jahre seines Lebens in seinem Hauptquartier in der blockierten Stadt Ramallah faktisch unter Hausarrest. Anfang November 2004 wurde er in eine auf Blutkrankheiten spezialisierte französische Klinik eingeliefert, wo er bald darauf mit ungeklärter Todesursache starb. Beigesetzt wurde sein Leichnam in Ramallah.

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