Israel Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühgeschichte

    Die ersten Bewohner Palästinas, die Kanaanäer, lebten bereits im 3. Jt. v.Chr. in dieser Region. Ihre Religion hatte einen bedeutenden Einfluss auf den jüdischen Glauben und damit sowohl auf das Christentum als auch auf den Islam. Als die ägyptische Vorherrschaft in Palästina im 14. Jh. v.Chr. zu Ende ging, wanderten in mehreren Wellen israelitische Stämme ein, Moses einte sie im Glauben an Jahwe.


    Ein religiös-politischer Schutzverband der zwölf Stämme entstand und die Kanaanäer wurden um 1125 v.Chr. besiegt. Die erste Staatenbildung erfolgte 1000 v.Chr. durch Saul, der die israelitischen Stämme aus Galiläa, Mittelpalästina und dem Ostjordanland einte und die in der Nachbarschaft wohnenden Stämme der Philister und Ammoniter besiegte. Ein mächtiges Reich mit der Hauptstadt Jerusalem entstand und erreichte unter König Salomon, dem Sohn Davids, seinen Höhepunkt.

    Nach dessen Tod zerfiel das Reich in ein südliches und eine nördliches Herrschaftsgebiet. 772 zerstörten die Assyrer das Nord-Reich und deportierten die dort lebenden Israeliten. 586 zerstörten die Babylonier unter Nebukadnezar Jerusalem, die Hauptstadt des Süd-Reiches, und verschleppten einen größten Teil der Bevölkerung nach Babylon. Diese durften jedoch ihre nationale und religiöse Identität bewahren und so wurden einige der bedeutendsten theologischen Schriften und viele historische Bücher des Alten Testamentes während dieses Exils geschrieben.

    539 v.Chr. eroberte Kyros Babylonien und die Juden konnten nach Palästina zurückkehren. Jerusalem wurde wieder aufgebaut, und die Thora als schriftliches Regelwerk für Fragen des gesellschaftlichen und religiösen Zusammenlebens entstand. Die persische Vorherrschaft brach Alexander der Große 333 v.Chr., doch die Juden weigerten sich, die hellenistische Kultur und Religion anzunehmen. Schließlich eroberte Pompejus Palästina und machte es zur römischen Provinz, die von jüdischen Königen regiert wurde.

    Zeitenwende

    Während der Zeit von König Herodes wurde um das Jahr 3 v.Chr. Jesus geboren.

    313 n.Chr. legalisierte der römische Kaiser Konstantin das Christentum und die Christianisierung setzte ein. Die römische Vorherrschaft in Palästina wurde 638 durch die Eroberung durch die Araber beendet. Eine 1 300 Jahre dauernde moslemische Vorherrschaft begann, mit Jerusalem als heiligem Ort sowohl der jüdischen als auch der moslemischen und christlichen Weltreligion. Die Juden hatten weitgehende Glaubensfreiheit und in der folgenden Zeit unter moslemischer Herrschaft brach ein goldenes Zeitalter für Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Literatur an, in dem jenes Wissen aufbewahrt wurde, das Europa in der Renaissance neu entdeckte.

    19. und erste Hälfte 20. Jahrhundert

    Mit dem Aufkommen eines verstärkten Nationalismus im Europa des 19. Jahrhunderts begann die unmittelbare Vorgeschichte des Staates Israel. Der um sich greifende Antisemitismus ließ in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts erste europäische Juden in das "gelobte Land" Palästina strömen.

    Theodor Herzl gründete 1897 den Weltverband der Zionisten und die jüdische Zuwanderung nahm deutlich zu. 1880 bildeten die arabischen Palästinenser 95 Prozent der Bevölkerung und die Einwanderungsbewegung wurde skeptisch bis ablehnend beobachtet. Eine grundlegende Änderung der politischen Verhältnisse brachte die Eroberung Palästinas durch die Briten 1917.

    Ein Mandat des Völkerbundes übertrug ihnen die Herrschaft, die von 1922 bis 1948 in einem Balanceakt zwischen den sich immer unversöhnlicher gegenüberstehenden jüdischen und palästinensischen Gemeinden bestand. Die Zionisten verlangten eine groß angelegte jüdische Einwanderung und einen eigenen Staat, die Palästinenser sprachen dagegen Großbritannien das Recht ab, ihr Land an Dritte zu versprechen und fürchteten Zwangsenteignung durch die Zionisten. Es kam zu antizionistischen Angriffen in Palästina, doch das Nazi-Regime in Deutschland verstärkte den Einwanderungsdruck noch.

    Allein 1935 kamen mehr als 62 000 Juden nach Palästina. Die Angst der Araber vor einer beginnenden jüdischen Vorherrschaft führte in den 1930er Jahren zu Revolten, die Großbritannien veranlassten, jüdische Einwanderung und Ankäufe von Land einzuschränken. Dies änderte sich erst, als nach Ende des Krieges die grauenvollen Massenvernichtungen an Juden bekannt wurden und die Sympathie für das Anliegen der europäischen Juden und Zionisten weltweit stark zunahm. Doch verschiedenste Vorschläge der Briten, wie eine Lösung des Palästina-Problems aussehen könnte, wurden verworfen. Dies führte dazu, dass Großbritannien 1947 sein Mandat an die UN zurückgab.

    Eine Kraftprobe schien unausweichlich. 1,3 Millionen Palästinenser standen 600 000 Juden gegenüber. Die halbautonome Regierung unter David Ben-Gurion hatte eine disziplinierte und schlagkräftige Miliz, die Haganah, ausgebildet. Die Palästinenser hingegen waren schlecht organisiert. Als die UNO im November 1947 eine konkrete Aufteilung Palästinas vorschlug, wurde diese von den Juden angenommen, von den Palästinensern jedoch abgelehnt, was in einem Krieg mündete, der zu Ungunsten der Palästinenser ausging.

    Staatsgründung

    Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Unmittelbar darauf kam es zum 1. Israelisch-Arabischen Krieg, in dem sich Israel gegen fünf angreifende arabische Länder behauptete. Flucht und Vertreibung von schätzungsweise 850 000 Palästinensern waren die Folge, in den arabischen Nachbarländern entstanden große Flüchtlingslager. Die Spannungen nahmen nicht ab, es folgte 1956 der Suezkrieg, 1967 der Sechs-Tage-Krieg, der die Besetzung des Westjordanlands, der Sinaihalbinsel, des Gazastreifens und der syrischen Golanhöhen durch Israel zur Folge hatte.

    Im Oktober 1973 brachte der mit Ägypten und Syrien ausgefochtene Jom-Kippur-Krieg Israel in Bedrängnis, ein Streifen am Suezkanal ging nach Verhandlungen an Ägypten, Syrien erhielt das Gebiet um Kuneitra auf den Golanhöhen zurück. Ein Guerillakrieg mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation unter Arafat setzte ein, der von beiden Seiten mit äußerster Härte betrieben wurde. Mit seiner Reise nach Jerusalem leitete der ägyptische Präsident Sadat 1977 eine Friedensinitiative ein, die in Camp David zum ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979 führte und den Abzug der Israelis von der Sinaihalbinsel brachte (April 1982).

    Es wurde vereinbart, mit Verhandlungen über die Autonomie der palästinensischen Araber zu beginnen. Ende Juli 1980 erklärte die Knesset (das israelische Parlament) ganz Jerusalem zur Hauptstadt Israels. Zugleich marschierten Truppen in den Süd-Libanon ein, um die fortgesetzten palästinensischen Angriffe von dort zu unterbinden. Die gewalttätigen Palästinenserdemonstrationen in den israelisch besetzten Gebieten (Intifada) erreichten ihren Höhepunkt mit den blutigen Auseinandersetzungen im Mai 1990.

    Entwicklung seit 1990

    1991 begannen schließlich die ersten israelisch-arabischen Friedensverhandlungen. Obwohl Israel seine aktive Besiedlungspolitik in den besetzten Gebieten fortsetzte, suchte die Mitte-Links-Koalition unter Rabin gemeinsam mit dem Staatspräsidenten Weizman unter dem Leitwort "Land für Frieden" nach Lösungen. Aus den Verhandlungen folgten Vereinbarungen zwischen Israel und der PLO, die in zwei Stufen 1993 und 1995 nahezu alle palästinensischen Städte in der Westbank und dem Gaza-Streifen in palästinensische Verwaltung übergehen ließen.

    Die Ermordung Yitzhak Rabins 1995 durch einen israelischen Extremisten brachte den Prozess ins Stocken. Mit dem Sieg des Likud-Blocks unter Netanjahu kam eine Mitte-Rechts Koalition an die Macht, die die israelisch-palästinensischen Vereinbarungen zu modifizieren suchte und dabei in starken Konflikt mit der PLO geriet. Bauprojekte in dem von Palästinensern bewohnten Teil Jerusalems verschärften die Situation und erst das Ende 1998 in Wye (Maryland) unterschriebene Abkommen zwischen Arafat und Netanjahu stellte einen umfassenden Friedensvertrag inklusive des Abzugs der israelischen Truppen aus weiteren 13 % des Westjordanlands in Aussicht. Bis Ende 1998 waren aber nur 2 % des Gebietes geräumt.

    Am 8. September 1999 stimmte die neugewählte Regierung von Ministerpräsident Ehud Barak dem Beginn des Truppenabzugs aus weiteren Teilen des besetzten Westjordanlands zu; in einer ersten Stufe wurden weitere 7 % dieses Gebietes an die palästinensische Autonomiebehörde übergeben. In drei Phasen sollte bis Januar 2000 der Abzug israelischer Truppen aus weiteren 11 % des Westjordanlands geschehen. Verzögerungen lösten jedoch weitere Unruhen in den Palästinensergebieten aus, die Friedensgespräche in Camp David scheiterten im Juli 2000.

    Nach dem Besuch des israelischen Konservativen Ariel Scharon auf dem Tempelberg im August 2000 kam es erneut zu blutigen Zusammenstößen zwischen Israelis und Palästinensern, die sich auf palästinensischer Seite zu einer zweiten Intifada (Al-Aksa-Intifada) ausweiteten. Die zweite Intifada ist durch ein wesentlich höheres Ausmaß an Gewalt geprägt, das sich z.B. in Granatenangriffen auf jüdische Siedlungen sowie in zahlreichen Selbstmordattentaten zeigt.

    Durch die Wahl des Likud-Vorsitzenden Scharon im Januar 2001 zum neuen Regierungschef Israels erlitt der Friedensprozess einen weiteren Rückschlag. Die Gewalt in Israel und den besetzten Gebieten eskalierte erneut. Israel verstärkte die Übergriffe auf das palästinensische Autonomiegebiet, vor allem im Gazastreifen. Diese Übergriffe wurden als Vergeltungs- bzw. Präventivmaßnahmen für palästinensische Granatenangriffe auf israelische Siedlungen und die zunehmenden Selbstmordattentate von Palästinensern gegen Israelis gerechtfertigt.

    Ab Juli 2001 unternahm Israel gezielte Anschläge auf Einrichtungen von Organisationen wie Hamas und Al Fatah sowie auf mutmaßliche palästinensische Aktivisten und Terroristen. In der Folgezeit wechselten sich Phasen der Gewalt und kurze Phasen der Ruhe miteinander ab.

    Im Juni 2002 begann Israel im Westjordanland mit dem Bau eines mehrere 100 Kilometer langen Schutzzauns, um das Eindringen palästinensischer Terroristen zu verhindern. Der Verlauf des Zaunes verletzt palästinensisches Gebiet. Im Mai 2003 stimmte Israel zum ersten Mal in seiner Geschichte einem internationalen Friedensplan ("Road Map") zu, der den Palästinensern einen eigenen, unabhängigen Staat zugesteht.

    Nach dem von der EU, der UN, Russland und den USA entworfenen Plan sollen Gewalttaten eingestellt und die militärische Präsenz der israelischen Armee im Westjordanland sowie im Gazastreifen verringert werden. Eine Lösung des Flüchtlingsproblems ist allerdings nicht vorgesehen.

    Es ist kein Abreißen der Attentate auf beiden Seiten in Sicht: Neben zahlreichen zivilen Opfern starb im März 2004 auch der Gründer und religiöse Führer der islamisch-palästinensischen Terrororganisation Hamas, Scheich Ahmed Jassin, bei einem Raktenangriff. Im April 2004 gab Scharon bekannt, dass er nur einen teilweisen Rückzug aus den besetzten Gebieten beabsichtige; der Nahostkonflikt verschärfte sich erneut. US-Präsident Bushs Unterstützung für Scharons Plan wurde weltweit stark kritisiert. Im August 2005 wurden die israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen endgültig geräumt und gleichzeitig Planungen für einen Ausbau der Siedlungen im Westjordanland bekannt gegeben.

    Im Juli 2006 entführte die libanesische Hisbollah zwei israelische Soldaten, was zu einer Militäroperation Israels mit Luftangriffen auf Hisbollah-Stellungen in Beirut und im Südlibanon sowie schließlich zu einer Bodenoffensive führte. Auf beiden Seiten kamen Hunderte, darunter auch zahlreiche Zivilisten, ums Leben; im Libanon setzte eine Massenflucht ein. Mitte August trat der von der UN-Resolution 1701 geforderte Waffenstillstand in Kraft, der durch ein aufgestocktes UNIFIL-Truppenkontingent auch unter Mitwirkung der deutschen Marine gesichert werden soll.

    Vergleiche für die aktuelle Entwicklung auch Nahostkonflikt.