Indien

    Aus WISSEN-digital.de


    Geografie

    Mit einer Landesfläche von rund 3 287 590 km² ist Indien das siebtgrößte Land der Erde. Zusammen mit den Staaten Pakistan, Bangladesch und Sri Lanka nimmt es den gesamten südasiatischen Subkontinent ein, der einen eigenständigen Naturraum bildet.

    Im Norden stellen die hohen Gebirgsketten des Himalaja eine natürliche Barriere zum übrigen Teil Asiens dar. Rund 10 % der Landesfläche werden von Hochgebirgen gebildet. Im Westen der Halbinsel liegt das Arabische Meer, im Süden der Indische Ozean, im Osten das Bengalische Meer. Landesgrenzen hat Indien im Westen mit Pakistan, im Norden mit Tibet, Nepal und Bhutan und im Osten mit Bangladesch und Myanmar.

    Die Landschaften Indiens sind sehr unterschiedlich. Das Himalaja-Gebirge im Norden des Landes ist das höchste Gebirge der Welt, nur ein relativ schmaler Gebirgsstreifen gehört jedoch zu Indien. Der Kangchenjunga ist mit 8 586 m der höchste Berg des Landes und der dritthöchste Gipfel des Himalaja. Zwischen den hohen Gebirgsketten liegen breite Täler. Nach Süden hin fällt das Land ab zu fruchtbaren Schwemmlandebenen, die von Osten nach Westen das Land durchziehen. Durch diese Ebenen fließen zahlreiche Flüsse, unter anderem der Ganges und der Brahmaputra. Im Nordwesten gehört ein Teil des Indus-Tieflands (Punjab) zu Indien. Etwas weiter südlich liegt die Wüste Tharr, die trockenste Region Indiens, die ebenfalls zum Indus-Tiefland gehört.

    Nord- und Südindien sind durch einen tektonischen Graben voneinander getrennt: Südindien, einst ein eigener Kontinent, traf durch seine Norddrift auf den eurasischen Kontinent auf, wodurch das Himalaja-Gebirge entstand. Diese Norddrift ist heute noch wirksam, was in Indien immer wieder zu schweren Erdbeben führt. Das letzte große Beben im Januar 2001 forderte mehrere tausend Menschenleben.

    Den zentralen Teil Südindiens nimmt das Hochland von Dekan ein, das auf einer durchschnittlichen Höhe von ca. 800 bis 1 000 m liegt. Das Hochland ist durch zahlreiche Flüsse, Gebirgszüge und Hochebenen stark gegliedert. Im Osten und Westen ist das Hochland durch Gebirgsketten begrenzt, die so genannten Ghats (was im Sanskrit "Stufen" bedeutet). Den Ostghats, die eine durchschnittliche Höhe von rund 600 m aufweisen, ist eine breite Küstenregion vorgelagert (Coromandelküste), während die Westghats steil zum Arabischen Meer (Malabarküste) hin abfallen und Höhen bis maximal 2 700 m erreichen. Im äußersten Süden des Landes vereinen sich die beiden Gebirgszüge zum Palnigebirge.

    Der Ganges, der heilige Fluss der Hindus, ist einer der wasserreichsten Flüsse Indiens. Er entspringt in Tibet im Himalaja-Gebirge und mündet nach rund 2 700 km in den Golf von Bengalen. Weitere bedeutende Flüsse Indiens sind der Brahmaputra und der Jamuna. Durch das mitgeführte Schmelzwasser aus dem Himalaja kommt es regelmäßig zu Überschwemmungen.

    Klima

    Das Klima in Indien ist tropisch bis subtropisch und wird vom Monsun bestimmt. Von Mai/Juni an bis September bringt der Südwestmonsun einen Großteil der Niederschläge, die gemäß der Größe des Landes sehr unterschiedlich verteilt sind. An der Westküste Indiens werden bis über 3 000 mm gemessen, während es auf der Hochebene von Dekan zwischen 500 und 1 000 mm sind. Am Rand des Himalaja-Gebirges werden zwischen 1 000 und 2 000 mm gemessen. Die heftigen Regenfälle führen in manchen Jahren zu großen Überschwemmungen, in anderen Jahren bringt der Monsun nur wenig Regen und Teile des Landes sind von Dürre betroffen. Die trockensten Gebiete in Indien sind die Wüste Tharr und die Savannen Rajasthans im Westen des Landes. In den Monaten Oktober und November dreht sich die Windrichtung allmählich, zu dieser Jahreszeit können tropische Wirbelstürme auftreten, vor allem an den Ost- und Nordostküsten. Ab Dezember bis März bringt der Nordostmonsun kalte und extrem trockene Luft aus dem Himalaja.

    Die Temperaturen im südlichen Teil von Indien sind ganzjährig hoch (bis auf die Höhenlagen der Gebirge) und weisen nur geringe Schwankungen auf. In Trivandrum werden das ganze Jahr über Durchschnittstemperaturen von 26 °C bis 28 °C gemessen. In Richtung Norden wird es im Winter durch die kalten Luftströmungen aus dem Himalaja kühler, in der Hauptstadt Neu-Delhi sind es im Januar im Durchschnitt ca. 14 °C, im Juli rund 31 °C.

    Flora und Fauna

    Die Vegetation Indiens ist entsprechend der klimatischen Unterschiede regional verschieden. Im warmen und feuchten Süden findet sich immergrüner tropischer Regenwald, an der Ostküste wachsen Kokospalmen und Bambus. Charakteristisch für das Hochland von Dekan ist Grasland mit vereinzelten Akazienwäldern. Die fruchtbaren Ebenen im Norden des Landes sind überwiegend landwirtschaftliches Nutzgebiet, die ursprünglich vorhandenen laubabwerfenden Monsunwälder sind nur noch vereinzelt vorhanden. Insgesamt ist heute noch knapp ein Fünftel des Landes bewaldet. Die Sundarbans, das Dschungelgebiet an der Gangesmündung, stellen eines der größten Mangrovengebiete der Welt dar. In der Wüste Tharr im Nordwesten findet sich Gras- und Dornbuschsavanne.

    Im Himalaja unterhalb der Schneegrenze wachsen Nadelholzarten wie Tanne, Zeder und Fichte. In tieferen Lagen herrschen Laubwälder mit Eichen-, Birken-, Kastanien-, Ahorn- und Rhododendronbewuchs vor.

    Die Tierwelt Indiens ist sehr artenreich und vielfältig, wird aber durch die schnell wachsende Bevölkerung immer mehr in ihren Lebensräumen beschnitten. Viele der Tierarten gelten inzwischen in ihrem Bestand als gefährdet, dazu gehören z.B. das Indische Panzernashorn, der Gaur (mit einer Schulterhöhe von bis über zwei Meter das größte Wildrind), der Sumpfhirsch, der Schneeleopard und der Bengalische Tiger. Nachdem die Zahl der Tiger in Indien bis 1972 durch Bejagung und durch die Einschränkung des Lebensraumes auf rund 2 000 Exemplare gesunken war, initiierte die indische Regierungspräsidentin Indira Ghandi das "Projekt Tiger": Zum Schutz der Tiere wurden landesweit neun Reservate eingerichtet, die aus einer für Menschen verbotenen Kernzone bestanden, und einer Art Pufferzone, die von den Menschen temporär betreten werden darf. Diese inzwischen zahlreichen Schutzgebiete (mehr als 15) bilden auch für zahlreiche andere Tierarten einen geeigneten Lebensraum.

    Zur ursprünglichen Fauna des Landes gehören unter anderem verschiedene Affenarten wie z.B. der Rhesusaffe und der Hulman. Dieser indische Schlankaffe gilt den Hindus in Indien als heilig (ebenso wie die Kühe) und ist oft in Tempelanlagen zu finden. An Reptilien sind u.a. das Chamäleon und die Königskobra zu finden. In den Flüssen leben unter anderem der Ganges-Delfin und verschiedene Otter wie der Fisch- und der Zwergotter.

    Bevölkerung

    Indiens stark (um 1,4 %) wachsende Bevölkerung zählt inzwischen über 1,1 Milliarden Einwohner. Indien ist eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt; 329 Einwohner leben durchschnittlich auf einem Quadratkilometer. Nach offiziellen Schätzungen lebt ein Viertel der Einwohner an der Armutsgrenze, tatsächlich ist der Prozentsatz vermutlich höher. Rund drei Viertel der Bevölkerung Indiens lebt in Dörfern, am dichtesten besiedelt sind die fruchtbaren Ebenen und Täler in Nordindien und die Küstenebenen im südlichen Teil des Landes. Die Hauptstadt Neu-Delhi (292 000 Einwohner) ist ein Stadteil der im nördlichen Teil des Landes gelegenen Metropole Delhi, in deren Großraum rund 13,78 Millionen Menschen wohnen. Weitere Millionenstädte sind u.a. Bombay (Mumbai) mit 16,38, Kalkutta mit 13,22 und Chennai (früher: Madras) mit 6,43 Millionen Bewohnern.

    Durch die verbesserte medizinische Versorgung (die Lebenserwartung liegt inzwischen bei 64,4 Jahren) und die Tatsache, dass Kinderreichtum in Indien noch immer die am besten funktionierende Altersvorsorge darstellt, ist die Überbevölkerung zu Beginn des neuen Jahrtausends für Indien ein schwerwiegendes Problem.

    Im Land lebt eine Vielzahl verschiedener Völker: In Nord- und Mittelindien gibt es überwiegend die hellhäutigen Indiden, die indisch-arischer Abstammung sind (wie z.B. die Sikhs), im Nordosten die Melaniden, im Hochland von Dekan die Weddiden. Im Himalaja leben kleinere Bevölkerungsgruppen mongolischer Abstammung. Die Bevölkerungsvielfalt spiegelt sich in den Landessprachen wider: Hindi und Englisch sind Amtssprachen, offizielle Landessprachen sind weiter Assamesisch, Bengali, Gujarati, Kannada, Kashmiri, Konkani, Malayalam, Manipuri, Marathi, Nepali, Oriya, Punjabi, Sanskrit, Sindhi, Tamil, Telugu und andere. Diese Sprachen werden in ihrer jeweiligen Region an den Schulen gelehrt und auch bei Behörden usw. verwendet.

    Rund 81 % der indischen Bevölkerung sind Anhänger des Hinduismus. Der Anteil der Moslems beträgt rund 13,5 %, der der Christen etwa 2,3 %. Der Hinduismus, nach dem Christentum und dem Islam die dritte große Weltreligion, prägt durch das heute noch wirksame Kastensystem wesentlich die Gesellschaft, denn alle soziokulturellen Bereiche sind einem strengen Ordnungsprinzip unterworfen. Die ursprünglich vier hierarchisch angeordneten Kasten (Brahmanen, d.h. Priester und Gelehrte; Kschatrijas, Krieger; Waischjas, Bauern und Handwerker; Schudras, Knechte) wurden in heute an die 3 000 Kasten untergliedert. Durch sie ist eine strenge soziale Rangordnung in der Gesellschaft - bereits ab der Geburt - festgelegt. 1997 wurde mit Kocheril Raman Narayanan erstmals ein Mitglied einer niedrigen Kaste zum Staatspräsidenten gewählt.

    Die Alphabetisierung beträgt in Indien fast 60 %, wobei sie unter der weiblichen Bevölkerung deutlich geringer ist (48 %).

    Politisches System

    Die Republik Indien ist eine parlamentarische Demokratie mit einer Verfassung aus dem Jahr 1950 (mehrere Änderungen).

    Staatsoberhaupt ist der Präsident (seit Juli 2007 Pratibha Patil). Er wird für fünf Jahre gewählt von einem Wahlgremium, das sich aus Mitgliedern des Parlaments zusammensetzt.

    Regierungschef ist der Premierminister (seit Mai 2004 Manmohan Singh). Er spricht Empfehlungen für Minister aus, die offiziell vom Staatspräsidenten ernannt werden. Der Premierminister wird von den Vertretern der stärksten Partei im Unterhaus des Parlaments (Lok Sabha) gewählt.

    Das Zwei-Kammern-Parlament (Sansad) besteht aus der Ländervertretung oder Oberhaus (Rajya Sabha) mit maximal 250 Mitgliedern und dem Unterhaus (Lok Sabha), das 545 Sitze hat. Die Mitglieder des Oberhauses werden für sechs Jahre indirekt gewählt; bis zu 12 Mitglieder können aber auch vom Präsidenten ernannt werden. Die Abgeordneten des Unterhauses haben eine Wahlperiode von fünf Jahren (zwei werden vom Präsidenten ernannt). Wahlberechtigt sind Staatsbürger ab 18 Jahren.

    Indien ist in 28 Bundesstaaten und sieben Unionsterritorien (v.a. Inselterritorien) unterteilt.

    Wirtschaft

    Indiens Wirtschaft befindet sich deutlich im Aufschwung, dennoch gehört der Staat zu Beginn des dritten Jahrtausends nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein Grund für die sich anbahnende Verbesserung waren die zunehmende Liberalisierung und die Privatisierungen von Betrieben ab Mitte der 1990er Jahre. Die Diversifizierung der Wirtschaft nimmt zu, ausländische Investoren kommen ins Land. Die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes betrug 2005 9,2 %.

    Nach wie vor ist aber die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, dessen Effektivität durch zunehmende Mechanisierung und den Einsatz von Kunstdünger erheblich gesteigert werden konnte. Rund 60 % der Bevölkerung sind im Agrarsektor tätig, über die Hälfte der gesamten Landesfläche wird als Nutz- und Anbaufläche verwendet. Kultiviert werden Reis, Kartoffeln, Mais, Baumwolle, Zuckerrohr, Jute, Tee, Kaffee, Getreide und Hülsenfrüchte. Abgesehen von ausgesprochenen Dürrejahren kann der Staat den Eigenbedarf der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln decken. Am Gesamtexport sind landwirtschaftliche Produkte mit etwa 10 % beteiligt. Dazu gehören vor allem Tee (hier ist Indien weltweit führend) und Kaffee, Zuckerrohr und Baumwolle. Vor allem die Tees aus den östlichen Himalaja-Gebieten (Darjeeling) und aus Assam sind weltberühmt. Rinder gelten in Indien als heilig und werden nur gemolken. Des Weiteren werden Wasserbüffel, Schafe, Ziegen und Geflügel gezüchtet.

    Der industrielle Sektor wird weiter stark ausgebaut. Die Basis dafür bildet der Rohstoffreichtum des Landes. Indien verfügt über Bauxit, verschiedene Erze (Zink, Eisen, Chrom), Stein- und Braunkohle, Mangan und Gold. Den Erdölbedarf kann das Land zu rund 70 % aus eigenen Vorkommen decken.

    Die Textilindustrie liefert in Indien wichtige Exportgüter, an zweiter Stelle steht die Nahrungsmittel verarbeitende Industrie. Weitere Branchen sind die Eisen- und Stahlverarbeitung, die chemische Industrie und vor allem der Hochtechnologiesektor, der die größte Wachstumsrate aufweist. Eine Stärke Indiens in diesem Bereich ist der hohe Prozentsatz gut ausgebildeter, Englisch sprechender Arbeitskräfte, die v.a. als Softwareentwickler weltweit gefragt sind.

    Wichtigste Handelspartner sind die USA, gefolgt von China, Großbritannien, Belgien, Deutschland und Singapur. Importiert werden vor allem Investitionsgüter, Düngemittel und Erdöl.

    Währung ist die Rupie.

    Republik Indien

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    Bhārat Gaṇarājya
    Amtssprache Hindi und Englisch
    Hauptstadt Delhi
    Staatsform Parlamentarische Bundesrepublik
    Fläche 3.287.590 km²
    Einwohner 1.1 Milliarden
    Währung Indische Rupie
    Zeitzone UTC + 5:30 = MEZ + 4:30
    KFZ-Kennzeichen IND
    Internet-TLD .in
    Telefonvorwahl 0091

    Kalenderblatt - 29. März

    1894 34 Frauenorganisationen schließen sich zum Bund deutscher Frauenvereine (BdF) zusammen.
    1958 Uraufführung von Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" in Zürich.
    1971 Der jugoslawische Präsident Tito wird als erstes Oberhaupt eines sozialistischen Landes von Papst Paul VI. empfangen.