Horst-Eberhard Richter

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    deutscher Sozialpsychologe; * 28. April 1923 in Berlin, † 19. Dezember 2011 in Gießen

    Zu den unbestreitbaren Verdiensten Horst-Eberhard Richters zählt es, das Wissen um Bedingungszusammenhänge innerhalb von Familie und Gesellschaft bei der Entstehung von Angst- und Neurosekomplexen vermehrt und vor allem einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen auf diesem Gebiet zählen "Eltern, Kind und Neurose" (1963), "Patient Familie" (1969), "Die Gruppe. Hoffnung auf einen neuen Weg, sich selbst und andere zu befreien" (1972), "Lernziel Solidarität" (1974) und "Flüchten oder Standhalten" (1976). Besonders zu erwähnen sind auch seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Psychosomatik. Auch hier gelang es ihm, Zusammenhänge allgemeinverständlich aufzuzeigen zwischen psychischen Problemkreisen und ihrer Somatisierung, d.h. ihrer Manifestierung in körperlichen Symptomen. In Gießen war er Direktor eines interdisziplinären Forschungszentrums für Soziologie, klinische Psychosomatik und medizinische Psychologie (1973-91).

    Der Psychologe ist außerdem stark sozial engagiert, z.B. für Abrüstung. Richter äußerte sich in seinem Werk "Das Ende der Egomanie. Die Krise des westlichen Bewusstseins" (2002) zu aktuellen weltpolitischen Entwicklungen. In seinem Werk analysiert er die Wertvorstellungen der westlichen Gesellschaft und versucht, ihre Denk- und Handlungsweisen kritisch zu durchleuchten.

    2001 erschien seine Autobiografie "Wanderer zwischen den Fronten". 2007 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Universitätsstadt Gießen verliehen.

    Kalenderblatt - 19. April

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