Hippolyte Taine

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    französischer Historiker und Philosoph; * 21. April 1828 in Vouziers, Ardennen, † 5. März 1893 in Paris

    Taine wurde berühmt als "Erfinder" der Milieutheorie. Danach bestimmen "Rasse, Milieu und Moment" jedes soziale Phänomen, prägen jede Geisteshaltung. Verstehen lassen sich alle kulturellen Erscheinungen nur, wenn man ihren "Milieu"-Hintergrund hinreichend geklärt hat.

    Taine gewann seine Überzeugungen unter dem Einfluss Auguste Comtes (1789-1857), dem Begründer des Positivismus, und John Stuart Mills (1806-1873), dessen "System der deduktiven und induktiven Logik" eine allgemeine Wissenschafts-Methodologie entworfen hatte, nach der die exakte Logik auch auf Gebiete wie Soziologie und Politik anwendbar werden sollte. Taine übertrug diese Methodologie auf das Kulturelle und wurde so Begründer des literarhistorischen Positivismus, der besonders deutlich in seinem Werk "Geschichte der englischen Literatur" (1863) zum Ausdruck kommt.

    Nach dem Krieg zwischen Deutschland und Frankreich 1870/71 neigte der mittlerweile auch international bekannte Wissenschaftler mehr und mehr einem Kulturpessimismus zu. Angesichts der friedlosen Welt erschien ihm Fortschritt ein immer problematischerer Begriff. Taine, 1864 bis 1884 Professor für Ästhetik und Kunstgeschichte an der Pariser École des Beaux-Arts, wurde 1878 in die Académie Francaise aufgenommen.

    Das bedeutendste Werk aus der letzten Schaffensphase des Philosophen und Geschichtsschreibers wurde "Les origines de la France contemporaine", das in sechs Bänden unter dem Titel "Die Entstehung des modernen Frankreich" 1877 bis 1894 auf Deutsch erschien.