Heinrich Böll

    Aus WISSEN-digital.de

    deutscher Schriftsteller; * 21. Dezember 1917 in Köln, † 16. Juli 1985 in Langenbroich-Kreuzau/Eifel

    Böll erhielt 1972 den Nobelpreis für Literatur; er war Autor zahlreicher Romane, Satiren und Hörspiele.

    Nach dem Abitur begann Heinrich Böll eine Buchhändlerlehre, war 1938/39 beim Arbeitsdienst und studierte danach ein Semester Altphilologie. Im Sommer 1939 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, erlebte den Zweiten Weltkrieg an verschiedenen Fronten und kehrte 1945 aus amerikanischer Gefangenschaft nach Köln zurück, wo er zunächst in der Schreinerei seines Bruders und später als Behördenangestellter arbeitete. Ab 1951 war er als freier Schriftsteller tätig.

    Von 1947 an veröffentlichte Böll in literarischen Zeitschriften Kurzgeschichten, die sich in Form und Stil an die amerikanische "Short Story", speziell an Hemingway, anlehnen und sich mit dem Kriegs- und Nachkriegschaos befassen. Einige dieser Kurzgeschichten erschienen gesammelt in dem Band "Wanderer, kommst du nach Spa..." (1950). Die Erzählung "Der Zug war pünktlich" (1949) und auch der frühe Roman "Wo warst du, Adam?" (1951) sind Kriegs-, Heimkehrer- und Trümmerliteratur. Der Krieg erscheint - ähnlich wie bei Wolfgang Borchert, dessen Einfluss in den Anfängen spürbar ist - als Szene der totalen Sinnlosigkeit, als perfektionierter Massenmord.

    Das Deutschland der neuen Fassaden und Scheinordnungen, das gestörte Verhältnis des Landes und seiner Bürger zu seiner mit Schuld beladenen jüngsten Geschichte und die labile Gegenwart sind die Themen aller späteren Romane Bölls, darunter "Ansichten eines Clowns" (1963) und "Gruppenbild mit Dame" (1971, Film 1977). Mit den "Ansichten eines Clowns" wird die Figur des Clowns, des nicht angepassten Menschen, endgültig zur Dominante im Werk Bölls, nachdem sie schon lange vorher latente Schlüsselfigur war. "Entfernung von der Truppe" (1964) und "Ende einer Dienstfahrt" (1966, Fernsehfilm 1971) prägen diese Entwicklung in Variationen weiter aus. Auch formal entwickelte sich der Autor in diesen größeren Prosadichtungen weiter: Die scheinbar lässige Artistik der Form behandelt den Erzählstoff mehr und mehr als Spielgegenstand. Die dargestellte Welt wird zum irritierenden Spiegelkabinett, zum virtuos bewegten Vexierbild, in dem alles jederzeit Aussehen und Platz wechseln kann.

    Bölls Betrachtungen der absurd geordneten Realität fielen häufig satirisch aus, wie in "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren" (1958, verschiedene Verfilmungen 1964, 1965 und 1970), "Die unsterbliche Theodora" (in: "Unberechenbare Gäste", 1956) und in den "Berichten zur Gesinnungslage der Nation" (1975).

    Eine Reihe von kritischen Aufsätzen zu Literatur und Zeitgeschehen reflektiert die Themen des dichterischen Werks (unter anderem "Frankfurter Vorlesungen", gedruckt 1966).

    Böll erhielt 1967 den Büchner-Preis; er war 1970/71 Präsident des westdeutschen, 1971-1974 des internationalen PEN-Clubs. Er setzte sich zeitlebens für unterdrückte Schriftsteller in Ost und West ein.

    Weitere Werke: "Und sagte kein einziges Wort" (1953), "Haus ohne Hüter" (1954, Film 1975), "Billard um halb zehn" (1959, verfilmt 1965) u.a.

    Kalenderblatt - 19. April

    1521 Kaiser Karl V. verhängt über Martin Luther die Reichsacht.
    1941 Bertolt Brechts "Mutter Courage" wird im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die von Helene Weigel verkörperte Protagonistin verliert im Dreißigjährigen Krieg alle ihre Kinder. Brecht will mit seinem Stück die Verzahnung von Kapitalismus und Krieg zeigen.
    1977 Zum Entsetzen seiner Fans wechselt Franz Beckenbauer in den amerikanischen Fußballverein Cosmos. Der Dreijahresvertrag ist auf ca. sieben Millionen DM festgesetzt.