Hans Günter Wallraff

    Aus WISSEN-digital.de

    deutscher Schriftsteller und Journalist; * 1. Oktober 1942 in Burscheid bei Köln

    Wallraff arbeitete nach absolvierter Buchhändlerlehre 1964/65 in mehreren Konzernbetrieben, um seine 1970 erschienenen Industriereportagen durch eigene Erfahrungen zu untermauern. Er baute seine ungewöhnlichen Recherchemethoden zum "Aktionsjournalismus" aus und verschaffte sich mit wechselnden Identitäten Zugang zu den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen, um diese aus dem Blickwinkel eines "Insiders" zu erleben. So begab er sich als Obdachloser ins Asyl, ließ sich als Alkoholiker in eine psychiatrische Anstalt einliefern und mit falschen Arbeitspapieren als Bote beim Gerlingkonzern einstellen ("Unerwünschte Reportagen", 1970).

    Das Risiko, durch seine Arbeitsweise mit den Gesetzen in Konflikt zu kommen, kalkulierte Wallraff stets ein; er berief sich auf seine journalistische Aufklärungspflicht. Einen seiner größten "Coups" landete Wallraff 1977 als Mitarbeiter der hannoverschen Lokalredaktion der "Bild-Zeitung" unter dem Namen Hans Esser ("Der Aufmacher", 1977); die Folge war ein Skandal in der Branche und ein langes gerichtliches Nachspiel. Für seine Reportage "Ganz unten" (1985) hatte er sich als türkischer Arbeiter ausgegeben und so aus der Perspektive der Gastarbeiter in Deutschland berichten können.

    2003 veröffentlichte die Birthler-Behörde Unterlagen, nach denen Wallraff als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die DDR-Staatssicherheit tätig war.

    Preise: Carl-von-Ossietzky-Medaille (1984), British Academy Award of Film and Television Art (1987) u.v.m.

    Weitere Werke: "Wir brauchen Dich. Als Arbeiter in deutschen Großbetrieben" (1966) u.a.

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.