Haiti

    Aus WISSEN-digital.de

    Geografie

    Die Republik Haiti umfasst das westliche Drittel der Antilleninsel Hispaniola. Im Osten grenzt Haiti an die Dominikanische Republik, im Süden an das Karibische Meer und im Norden an den Atlantik. Im Westen trennt die rund 95 km breite Windwardpassage Haiti von der Insel Kuba. Mit einer Fläche von 27 750 km² ist das Land etwa so groß wie Albanien. Zum Staatsgebiet gehören auch die Inseln Vache, Grande Cayemite, Gonâve und Ile de la Tortue (Tortuga).

    Haiti ist das gebirgigste Land im karibischen Raum. Zwischen den einzelnen Gebirgszügen gibt es nur wenige größere Ebenen, wie z.B. die Plaine du Nord und das etwa 300 m hohe Plateau Central im Süden. Zwei Halbinseln umfassen den rund 120 km breiten Golf von Gonâve. Die nördliche Halbinsel wird vom Massif du Nord, die südliche vom Massif du Sud und dem Massif de la Selle durchzogen. Hier liegt die höchste Erhebung des Landes, der Pic de la Selle mit 2 680 m.

    Der längste Fluss des Landes ist der Artibonite, der in der Dominikanischen Republik entspringt und nach einer Länge von rund 170 km in den Golf von Gonâve mündet. An der Südostgrenze Haitis liegt in der Cul-de-Sac-Ebene der Etang Soumâtre, ein stark salzhaltiger See.

    Die Hauptstadt Port-au-Prince liegt am Südostende des Golfs von Gonâve.

    Klima

    Auf Haiti herrscht randtropisches, feuchtwarmes Klima mit gleichbleibend hohen Temperaturen das ganze Jahr über. Die Mittelwerte liegen an der Küste zwischen 25 °C und 29 °C, im Landesinneren sind es ein bis zwei Grad weniger. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt bis zu 2 000 mm, ein Großteil der Niederschläge fällt in den Monaten April/Mai und September/Oktober. An den windabgewandten Südhängen der Gebirge und in den Ebenen ist die Niederschlagsmenge deutlich niedriger und liegt bei rund 500 mm jährlich. Vor allem im Spätsommer können Wirbelstürme auftreten.

    Flora und Fauna

    Das Staatsgebiet von Haiti war ursprünglich von tropischem Wald bedeckt, der inzwischen größtenteils abgeholzt ist. Weniger als 10 % der Landesfläche sind noch bewaldet, die Folgen sind Bodenerosion, Versteppung und Artenarmut. In den Ebenen findet sich Trocken- und Feuchtsavanne mit Kakteen, an den Küsten Mangrovenwälder. Reste der ursprünglichen Vegetation und der Vielfalt der Pflanzen finden sich z.B. noch im Massif de la Selle und im Macaya-Nationalpark.

    Die Fauna ist durch die weitflächige Zerstörung des natürlichen Lebensraumes ausgesprochen artenarm. Nur noch in den abgelegeneren Regionen der Berge kommen Reptilien, Amphibien, Vögel und Insekten in vielen verschiedenen Arten vor. Die Gewässer vor den Küsten Haitis sind fischreich.

    Bevölkerung

    Etwa 8,12 Millionen Menschen leben in der Republik Haiti, weitere 3 Millionen Haitianer befinden sich im Ausland. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Port-au-Prince, in deren Großraum etwa 2,5 Millionen Menschen leben. Weitere Städte sind z.B. Cap-Haïtien mit etwa 113 500 Einwohnern und Gonaïves mit etwa 65 000.

    Die größte Bevölkerungsgruppe mit rund 95 % sind die Nachkommen schwarzafrikanischer Sklaven, Mulatten (Mischlinge aus Schwarzen und Weißen) machen rund 4,9 % der Bevölkerung aus. Das Christentum ist die vorherrschende Religion: rund 80 % sind Katholiken, weitere 16 % gehören protestantischen Gemeinden und Sekten an. Der Voodoo-Kult ist weit verbreitet und wird oft parallel zum Christentum praktiziert.

    Die beiden offiziellen Amtssprachen in Haiti sind Französisch und Kreolisch, eine Mischung aus Französisch und afrikanischen Dialekten. Französisch wird nur von knapp 10 % der Bevölkerung verwendet, die meist der Oberschicht angehören.

    Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt, der Lebensstandard der Bevölkerung ist sehr niedrig. Die soziale und medizinische Versorgung ist unzureichend, mehr als 80 % der Menschen leben in großer Armut. Die Folgen sind eine extrem hohe Säuglingssterblichkeit (fast 74 auf 1000 Geburten) und eine niedrige Lebenserwartung von durchschnittlich 53 Jahren. Das Bevölkerungswachstum liegt bei etwa 2,25 %. Der hohen Geburtenrate von durchschnittlich fünf Kindern je Haitianerin steht eine ebenfalls hohe HIV-Infektionsrate gegenüber (5,6 %). Trotz bestehender Schulpflicht liegt die Alphabetisierung bei nur etwa 52,9 %.

    Politisches System

    Haiti ist gemäß der gültigen Verfassung von 1987 (aufgehoben 1988-89, vollständig wieder in Kraft getreten 1994) eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt ist der vom Volk für fünf Jahren gewählte Staatspräsident (seit 2011 Michel Martelly). Eine direkt folgende zweite Amtszeit ist nicht möglich. Der Staatspräsident ernennt den Ministerpräsidenten als Chef der Regierung, der normalerweise Führer der Mehrheitspartei im Parlament ist.

    Die Legislative liegt beim Parlament, das aus zwei Kammern besteht: dem Abgeordnetenhaus mit 99 Mitgliedern, die vom Volk für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt werden, und dem Senat mit 30 Mitgliedern. Alle zwei Jahre wird jeweils ein Drittel der Senatoren neu gewählt, die Amtszeit beträgt sechs Jahre.

    Haiti ist in zehn Departements gegliedert. Das Rechtswesen orientiert sich am französischen Vorbild.

    Wirtschaft

    Jahrzehntelange Diktatur, Korruption, Bürgerkriege und Naturkatastrophen brachten Haiti an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen von rund 400 US-Dollar ist die Republik das ärmste Land der westlichen Welt. Auf Grund der fehlenden Demokratisierung und der allgegenwärtigen politischen und kriminellen Gewalt stellten die internationalen Geberländer und die Weltbank ihre Finanzhilfen 2000 vorübergehend ein. Der Ausbruch innenpolitischer Unruhen und die Verwüstungen durch einen tropischen Sturm im Jahr 2004 verschlechterten die Situation zusätzlich. Aber auch die Wiederaufnahme der Wirtschaftshilfe im Jahr 2005 kann nur wenig an der katastrophalen ökonomischen und sozialen Situation Haitis ändern: 80 % der Bevölkerung leben weit unterhalb der Armutsgrenze, die Arbeitslosenquote liegt bei geschätzten 65 %. 2004 sank das Bruttoinlandsprodukt damit erneut um 3,5 %.

    Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Dieser Sektor trägt rund 30 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Subsistenzwirtschaft überwiegt, angebaut werden z.B. Mangos, Bananen, Maniok, Süßkartoffeln, Reis und Hirse. Für den Export werden Kaffee und Zuckerrohr kultiviert. Nahrungsmittel müssen in großem Umfang importiert werden.

    Die Industrie ist nur schwach entwickelt und konzentriert sich auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Zuckerraffinerie). Weitere Bereiche sind Textil-, Baustoff- und Leichtindustrie (Montage vorgefertigter Teile). Der Tourismus spielt auf Grund der angespannten politischen Lage keine Rolle.

    Beim Import (Nahrungsmittel, Brennstoffe, Industriegüter, Maschinen, Fahrzeuge) und beim Export (Kunsthandwerk, Kaffee, Kakao) sind die USA wichtigster Handelspartner.

    Das Straßennetz umfasst insgesamt rund 4 100 km, davon ist etwa ein Viertel asphaltiert. Wichtigster Hafen ist Port-au-Prince, hier gibt es auch einen internationalen Flughafen.

    Währung ist der Gourde (= 100 Centimes).

    Republik Haiti

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    République d'Haïti, Repiblik d Ayiti
    Amtssprache Französisch, Kreolisch
    Hauptstadt Port-au-Prince
    Staatsform Präsidiale Republik
    Fläche 27.750 km²
    Einwohner 8.120.000
    Währung Gourde
    Zeitzone UTC −5
    KFZ-Kennzeichen RH
    Internet-TLD .ht
    Telefonvorwahl 00509

    Kalenderblatt - 23. April

    1980 Im so genannten zweiten Kohle-Strom-Vertrag verpflichten sich die deutschen Stromversorger zur Abnahme der heimischen Steinkohle. Ziel der Vereinbarung ist neben dem Verzicht auf überflüssige Importe die Sicherung von 100 000 Arbeitsplätzen.
    1990 Karl-Marx-Stadt erhält wieder den Namen Chemnitz. Anlass dazu gab eine Bürgerbefragung, bei der 76 % der Einwohner dafür stimmten.
    1998 Internationale Fluggesellschaften dürfen künftig Nordkorea überfliegen.