Guatemala Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühgeschichte bis Mittelalter

    Erste Besiedlungsspuren verweisen auf Volksstämme, die vor etwa 7500 Jahren in der Region lebten und etwa vor 5500 Jahren erste feste Siedlungen gründeten. Die Kulturgeschichte Guatemalas ist vom Reich der Maya geprägt. Deren Kernland erstreckte sich vom heutigen Südmexiko bis nach West-Honduras und El Salvador. Insbesondere in der Region Petén und im Hochland erinnern zahlreiche Siedlungsreste - wie zum Beispiel die ehemalige Maya-Kultstadt Tikal aus der Frühzeit der Mayakultur - an jene Zeit. Die Mayareiche existierten etwa zwischen 2000 v.Chr. und 1550 n.Chr. Bereits 1500 v.Chr. gab es Siedlungen an der Pazifikküste, 1000 v.Chr. wurde Kaminaljuyú gegründet, das ein politisches und wirtschaftliches Zentrum bildete. Ihre größte Blüte erreichte die Maya-Zivilisation zwischen 200 und 900 n.Chr. Danach begann ihr geschichtlich nie völlig geklärter Niedergang, vermutete Gründe sind Überbevölkerung sowie ökologische und soziale Probleme.

    Neuzeit

    Bis Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das Hochland durch die Reiche der Quiché und der Cakchiquel aus Mexiko beherrscht, die Mitte des 15. Jahrhunderts in sich befehdende Teile zerfielen. Nach Ankunft der Spanier zogen sich einige der Maya-Nachfahren in die Stadt Tayasal im Norden Guatemalas zurück, wo sie bis Ende des 17. Jahrhundert ihre Unabhängigkeit wahren konnten. Doch der weitaus größere Teil der ansässigen Bevölkerung wurde durch Krankheiten und soziale Not, die mit der Ankunft der spanischen Konquistadoren einhergingen, bereits im 16. Jahrhundert getötet (die zentralamerikanische Region erreichte erst im 20. Jahrhundert wieder die Bevölkerungsdichte, die sie in der vorkolumbianischer Zeit besaß).

    Ab 1527 drangen die Spanier in das heutige Guatemala ein und errichteten 1570 die Audiencia de Guatemala, die von der Stadt Guatemala regiert wurde und ein Gebiet umfasste, das vom heutigen mexikanischen Chiapas bis Costa Rica reichte. Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurde das heutige Staatsgebiet Guatemalas als Teil des Vize-Königreichs Neu-Spanien verwaltet und regiert. 1773 zerstörte ein Erdbeben Santiago de Guatemala und stattdessen wurde Guatemala-Stadt an jener Stelle neu errichtet, wo es sich heute befindet.

    Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen die das Land regierenden Kreolen sich von der spanischen Krone abzuwenden. Die Folgen der Französischen Revolution und der Revolutionskriege in Europa waren auch in Guatemala zu spüren und es bildeten sich Gruppen im Land, die liberale politische und ökonomische Ziele verfolgten. Doch in den ersten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hielt die kreolische Führung Guatemalas den Spaniern noch die Treue. 1812 wurde eine Verfassung verabschiedet, die dem mittelamerikanischen Kolonialreich ein politisches Mitspracherecht gab. Dies wurde jedoch bereits 1814 nach der Niederlage Napoleons in Europa vom spanischen Königshaus revidiert. Die kreolische Opposition gegen die spanische Herrschaft in Zentralamerika wurde dadurch wiederbelebt und nachdem 1820 die Verfassung wieder eingeführt worden war, erklärte eine gesetzgebende Versammlung in Guatemala-Stadt die Unabhängigkeit des Landes.

    Für kurze Zeit schloss sich Guatemala dem neu entstandenen Kaiserreich Mexiko an, wurde dann Teil der Zentralamerikanischen Föderation, in der jedoch ein Bürgerkrieg zwischen konservativen und liberalen Kräften ausbrach. Dies führte dazu, dass sich Guatemala 1838 zum zweiten Mal - nun als souveräner Staat - für unabhängig erklärte.

    Bis weit ins 20. Jahrhundert blieben die inneren Gegensätze zwischen Liberalen und Konservativen auch in Guatemala das innenpolitische Hauptthema. So begann die Wirtschaft des Landes ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zwar zu prosperieren, die innenpolitischen Zwistigkeiten gepaart mit der Unterdrückung der indianischen Bevölkerung führten aber zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Zu diesen gesellten sich immer wieder Grenzkonflikte mit dem benachbarten El Salvador.

    20. Jahrhundert

    1898 kam Manual Estrada Cabrera an die Macht (bis 1920), der Guatemala in die wirtschaftliche Abhängigkeit von US-amerikanischen Pflanzungsgesellschaften, v.a. der United Fruit Company, führte. Zugleich begannen sich zur Jahrhundertwende indianische Guerillabewegungen zu gründen, die teilweise noch heute aktiv sind. 1931 kam General Jorge Ubico an die Macht, der eine wirtschaftliche Stabilisierung des Landes bei gleichzeitiger Unterdrückung der Opposition erzielte. Nach seinem Sturz 1944 kamen zwar gewählte Nachfolger an die Regierung, doch deren radikale Bodenreformen wurden 1954 durch einen von der USA gestützten Putsch rückgängig gemacht.

    Die sozialen Spannungen im Land entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Bürgerkrieg zwischen Militärs und Aufständischen der URNG (Nationale Revolutionäre Einheit Guatemalas). Nach einem Interregnum des Militärs bis 1966 folgten gewählte Regierungen, die nach dem Putsch von General J. E. Rios Montt im Jahr 1982 wieder durch eine Militärführung abgelöst wurden. Durch einen weiteren Putsch übernahm General O.H. Mejía Victores die Macht, der 1984 Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung abhalten ließ. Gewählt wurde 1986 der Christdemokrat Marco Vinicio Cerezo Arévalo. Doch auch die 80er und die erste Hälfte der 90er Jahre waren weiterhin von Putschversuchen, Gewalt gegen Indianer und einer aktiven Guerillabewegung geprägt.

    Ab Beginn der 90er Jahre wandelte sich die Politik allmählich hin zu einem sozialen Ausgleich, die Macht des Militärs wurde immer weiter eingeschränkt. 1991 war der neue Präsident J. Serrano Elias (1991 bis 93) mit großer Mehrheit gewählt worden und hatte Verhandlungen mit der URNG begonnen. 1993 folgte ihm der Menschenrechtsanwalt Ramiro de León Carpio ins Amt nach und im folgenden Jahr wurde eine "Wahrheitskommission" gebildet. Ihr Auftrag war es, die Menschenrechtsverletzungen des Bürgerkrieges aufzuklären.

    1995 wurde ein Abkommen über Identität und Rechte der Indianer geschlossen und unter der Regierung des seit 1996 amtierenden Präsidenten Alvaro Arzú Irigoyen verkündete die URNG im April einen unbefristeten Waffenstillstand, dem noch im gleichen Jahr der offizielle Friedensschluss folgte. Nach 36 Jahren war damit der Bürgerkrieg, der etwa 150 000 Menschen das Leben gekostet hatte, zu Ende.

    Nachdem die sozialen Probleme des Landes in Angriff genommen worden waren, wurde das Jahr 1998 zu einem Jahr der Naturkatastrophen: Vulkanausbrüche, Hurrikans, Überschwemmungen und Erdrutsche kosteten viele Menschenleben. 1999 wurden umfassende internationale Hilfsprogramme für die betroffenen Regionen Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala verabschiedet.

    Ende 1999 kam der Kandidat der Frente Republicano Guatemalteco (FRG), Alfonso Antonio Portillo Cabrera per Stichwahl als neuer Präsident an die Macht, dem angesichts der Lage des Landes eine schwere Aufgabe übertragen wurde. Im September 2001 sah er sich gezwungen, auf Grund einer verheerenden Dürre für 30 Tage den Katastrophenstand auszurufen.

    Der rechtskonservative Unternehmer Oscar Berger, ehemaliger Bürgermeister von Guatemala-Stadt, gewann 2003 die Stichwahl um das Amt des Präsidenten. Sein Gegner war der rechtsliberale Textilfabrikant Alvaro Colom.

    Im Oktober 2005 forderte der Tropensturm "Stan" vermutlich über 1000 Todesopfer; über eine Woche andauernde Regenfälle führten v.a. in der Küstenregion zu zahlreichen Erdrutschen und Überschwemmungen.

    Im November 2007 gewann der Unternehmer Álvaro Colom Caballeros eine Stichwahl gegen Otto Pérez Molina und wurde damit der erste sozialdemokratische Präsident Guatemalas.

    Die Regierung konnte bislang kaum Fortschritte in der Bekämpfung von Gewalt und Korruption erzielen. Nach wie vor weist Guatemala eine der höchsten Mordraten des Kontinents auf, besonders die Morde an Frauen nehmen tendenziell zu. Es ist davon auszugehen, dass höchste Militär- und Regierungskreise in die organisierte Kriminalität verwickelt sind.

    Kalenderblatt - 26. April

    1925 Hindenburg wird zum Reichspräsidenten gewählt.
    1954 Eröffnung der Ostasien-Konferenz in Genf, auf der über die Koreafrage und den Frieden Indochinas beraten werden soll.
    1974 Der Bundestag stimmt über die Reform des § 218 ab und entscheidet sich für die Fristenlösung, die aber am 25. Februar vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt wird.