Großbritannien und Nordirland

    Aus WISSEN-digital.de

    Geografie

    Das Vereinigte Königreich im Nordwesten Europas umfasst England, Wales, Schottland und Nordirland. Des Weiteren gehören die Inseln Wight im Süden, Anglesey in der Irischen See, die Scilly-Inseln im Südwesten, die Hebriden im Nordwesten sowie die Orkney- und Shetlandinseln im Norden zu Großbritannien und Nordirland. Einen Sonderfall bilden dagegen die britischen Kanalinseln und die Insel Man, die zwar ebenfalls direkt der Krone unterstehen, staatsrechtlich aber nicht zum Königreich gehören.

    Der Inselstaat ist durch den Ärmelkanal vom europäischen Festland getrennt. Die nördlichen Küsten Nordirlands und Schottlands grenzen an den Atlantik, die Westküsten von Schottland, England und Wales sind von Norden nach Süden durch den Nordkanal, die Irische See und den St. Georgskanal von Nordirland bzw. Irland getrennt. Die teilweise tief ins Land eingeschnittenen Mündungstrichter der wichtigen Flüsse Themse, Severn und Trent sowie zahllose Buchten geben der lang gestreckten Hauptinsel eine fast 1 000 km lange Küstenlinie.

    Die Hauptinsel ist in ihrer Oberflächenstruktur zweigeteilt. Die Bergländer im Norden und Westen - wie z.B. die North-West-Highlands und die Grampians in Schottland - nehmen etwa 70 % der Landesfläche ein. Die restlichen Flächen bestehen aus hügeligem und ebenem Gelände. Im Landesinneren erstreckt sich der von Nord nach Süd verlaufende Mittelgebirgszug der Pennines (bis 893 m), in Cornwall liegen unter anderem die Landesteile Exmoor, Dartmoor und Bodmin Moor bis 600 m über dem Meeresspiegel. Den restlichen Teil der Insel nehmen Flachländer ein, besonders charakteristisch das südenglische Schichtstufenland und die Küstenebenen. Der Tidenhub an der Küste beträgt zwischen 4 m und 12 m (in der Severnbucht im Bristolkanal). Eine Besonderheit in der Küstenregion von Wales sind die Cambrischen Berge. Der dort gelegene Snowdon ist mit 1 085 m der höchste Berg von Wales und England. Der höchste Berg ganz Großbritanniens mit 1 343 m ist der Ben Nevis in den schottischen Highlands.

    Die Landschaftsstruktur Nordirlands ist - ähnlich wie die Gebirge der westschottischen Inseln - zumeist vulkanischen Ursprungs. Zusammenhängende Tieflandgebiete weist Nordirland lediglich im Zentrum des Landes um den See Lough Neagh auf, der mit 396 km² Fläche der größte See des Vereinigten Königreichs ist.

    Klima

    Großbritannien wird von ozeanischem Klima bestimmt. Dies bedeutet, dass im Winter ein eher mildes, im Sommer eher kühles Wetter herrscht und die Jahreszeiten nicht stark ausgeprägt sind. Dies ist vor allem auf den Nordatlantischen Strom zurückzuführen, der die Hauptinsel in einen trockenen und warmen Ostteil und einen feucht-gemäßigten Westteil gliedert. Ein weiterer wichtiger Klimafaktor ist die hohe Luftfeuchtigkeit, die im ganzen Jahr nur selten unter 75 % fällt und im Winter auf über 90 % ansteigen kann. Die Niederschläge liegen im schottischen Edinburgh bei ca. 704 mm, in London bei ca. 600 mm jährlich. Im Westen, wo die über die Irische See kommenden Luftmassen an lang gestreckte Gebirgszüge stoßen und dadurch zum Aufsteigen und Abregnen gezwungen werden, liegt die Niederschlagsmenge wesentlich höher (Ben Nevis ca. 4 000 mm, Snowdon ca. 2500 mm). Am geringsten sind die Niederschlagsmengen in Ostengland mit ca. 550 mm. Ganz Großbritannien hat seine trockensten Monate von März bis Juni, die feuchtesten von Oktober bis Januar.

    Flora und Fauna

    Großbritannien und Nordirland gehören zur atlantischen Region der europäischen Laubwaldgebiete mit Marschen sowie Hoch- und Niederungsmoore. Unter- und oberhalb der Waldgrenze, die je nach Lage bei 300 bis 600 m Höhe liegt, finden sich überwiegend Bergheiden, zu deren Ausbreitung der Mensch durch Waldvernichtung wesentlich beigetragen hat. Bis zur Industrialisierung waren weite Teile der britischen Hauptinsel dicht bewaldet, heute bilden die Waldflächen in Großbritannien mit etwa 8 % - davon knapp zwei Drittel Nadelhölzer - nur noch einen kleinen Teil der Fauna. Etwa die Hälfte der gesamten Waldflächen entfallen auf England. Sowohl in England als auch in Wales wachsen vorrangig Eichen und Buchen, in den Tiefebenen finden sich Kiefern und Birken. Hinzu kommen Kirsch- und Apfelbaumkulturen, Stechginster und zahlreiche Arten von Wildblumen.

    In Schottland sind größere Waldflächen nur in den südlichen und östlichen Hochländern zu finden, neben Eichen und Fichten finden sich Kiefern und Lärchen. Die Vegetation auf den Hochebenen besteht überwiegend aus Heidekraut, Farnen, Moosen und Gräsern. Bereits ab einer Höhe von ca. 600 m herrscht in Schottland eine alpine und arktische Flora vor. In den anderen Landesteilen folgen einer schmalen Kriechholzzone atlantische Bergheiden. Diese "Moorlands" werden hauptsächlich für die Schafzucht genutzt. Praktisch alle kultivierten Pflanzen Schottlands wurden von Amerika oder dem europäischen Kontinent eingeführt.

    In England und Wales sind Hirsche, Kaninchen, Hasen, Dachse und Füchse heimisch. Vor allem die Tradition alljährlicher Treibjagden auf Füchse führt immer wieder zu großen Kontroversen. Speziell in Wales sind in abgelegeneren Gebieten Marder und Iltisse zu finden. Sperling, Krähe, Taube, Star und verschiedene Drosselarten sind die vorherrschenden Vögel. Reptilien finden sich selten. Die häufigsten Süßwasserfische Großbritanniens sind Forelle und Lachs, die vor allem in den zahlreichen Flüssen und Seen von Schottland heimisch sind. Die einzige große einheimische Säugetierart in Schottland ist der Hirsch, kleinere Säugetiere sind Hase, Kaninchen, Otter, Hermelin, Marder und - selten - Wildkatzen. An Raubvögeln finden sich Milan und Adler. An den Küsten werden Kabeljau, Schellfisch, Hering und verschiedene Arten von Schalentieren gefangen.

    Die Pflanzen- und Tierwelt Nordirlands entspricht in weiten Teilen der auf der britischen Hauptinsel. Einzig eine Spezies wilder Orchideen (Spiranthes stricta) stellt eine Besonderheit dar, die in den Tälern der Nebenflüsse des Upper und Lower Bann zu finden ist.

    Bevölkerung

    Das Land gehört mit 248 Personen pro km² zu den am dichtesten bevölkerten Staaten Europas. Knapp 90 % der Bevölkerung des Königreichs leben in England und Wales. Dies ist unter anderem auf die Folgen der Industrialisierung zurückzuführen, die zu einer Binnenwanderung in Nord-Süd-Richtung und einem starken Anwachsen der Stadtbevölkerung führte. Knapp 90 % aller Briten leben heute in Städten, davon allein über 7,42 Millionen in der Hauptstadt London (11,33 Millionen in der Agglomeration).

    Insgesamt leben rund 60,44 Millionen Menschen in Großbritannien und Nordirland, davon sind 82 % Engländer, 4 % britische Iren, knapp 10 % Schotten und 2,4 % Waliser. Die mit Abstand größte ethnische Minderheit bilden die rund 850 000 Inder. Die hohe Anzahl der in Großbritannien lebenden Menschen aus dem Commonwealth geht darauf zurück, dass ab Mitte des 20. Jahrhunderts wegen Arbeitskräftemangels verstärkt Menschen aus diesen Ländern angeworben wurden. Über 1,5 Millionen Einwanderer leben heute in Großbritannien, hinzu kommen fast ebenso viele im Land geborene Nachkommen von Einwanderern.

    Rund 72 % der Briten und Nordiren sind Christen, die Mehrzahl gehört der Anglikanischen Kirche an, eine Minderheit ist römisch-katholisch. Es gibt etwa 2,7 % Muslime und um die 600 000 Hindus.

    Auf Grund des umfassenden medizinischen und sozialen Systems beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung 78,4 Jahre, 99 % der Briten haben lesen und schreiben gelernt (die Analphabeten sind großenteils Einwanderer). Das Bevölkerungswachstum ist, wie in den meisten EU-Staaten, mit 0,28 % gering.

    Politisches System

    Das Vereinigte Königreich ist eine parlamentarisch-demokratische Erbmonarchie des Hauses Windsor. Der Monarch (Elisabeth II., seit 1952) ist sowohl Staatsoberhaupt als auch weltliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche und Haupt des Commonwealth, beschränkt sich aber heute selbst weitgehend auf repräsentative Aufgaben. Weder Großbritannien noch Nordirland kennen eine geschriebene Verfassung. Einzelne Gesetze wie die Magna Charta libertatum (1215), die Petition of Right (1628), der Habeas Corpus Act (1679), die Bill of Rights (1689), der Act of Settlement (1700), die Representation of the People Acts (1832 und 1928), die Parliament Acts (1911 und 1949) sowie die zu aktuellen Verfassungsfragen getroffenen Gerichtsentscheidungen stellen die Grundlage für die Regeln des Verfassungsrechts dar.

    Die Legislative besteht aus dem Oberhaus (House of Lords) und dem Unterhaus (House of Commons), wobei dem Unterhaus die tatsächliche Gesetzgebungsbefugnis obliegt. Seine 646 Mitglieder werden für maximal fünf Jahre direkt gewählt. Die Sitze werden nach festen Quoten an die Verwaltungseinheiten England, Schottland, Wales und Nordirland vergeben. Die aktive Wahlberechtigung beginnt mit dem 18., die passive mit dem 21. Lebensjahr. Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des Premierministers (Gordon Brown, seit 2007), der vom Monarchen ernannt wird. Das Parteiensystem ist - bedingt durch das Mehrheitswahlrecht - traditionell ein Zweiparteiensystem, in dem zwischen 1931 und 1974 immer eine der beiden großen Parteien eine absolute Mehrheit im Unterhaus hatte: entweder die Labour Party oder die Conservative Party. Die dritte große Partei sind die Liberalen. In Nordirland hat sich auf Grund der historischen und politischen Situation ein eigenes nach konfessionellen Gesichtspunkten aufgebautes Parteiensystem entwickelt.

    Das Oberhaus besteht aus 725 Mitgliedern. Davon sind 92 Träger erblicher Peerswürden, 607 von der Krone auf Regierungsvorschlag in den Adelsstand erhobene Mitglieder auf Lebenszeit (einschließlich der Lordoberrichter) und 26 Bischöfe der anglikanischen Kirche während ihrer Amtszeit.

    Das Vereinigte Königreich ist in 12 Regionen bzw. 26 Distrikte unterteilt.

    Wirtschaft

    Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland ist ein hoch industrialisierter Staat und eine der erfolgreichsten Marktwirtschaften der EU. London ist nicht nur ein Tourismusmagnet, sondern gleichzeitig ein internationales Finanzzentrum. Insgesamt bringt der Dienstleistungssektor fast 73 % des gesamten Bruttoinlandsproduktes ein. Die Schwierigkeiten, die die britische Wirtschaft in den vergangenen Jahren auf Grund des starken Pfundes hatte, scheinen inzwischen aufgehoben. Die Arbeitslosenrate ist mit 4,8 % im EU-Vergleich niedrig. Das Wirtschaftswachstum betrug 2006 etwa 2,7 %.

    Die Landwirtschaft ist kein bedeutender Wirtschaftszweig, kann aber unter Einsatz von nur 1,5 % der Arbeitskräfte Großbritanniens rund 60 % des britischen Lebensmittelbedarfs decken. Dies spricht für die Mechanisierung und Effizienz der Arbeitsabläufe.

    Der Staat ist reich an Energierohstoffen. Vor allem die Erdölförderung vor Schottland hat dazu geführt, dass das Land seit 1980 von Erdöl- und Erdgasimporten unabhängig ist. Wichtigster Energieträger neben diesen beiden ist die Kernkraft. Im Nuklearbereich sind über 100 000 Beschäftigte tätig.

    Einst wichtige Industriezweige wie Textil- und Bekleidungsindustrie haben an Bedeutung verloren, an ihre Stelle sind die elektrotechnischen und elektronischen Unternehmen der Wachstumsindustrie getreten, die schwerpunktmäßig in Nord- und Nordwest-England sowie im Raum London ihren Sitz haben. Wichtige Exportwaren sind neben deren Produkten Maschinen und chemische Erzeugnisse, Metallwaren und Fahrzeuge, Brennstoffe und Genussmittel. Es gibt einige bedeutende Werften. Der Hauptteil der Ausfuhren geht in die Partnerländer der EU und in die USA.

    Währung ist das Pfund Sterling (= 100 Pence).

    Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

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    United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland
    Amtssprache Englisch, Kornisch, Irisch, Manx, Schottisch-Gälisch, Scots, Ulster Scots, Walisisch
    Hauptstadt London
    Staatsform Parlamentarisch-demokratische Erbmonarchie
    Fläche 244.000 km²
    Einwohner 60.440.000
    Währung Pfund Sterling
    Zeitzone UTC+0
    KFZ-Kennzeichen GB
    Internet-TLD .uk, .gb
    Telefonvorwahl 0044

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.