Grenada (Geschichte)

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    Entdeckung durch Europäer

    Als Christopher Kolumbus die Insel Grenada bei seiner dritten Reise 1498 entdeckte und sie "Conceptión" nannte, lebten hier Angehörige des Volksstammes der Kariben, die ab dem 13. Jh. die ansässigen Aruak-Indianer von der Insel vertrieben hatten. Ab den 20er Jahren des 16. Jh.s tauchte die Insel unter dem Namen Grenada (nach der spanischen Stadt Granada) auf den Landkarten auf.

    Kampf um die Vorherrschaft

    Im 17. Jh. wurde die Insel Streitobjekt zwischen Frankreich und Großbritannien. Beide Staaten versuchten zunächst erfolglos, die Insel gegen den Widerstand der Kariben zu besiedeln, erst 1650 wurde an der Stelle der heutigen Hauptstadt St. George's ein französisches Fort erbaut. Als die französischen Siedler sich weiter über die Insel ausbreiteten und begannen, weitläufige Plantagen für den Anbau von Zuckerrohr, Kakao und Kaffee anzulegen, kam es zu erbitterten Rückzugsgefechten der Kariben. Die letzten 40 Krieger sollen sich 1651 beim legendären Felsvorsprung "Morne des Sauters" (heute "Carib's Leap") ins Meer gestürzt haben, um dem Zugriff des Feindes zu entgehen.

    1674 wurde Grenada offiziell Besitz der französischen Krone. Knapp ein Jahrhundert später eroberten britische Truppen die Insel und erhielten sie 1783 im Vertrag von Versailles zugesprochen.

    Für die Arbeit auf den Plantagen, auf denen neben Zuckerrohr und Kakao auch zunehmend Gewürze (Muskat, Safran, Pfeffer) angebaut wurden, wurden afrikanische Sklaven ins Land gebracht. In den 60er Jahren des 18. Jh.s sollen es an die 12 000 Schwarzafrikaner gewesen sein, die für einige wenige weiße Großgrundbesitzer arbeiteten. Aufstände der Arbeiter gegen die Kolonialherren wurden unterdrückt. Als die Sklaverei in den britischen Kolonien ab 1834 verboten wurde, holten die Plantagenbesitzer Vertragsarbeiter aus Asien, vor allem aus Indien auf die Insel.

    Von der Kolonie zum unabhängigen Staat

    1833 wurde die Insel Grenada und die südlichen Inseln der Grenadinen der britischen Kolonie der Windward Islands angegliedert. 1877 wurde die Insel britische Kronkolonie.

    Von 1885 bis 1958 war die Stadt St. George's an der Westküste Grenadas Verwaltungssitz der Windward Islands. 1924 erhielt die Insel nach anhaltenden Protesten der Plantagenarbeiter gegen die Großgrundbesitzer und die britische Kolonialmacht eine eigene Verfassung und ab 1940 schrittweise politisches Mitspracherecht. 1951 wurde das allgemeine Wahlrecht eingeführt. Von 1958 bis 1962 war Grenada Mitglied der "Westindischen Föderation", nach deren Scheitern wurde die Insel erneut von Großbritannien verwaltet.

    1967 erhielt die Insel politische Autonomie und den Status eines mit Großbritannien assoziierten Staates. Als dominante politische Kraft konnte sich die "Grenada United Labour Party" (GULP) unter der Führung des Großgrundbesitzers Eric Gairy durchsetzen. 1974 wurde Grenada als parlamentarische Monarchie im britischen Commonwealth unabhängig. Die britische Monarchin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt wurde auf der Insel durch einen Generalgouverneur vertreten. Erster Premierminister und damit Regierungschef des Staates wurde Eric Gairy.

    Dessen diktatorischer Führungsstil und Korruption innerhalb der Regierung führten zu wirtschaftlicher Stagnation, hoher Arbeitslosigkeit und anhaltenden sozialen Spannungen. 1979 kam es zu einem Staatsstreich. Neuer politischer Führer wurde der Sozialist Maurice Bishop vom Oppositionsbündnis "New JEWEL Movement" (Joint Endeavour for Welfare, Education and Liberty). Er stand einem Revolutionsrat vor, der das Parlament ersetzte. Bishop schloss ein Kooperations- und Militärabkommen mit Kuba und der Sowjetunion und führte sozialistische Reformen im Land durch. 1983 wurden er und einige seiner Kabinettsmitglieder durch Angehörige der eigenen Bewegung ermordet. Kurz danach griffen US-amerikanische und karibische Truppen auf Grenada ein, um offiziell die demokratischen Verhältnisse wieder herbeizuführen und eine weitere Annäherung der Insel an Kuba zu verhindern.

    Bei Neuwahlen im Dezember 1984 gewann die bürgerliche "New National Party" (NNP) die Mehrheit der Stimmen, ihr Führer Herbert Blaize wurde neuer Premierminister des Landes. Nach den Wahlen wurden die letzten ausländischen Truppen von der Insel abgezogen. Die wirtschaftliche Lage der Insel verbesserte sich - trotz ausländischer Finanzhilfe und der eingeleiteten Reprivatisierung der Unternehmen - auch weiterhin nicht.

    1990 konnte keine der politischen Parteien bei den Wahlen eine regierungsfähige Mehrheit erringen, unter dem konservativen Premier Nicholas Brathwaite kam es zu einer Koalitionsregierung. 1995 siegte die konservative NNP und stellte mit Keith Mitchell den neuen Premierminister Grenadas. Bei vorgezogenen Parlamentswahlen im Januar 1999 konnte die NNP durch eine klare Stimmenmehrheit ihre politische Dominanz unterstreichen. Bei den Parlamentswahlen vom November 2003 gewann die NNP erneut, allerdings nur mit knapper Mehrheit. Premierminister Keith Mitchell wurde am 30. November für eine dritte Amtszeit vereidigt.