Gregor Gysi

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    deutscher Politiker; * 16. Januar 1948 in Berlin

    Sohn des Kulturpolitikers Klaus Gysi, umstrittener Jurist in der ehemaligen DDR. Seit 1967 Mitglied der SED, praktizierte er ab 1971 als freier Rechtsanwalt in Ost-Berlin. Als überzeugter Sozialist gleichwohl dem restriktiven System des "real existierenden Sozialismus" gegenüber kritisch eingestellt, vertrat er in mitunter spektakulären Prozessen unter anderem den Regimekritiker Robert Havemann und Vertreter oppositioneller kirchlicher Gruppen. Aus dieser Tätigkeit, die Gysi in den inneren Zirkel des Staatsapparats führte, rührt die Frage, ob seine Kontaktpflege mit den Vertretern des Regimes den Interessen seiner Mandanten dienen sollte - oder ob er umgekehrt, gar als als Rechtsbeistand getarnter Stasi-Agent, die DDR-Opposition bespitzelte.

    Nach dem Fall der Mauer wurde er Mitglied des Arbeitsausschusses zur Vorbereitung des außerordentlichen SED-Parteitages und verantwortlicher Leiter der Kommission zur Untersuchung von Amtsmissbrauch und Korruption. 1990 auf dem Sonderparteitag der SED zum neuen Vorsitzenden der Partei gewählt, die auf seine Initiative hin in "Partei des demokratischen Sozialismus" umbenannt wurde, avancierte Gysi zum Apologeten eines "dritten Weges zwischen Sozialismus und Kapitalismus".

    Seit 1994 Gruppenvorsitzender, später Fraktionsvorsitzender der PDS im Bundestag. Im April 2000 kündigte er auf dem Münster Parteitag nach Meinungsverschiedenheiten mit PDS-Delegierten über Militäreinsätze der Vereinten Nationen an, nicht mehr als Fraktionsvorsitzender kandidieren zu wollen. Gysi zog sich im Oktober 2000 aus dem Amt des Fraktionsvorsitzenden zurück. Anfang 2002 übernahm er die Posten des Bürgermeisters und Wirtschaftssenators im Berliner Senat, trat jedoch Ende Juli wegen der "Flugaffäre" (private Nutzung dienstlicher Bonusmeilen) von diesen Ämtern zurück.

    2005 kehrte Gysi als Spitzenkandidat der PDS-Seite der Linkspartei (heute Die Linke) auf die politische Bühne zurück und gewann bei den Wahlen im selben Jahr ein Direktmandat für den Bundestag.