Geschichte: Japan

    Aus WISSEN-digital.de


    Zahlreiche Keramikfunde beweisen, dass auf den japanischen Inseln bereits 4000 Jahre v.Chr. eine steinzeitliche Jäger- und Sammlerkultur existierte. Doch ist diese so genannte Jomonkultur nicht der Vorläufer späterer japanischer Staaten. Die Geschichte Japans begann um 700 v.Chr. mit der Einwanderung der Yayoi vom asiatischen Festland. Sie gründeten um 400 n.Chr. den Staat Yamato durch Zusammenschluss einiger Familien des Frühadels.

    Führend wurde die Sippe des legendären Yamato Tenno und Tenno wurde auch zur Bezeichnung für den japanischen Kaiser.

    Bewässerungsanlagen wurden gebaut, Neuland durch Trockenlegung wurde gewonnen. Die Macht der kaiserlichen Familie beruhte nicht zuletzt auf dem Besitz weiter Ländereien, auf denen Leibeigene zu landwirtschaftlichen und handwerklichen Dienstleistungen verpflichtet waren. Im 4. Jahrhundert n.Chr. erfolgte durch Handelskontakte und Kriege bereits das erste Ausgreifen dieses in sich gefestigten Staatswesens nach Korea. Damit wurde Japan kontinentalen Kultureinflüssen geöffnet. Konfuzius und seine Lehre machten den Anfang. Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts begann die Ausbreitung des chinesischen Buddhismus in Japan. Auch wirtschaftlich lernten die Japaner viel von China und Korea. Im 5. Jahrhundert wanderten bereits chinesische Weberinnen, Schneiderinnen, Töpfer und Zimmerleute ein und verbreiteten ihre Kunst überall in Japan.

    Unter Kronprinz Shotoku (erste Hälfte des 7. Jahrhunderts) begann die systematische Verbreitung der Lehre Buddhas. Der Buddhismus wurde Staatsreligion. Shotoku wurde zugleich der endgültige Begründer der Zentralgewalt nach chinesischem Muster, die vom Tenno ausgeht, und überwand damit die Gefahr der Sippenkämpfe für die Reichseinheit. Aus diesen Ansätzen entfaltete sich unter chinesischem Einfluss der japanische Beamtenstaat, der von dem in unveräußerlichem göttlichem Auftrag handelnden und daher unantastbaren Tenno geleitet wurde. Shotokus "17 Artikel" stellen ein erstes japanisches Gesetzeswerk dar. 645 kam es auf der Grundlage dieser politischen Gedankenwelt zur Taik(w)a-Reform: Alles Privatland und die gesamte Bevölkerung wurden unter kaiserliche Verwaltung gestellt. Ein Zentral- und Mittelinstanzen-Verwaltungsapparat wurde aufgebaut, in dem jedoch der alte Adel weiterhin eine führende Rolle spielte. Die Bevölkerung fasste man in Hausregistern zusammen, richtete ein festes Steuersystem ein und löste mit einer Bodenreform die Frage des Landbedarfs, indem alle sechs Jahre Männer und Frauen mit einem bestimmten Landbesitz ausgestattet wurden. Kodices versuchten diese neue Ordnung gegen den Widerstand mächtiger Familien zu sichern und im Gesamtstaat durchzusetzen. Im altjapanischen Einheitsstaat wurde Nara zur prunkvollen Kaiserresidenz. Der Macht und dem Glanz des Kaisertums aber stand ein armes, von Steuern, Kriegsdienst und öffentlichen Dienstleistungen bedrücktes, mit viel zu geringem Boden in Eigennutzung (2 Tan = 16,4 Ar pro Mann) ausgestattetes Bauerntum gegenüber.

    Die Dörfer, in denen die Familien die entscheidende Rolle spielten, wurden von Vorstehern unter Aufsicht der Provinz- und Kreisstatthalter geleitet. Unverheiratete, Verwandte und Leibeigene reicher Familien mussten in enger Anlehnung an die Familie leben.

    Unter Shomu-Tenno (724-748) erreichte diese Lebens- und Staatsordnung ihre Hochblüte. Die Kultur war buddhistisch, viele Tempel entstanden im Land. Nach chinesischem Vorbild wurde das Erziehungssystem verbessert, chinesische Schrift und Literatur spielten als Bildungsgut der führenden Schichten eine ähnliche Rolle wie das Französische im europäischen Absolutismus. Gleichzeitig aber entfaltete sich ein japanisches Selbstbewusstsein, das sich in Topographien, in Sammlungen historischer Überlieferungen (Geschichtswerk Nihon-shoki) und in literarischen Sammlungen (Manyoshu-Sammlung von 4500 japanischen Gedichten) äußerte.

    Dem wachsenden Einfluss der buddhistischen Priesterschaft trat Kaiser Kammu (737-806) erfolgreich entgegen. Er machte Heian zur Hauptstadt.

    Im Zuge der innenpolitischen Entwicklung kam jedoch bald wieder Privatbesitz an Boden auf - die Landreform konnte nicht aufrecht erhalten werden. Adel und Tempel waren Nutznießer dieser Entwicklung, die im 10. Jahrhundert abgeschlossen war. Es begann der Prozess der Bildung großer Lehnsgebiete unter Führung mächtiger Adliger oder der Tempel, die sich der Besteuerung entzogen, sodass den verbliebenen Bauern immer größere Lasten aufgebürdet werden mussten. Vorherrschenden Einfluss gewann seit dem 9. Jahrhundert die Familie Fujiwara, die am Hofe die erste Rolle spielte, fast alle Beamtenstellen besetzte und die Gattin des jeweiligen Tenno stellte. In den Provinzen außerhalb der Hauptstadt kamen andere Geschlechter zu Macht und Einfluss, kriegerische Sippen, die sich große Lndereien gesichert hatten und die im 12. Jahrhundert die Macht der Fujiwara brechen konnten. Taira Kiyomori, das Oberhaupt der Taira-Familie, riss 1167 als Großkanzler die Herrschaft an sich. Seine raue Diktatur führte jedoch zu einem fünfjährigen Bürgerkrieg, der mit dem Untergang der Taira endete.

    Vom 12. bis zum 19. Jahrhundert lebte Japan in einer Feudalzeit, die deshalb als "japanisches Mittelalter" bezeichnet werden kann. Ende des 12. Jahrhunderts hatte eine neue Entwicklung eingesetzt, als die Samurai, Militäraristokraten aus den Provinzen, dominierenden Einfluss im Staat gewannen. Der Feldherr Minamoto Yoritomo, der Besieger der Taira, legte den Grund zu einem Feudalsystem, indem er alle Samurai zu Gokenin, d.h. zu Vasallen machte, die ihm in Gefolgschaftstreue verbunden und verpflichtet waren. Seit 1195 beherrschte er mit kaiserlicher Erlaubnis als Shogun (d.h. Kronfeldherr) die staatlichen Lehnsgebiete mit Hilfe von Landverwaltern (Jito) und Provinzstatthaltern (Shugo). Das so genannte Shogunat etablierte sich zunächst als eine Form der zentralen Militärverwaltung. Im 12. Jahrhundert festigte sich diese Form des Feudalsystems nach vergeblichen Versuchen des alten Hofadels, die Macht wieder zurückzugewinnen. Die Notlage der breiten bäuerlichen Massen begünstigte die Ausbreitung und Popularisierung des Buddhismus, wobei eine Paradiesvorstellung, die Idee des "Reinen Landes" der Jodo-Sekte, eine große Rolle spielte. Die Literatur der Samurai gipfelte im Hohen Lied ritterlichen Heldentums, dem Epos Heike-Monogatari. Es schildert den Untergang der ersten führenden Samurai-Familie, der Taira. Porträtmalerei (ein Porträt Yoritomos ist erhalten), Bildhauerkunst und die Kunst der Bildrollen (Geschichten auf Rollen, in Wort und Bild erzählt) erlebten damals eine hohe Blüte.

    Das 13. und 14. Jahrhundert brachten neben der Abwehr zweier großer Mongoleneinfälle eine Bedrohung der Samuraiherrschaft durch ein neues Aufbegehren des Hofadels. Am Ende eines sechzigjährigen Bürgerkrieges (1392) stand jedoch das Feudalsystem gefestigt da. Hofadel und Tempel verloren ihren Grundbesitz an die Samurai, die somit zur herrschenden Klasse wurden, für ihre Territorien zunehmend Selbstverwaltung beanspruchten und treue Vasallen mit Grund und Boden weiter belehnten. Die neue Grundherrschaft führte im 15. Jahrhundert zu einer Reihe von Bauernaufständen.

    Anders als in China oder Indien verlief in Japan die Auseinandersetzung mit dem westlichen Einfluss. Während der portugiesische Handel und die christliche Mission im 16. Jahrhundert dem europäischen Einfluss noch ungehindert den Weg bahnen konnten, kam es in der Epoche des Togukawa-Shogunats im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts zu einer scharfen fremdenfeindlichen Reaktion, die das Christentum verbot und zum fast vollständigen Abschluss gegen europäischen Einfluss führte. Der Polizeistaat des Shoguns, der den Tenno entmachtete und auf die rein religiöse Sphäre beschränkte, kontrollierte auch den chinesisch-holländischen Handel über Nagasaki aufs Schärfste, indem er Kontingente für die Einfuhr festsetzte und ihre Einhaltung überwachte. So blieb Japan fast zweihundert Jahre lang die Eigenentwicklung seiner feudalen Staatlichkeit, Wirtschaft und Kultur erhalten, die sich auf religiösem Gebiet in einer hohen Blüte des Buddhismus und Shintoismus, auf künstlerischem in reichhaltiger sakraler Baukunst, Malerei, Farbholzschnitt und einem wertvollen Kunsthandwerk dokumentierte. Das Land blieb vorwiegend naturalwirtschaftlich orientiert, wenn auch das Handwerk der Töpfer, Kunstschmiede, Elfenbeinschnitzer, Seiden- und Baumwollweber sowie die Porzellanmanufaktur beachtliche Leistungen aufzuweisen hatten. Die Welt des Feudaladels, des japanischen Rittertums der Zeit, wurde in Geist und Haltung durch ein 13-Artikel-Gesetz geprägt, dessen strenge Verbindlichkeit die Starrheit der Staatsordnung in seinem Bereich widerspiegelt und organischer Weiterentwicklung wenig Raum ließ. Diese Erstarrung begründete schließlich die Niederlage des Regimes angesichts der nordamerikanischen Machtdemonstration 1853/54, der gegenüber auch die von den Portugiesen übernommenen, aber nicht weiterentwickelten Feuerwaffen nutzlos waren.

    1867 gab der letzte Shogun seine Macht wieder an den Tenno ab. Bildung eines zentralistischen Staatsaufbaus, Abschaffung der Feudallehen, Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft waren die ersten Schritte des Tenno auf dem Wege in die moderne Welt. Es folgte die völlige Neugestaltung des Verkehrswesens und 1870 mit der Einführung des Telegrafen auch die Grundlegung neuzeitlicher Nachrichtenübermittlung, während die Schaffung einer Post europäischer Art erst einige Jahre später erfolgte. 1870 wurde auch die erste japanische Tageszeitung herausgebracht. Die Presse war es schließlich, die den liberalen Ideen Europas und Amerikas in Japan Einfluss verschaffte und so auch der Einführung einer Verfassung im Jahre 1889 geistig den Boden bereitete. Gleichzeitig begann Japans Großmachtpolitik gegen China und Russland und die Annexion verschiedener Gebiete auf dem asiatischen Festland.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.