Georgien Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Anfänge

    Etwa ab 600 v.Chr. wurden entlang der georgischen Schwarzmeerküsten griechische (ionische) Handelskolonien gegründet. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung Kolchis für das Tiefland westlich des Suramigebirges, während der Osten Iberien genannt wurde. Das Gebiet des heutigen Georgien wurde im 6. Jahrhundert v.Chr. zunächst von den persischen Achämeniden, im 4. Jahrhundert v.Chr. von den Truppen Alexanders des Großen erobert. Nach dessen Tod 323 v.Chr. fiel das Gebiet zunächst an dessen Nachfolger Seleukos, ab 65. v.Chr. stand es unter römischer Herrschaft. Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n.Chr. hatte sich das Christentum im gesamten Gebiet verbreitet.

    Nach der Teilung des Römischen Reiches 395 n.Chr. kam Kolchis zum oströmischen (byzantinischen) Reich, während der Osten (Iberien) unter persischen Einfluss geriet (Sassaniden). Ab Mitte des 7. Jahrhunderts eroberten die islamischen Araber das Gebiet des heutigen Georgien und machten es zum Teil des Kalifenreiches. Die ansässigen Völker konnten weitgehend ihre Religion und ihre Selbstverwaltung beibehalten.

    Vereinigtes Georgisches Königreich

    Unter dem armenischen Fürst Aschot I., der im 9. Jahrhundert die Bagratidendynastie begründete, und seinen Nachfolgern vereinten sich die einzelnen georgischen Königreiche in West- und Ostgeorgien zu einem Königreich, das vom Kalifen anerkannt wurde. Im 12. Jahrhundert dehnte sich das Reich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer aus und beinhaltete Teile von Armenien und Persien.

    Ab 1221 wurde das Königreich in Kämpfe mit den Mongolen verstrickt, 1242 unterlag es den Truppen des Mongolenführers Batu Khan, dem Anführer der "Goldenen Horde". In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde das Land teilweise durch die Raubzüge des turkstämmigen Timur-Leng verwüstet.

    Russische Vormachtstellung

    Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts zerfiel das Gebiet des heutigen Georgien in zahlreiche kleinere Staatsgebilde, die Streitobjekte zwischen den Osmanen (Türken) und der persischen Safawiden-Dynastie wurden. Ein Teil der Reiche (z.B. Khartli und Kachetien) fielen an die Perser, während z.B. Imeretien im Westen des Landes in die Hände der Osmanen fiel.

    Im 18. Jahrhundert schlossen ein Teil der ansässigen Herrscher wie z.B. Irakli II. im Jahr 1783 Abkommen mit dem Zaren von Russland, um sich gegen neue Übergriffe der Perser zu schützen. Tatsächlich konnten die erneut angreifenden Truppen der Safawiden mit russischer Hilfe wieder vertrieben werden, doch blieben die russischen Streitkräfte im Land und übten zunehmend Einfluss aus. Die Reiche Khartli und Kachetien wurden 1801 von Russland annektiert, nachdem der letzte Bagratidenkönig gestorben war. 1810 wurde auch Imeretien Teil des Zarenreiches. Die "Russifizierung" der Gebiete des heutigen Georgien und damit die Unterdrückung der einheimischen Kulturen und Traditionen (z.B. Zwangsverschmelzung der georgischen Kirche mit der russisch-orthodoxen, Einführung der russischen Sprache) begann. Zahlreiche Aufstände der Bevölkerung gegen die neuerliche Fremdherrschaft scheiterten. Während des Ersten Weltkriegs gerieten nahezu der gesamte Kaukasus und Teile von Ostanatolien unter russische Herrschaft.

    Georgien in der UdSSR

    Nach der Oktoberrevolution in Russland 1917 wurden die russischen Truppen aus den kaukasischen Ländern abgezogen. Dies nutzte Georgien und erklärte sich im Mai 1918 zur unabhängigen Republik. Doch schon drei Jahre später marschierten erneut russische Soldaten in Georgien ein, das Land wurde mit Armenien und Aserbaidschan zur "Transkaukasischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik" innerhalb der neugegründeten "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" (Sowjetunion/UdSSR) zusammengeschlossen. Wie auch die übrigen Sowjetrepubliken wurde Georgien an das gesellschaftliche und wirtschaftliche System der UdSSR zwangsangepasst: Zu den Maßnahmen gehörten u.a. die Abschaffung des privaten Eigentums, Zwangskollektivierung, der Aufbau einer zentralisierten Planwirtschaft, die Einführung des sowjetischen Schulsystems und die Industrialisierung. Zahllose Georgier wurden in der Stalin-Ära (1923-53) Opfer von so genannten "Säuberungsaktionen" und verschwanden in Arbeitslagern.

    1936 wurde die "Transkaukasische Sozialistische Föderative Sowjetrepubik" aufgelöst und Georgien zur eigenständigen Sowjetrepublik (ebenso Armenien und Aserbaidschan). Die Gebiete der Volksgruppen der Osseten, Abchasen und Adscharen wurden zu Autonomiegebieten erklärt. Innerhalb der UdSSR wurde Georgien eine der wohlhabendsten Republiken.

    Unabhängiger Staat

    Im Rahmen der Reformen des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow (1985-91) wurden auch in Georgien wieder vermehrt Rufe nach der Unabhängigkeit des Landes laut. Nach einer Reihe von Demonstrationen, die teilweise vom russischen Militär blutig niedergeschlagen wurden, erklärte der Oberste Sowjet in der georgischen Hauptstadt Tiflis seine Bereitschaft, freie Wahlen abzuhalten. Unter dem Staatspräsidenten Swiad Gamsachurdia erklärte die Republik Georgien im April 1991 auf der Grundlage der Verfassung von 1921 ihre Unabhängigkeit. Noch im gleichen Jahr wurde die Sowjetunion offiziell für aufgelöst erklärt.

    Bereits 1989 hatte der starke georgische Nationalismus zu Unruhen bei den ethnischen Minderheiten geführt. Als die Südosseten den Zusammenschluss mit der Autonomen Republik Nordossetien, das sich auf russischem Staatsgebiet befand, forderten, war es zum offenen Bürgerkrieg mit den Regierungstruppen gekommen. Der nationalistische Kurs des Staatschefs Gamsachurdia verstärkte die Konflikte der Zentralmacht mit den Osseten, Abchasen und Adscharen. Eine einseitige Unabhängigkeitserklärung der Autonomen Region Südossetien wurde von der Regierung in Tiflis nicht anerkannt.

    Im Januar 1992 wurde Edward Schewardnadse, ehemaliger sowjetischer Außenminister unter Gorbatschow, neuer Staatschef Georgiens, nachdem sein Amtsvorgänger Gamsachurdia abgesetzt worden war. Im Juli 1992 erklärte sich die Autonome Republik Abchasien im Nordwesten Georgiens für unabhängig. Daraufhin kam es zwischen den muslimischen Abchasen und den christlichen Georgiern, die zu diesem Zeitpunkt rund die Hälfte der in Abchasien ansässigen Bevölkerung bildeten, zum blutigen Bürgerkrieg, wobei die abchasischen Milizen massiv von Moskau unterstützt wurden. Bis 1994 flohen die meisten der christlichen Georgier aus dieser Region.

    Der anhaltende Konflikt mit Abchasien und Südossetien führte dazu, dass die georgische Wirtschaft - die durch den Zusammenbruch der Märkte des Ostblocks ohnehin geschwächt war - weitere Einbußen erlitt. Im Oktober 1993 trat Georgien der GUS bei ("Gemeinschaft Unabhängiger Staaten"), einem Zusammenschluss ehemaliger Sowjetrepubliken, der seit Dezember 1991 existierte. Durch Vermittlung der GUS kam es 1994 zu einem Friedensschluss zwischen Abchasien und der Regierung in Tiflis, der durch eine GUS-Friedenstruppe und 125 UN-Militärbeobachter überwacht werden sollte. Seit dem Bürgerkrieg stand Abchasien unter starkem russischen Einfluss, die gängige Währung war der russische Rubel, nicht der georgische Lari.

    1995 erhielt Georgien eine neue Verfassung, die die Machtbefugnisse des Staats- und Regierungschefs erweiterte. Bei Präsidentschaftswahlen im November 1995 wurde Edward Schewardnadse mit deutlicher Mehrheit im Amt des Staats- und Regierungschefs bestätigt (ebenso April 2000). Auch seine Regierungspartei "Bürgerunion" konnte bei den Parlamentswahlen im Oktober 1999 erneut die Mehrheit der Sitze erringen.

    Schon im Oktober 2001 hatten mehrere tausend Demonstranten in Tiflis den Rücktritt des Staatspräsidenten Schewardnadse gefordert. Oppositionelle Politiker, aber auch junge Stimmen aus den eigenen Reihen forderten eine Beschneidung der Kompetenzen des Präsidenten zugunsten des Parlaments. Daraufhin entließ Schewardnadse das gesamte Regierungskabinett.

    Im November 2003 sah sich Schewardnadse jedoch zum Rücktritt gezwungen, nachdem ihm in Folge der Parlamentswahlen Wahlbetrug vorgeworfen wurde. Oppositionsführer Michail Saakaschwili setzte sich klar durch und trat im Januar 2004 die Nachfolge Schewardnadses an.

    Im November 2007 kam es zu Massenprotesten, die Bürger warfen dem Staatschef vor, Armut und Korruption nicht ausreichend bekämpft zu haben. Der zunehmend autoritär agierende Saakaschwili ließ die Proteste gewaltsam auflösen, verhängte für eine Woche den Ausnahmezustand und ordnete vorgezogene Wahlen für Januar 2008 an. Am 5. Januar 2008 protestierten zehntausende Anhänger der Opposition unter Lewan Gatschetschiladse gegen das amtliche Wahlergebnis, das Saakaschwili im Amt bestätigte. Auch Beobachter der OSZE bemängelten Rechtsverstöße, erklärten die Wahl aber insgesamt für demokratisch. Saakaschwili trat am 20. Januar 2008 offiziell seine zweite und letzte Amtszeit an.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.