Boxen

    Aus WISSEN-digital.de

    Der in Gewichtsklassen unterteilte Kampfsport zählt zu den ältesten Sportarten überhaupt.

    Regeln in Kürze

    Der Boxring

    Gekämpft wird in von zwei Seilen begrenzten quadratischen "Ringen", von 4,90 m bis 6,10 m Seitenlänge, mit gepolsterten Ecken und elastischem Bodenbelag. Zwei gegenüberliegende Ecken (blau und rot) werden den Kämpfern zugeordnet, die beiden anderen nennt man "neutral".

    Die Ausrüstung

    Die gepolsterten Boxhandschuhe dürfen acht Unzen (bis Weltergewicht) und zehn Unzen (ab Halbmittelgewicht) schwer sein. Die Kämpfer müssen Schutzvorrichtungen (Kopf, Zähne und Unterleib) tragen. Die erlaubte Schlagfläche der Handschuhe ist weiß eingefärbt.

    Wichtigste Regeln

    Die Kampfzeit beträgt drei Mal drei Minuten (effektiv), mit zwei Pausen zu je einer Minute. Ein Ringrichter leitet den Kampf, fünf Punktrichter bewerten ihn nach einem festgelegten Punktsystem. Heute wird mit einer Punktmaschine öffentlich gewertet, in die die Punktrichter ihre Bewertungen einspeisen. Falsche Wertungen sind dadurch aber immer noch nicht ausgeschlossen. Der Gesamtcomputer soll dem vorbeugen, indem er zum Endergebnis nur jene Punkte heranzieht, die von mindestens drei Punktrichtern innerhalb einer Sekunde eingegeben wurden.

    Modus

    Mit den Spielen 1996 werden die besten Boxer nach der Weltrangliste (ähnlich wie im Tennis) gesetzt.

    Gewichtsklassen

    Bei Olympia 2004 wurden Wettkämpfe in folgenden Gewichtsklassen ausgetragen:

    Halbfliegengewicht (bis 48 kg), Fliegengewicht (bis 51 kg), Bantamgewicht (bis 54 kg), Federgewicht (bis 57 kg), Leichtgewicht (bis 60 kg), Weltergewicht (bis 64 kg), Halbmittelgewicht (bis 69 kg), Mittelgewicht (bis 75 kg), Halbschwergewicht (bis 81 kg), Schwergewicht (bis 91 kg), Superschwergewicht (ab 91 kg)

    Kurioses

    Einmalig blieb der "Fall" von 1952: In Helsinki wurde der Schwede Ingemar Johansson im Schwergewichtsfinale gegen den Amerikaner Ed Sanders in der 2. Runde wegen "Feigheit" disqualifiziert und erhielt auch nicht die ihm zustehende Silbermedaille. 1981 aber wurde sie ihm nach seiner Rehabilitierung nachträglich überreicht. Johansson war 1959/1960 Schwergewichts-Boxweltmeister der Profis gewesen.

    1924 in Paris amtierte der Ringrichter, wie damals in Europa üblich, außerhalb des Rings, wodurch sich erhebliche Verständigungsschwierigkeiten ergaben.

    Als der Australier Baker in London 1908 im Finale gegen den Engländer Douglas verlor, arbeitete dessen Vater als "unparteiischer" Ringrichter.

    Der Amerikaner Eagan gewann 1920 in Antwerpen die Goldmedaille im Halbschwergewicht und 1932 in Lake Placid Gold im Viererbob.

    Geschichte der Sportart

    Der Faustkampf ist eine der ältesten Sportarten, gehörte auch zu den kultischen Handlungen. Der Dichter Homer (etwa um 800 v. Chr.) beschreibt in seiner "Illias" Boxkämpfe, die zu Ehren der vor Troja Gefallenen ausgetragen wurden. Bei den Olympischen Spielen der Antike traten Boxer erstmals im Jahr 688 auf. Die Hände waren mit Riemen aus Ochsenhaut umwickelt, es gab keine Gewichtsklassen, und der Kampf endete nach Aufgabe oder Kampfunfähigkeit. Weil die Sportart aber immer mehr entartete (Gladiatoren, Bandagen mit Bleistücken und krallenartigen Haken, Sklavenkämpfe), verbot der römische Kaiser Theodosius I. (379-395) alle Kämpfe dieser Art.

    Das moderne Boxen entstand Anfang des 18. Jahrhunderts in England, wo der Fechtlehrer Figg 1719 eine Boxschule gründete und erste vage Regeln entwarf. 1743 stellte der Engländer J. Brougthon feste Regeln auf, die dann vom Marquess of Queensberry vervollkommnet wurden. Er erfand 1866 das Boxen mit gepolsterten Handschuhen.

    Zum modernen Kampfsport, vor allem professionell, wurde das Boxen in den USA, wo WM-Kämpfe noch bis 1891 mit bloßen Händen ausgetragen wurden. In Deutschland kam der Durchbruch des Boxsports Anfang unseres Jahrhunderts, bis 1908 waren öffentliche Kämpfe verboten.

    Olympische Geschichte

    In das moderne olympische Programm wurde Boxen erstmals 1904 in St. Louis aufgenommen. Es nahmen allerdings nur Amerikaner teil, insgesamt 44 in sieben Gewichtsklassen (Fliegen, Bantam, Feder, Leicht, Welter, Mittel und Schwer). Hinzu kamen bis heute Halbfliegen (1968), Halbwelter und Halbmittel (1952), Halbschwer (1920); 1984 wurde das Schwergewicht unterteilt in die Klassen bis 91 kg Körpergewicht (Schwer) und über 91 kg (Superschwer).

    In London 1908 traten nur 42 Boxer aus vier Ländern (32 Engländer, sieben Franzosen, zwei Dänen und ein Australier) in nur fünf Gewichtsklassen (Bantam, Feder, Leicht, Mittel und Schwer) an, wobei als einziger Nicht-Engländer der Australier Baker einen Spitzenplatz (Zweiter im Mittelgewicht) errang.

    1912 in Stockholm gab es kein olympisches Boxturnier, weil Boxen damals in Schweden verboten war. Von 1920 bis 1948 wurde dann in acht, von 1952 bis 1964 in zehn und von 1968 bis 1984 in elf Gewichtsklassen gekämpft.

    Olympische Erfolge

    In der Siegerstatistik bis Peking 2008 stehen die Amerikaner unangefochten an der Spitze (109 Medaillen), vor Russland (70 Medaillen, einschließlich UdSSR) und Kuba (58 Medaillen).

    Je drei Olympiasiege feierten der Ungar Laszlo Papp (1948, 1952 und 1956) und die Kubaner Teofilo Stevenson (1972-1980) und Felix Savón Fabré (1992-2000).

    Der älteste Olympionike war der 38-jährige Engländer Richard Gunn (1908), der jüngste der 16-jährige Amerikaner Jack Fields (1924).

    Der einzige westdeutsche Olympiasieger nach 1945 war der Hamburger Dieter Kottysch, 1972 in München im Halbmittelgewicht. Der Ostdeutsche Henry Maske war 1988 Olympiasieger im Mittelgewicht. Nach der Wiedervereinigung siegten 1992 in Barcelona die Ostdeutschen Torsten May (Halbschwer) und Andreas Tews (Feder).

    Viele Medaillengewinner wurden später Profi-Weltmeister, z.B. der Schwede Ingemar Johansson, der Italiener Nino Benvenuti oder die Amerikaner Cassius Clay ("Muhammad Ali"), Riddick Bowe, George Foreman, Joe Frazier, Evander Holyfield, Ray "Sugar" Leonhard, Floyd Patterson, der mit 17 Jahren in Helsinki 1952 Olympiasieger im Mittelgewicht und vier Jahre später der jüngste Box-Weltmeister im Schwergewicht war, und die Brüder Leon und Mark Spinks.