Bosnien-Herzegowina

    Aus WISSEN-digital.de


    Geografie

    Die ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens (unabhängig seit 1992) liegt in Südosteuropa im Nordwesten der Balkanhalbinsel und umfasst die zwei historischen Landschaften Bosnien (nach dem Fluss Bosna) im Norden und Herzegowina (Herzogsland) im Süden. Das Land grenzt im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro, im Westen und Norden an Kroatien. Im Südwesten hat Bosnien-Herzegowina einen schmalen Zugang zum Mittelmeer (Küstenlinie 20 km). Die Staatsfläche umfasst 51 129 km².

    Das Land ist überwiegend gebirgig, vor allem der Westen wird vom Dinarischen Gebirge eingenommen, das sich von Norden in Richtung Westen erstreckt. Im Zentrum Bosniens liegt das Bosnische Erzgebirge. Die höchste Erhebung des Landes ist der Maglic an der Grenze zum benachbarten Jugoslawien (2 386 m). Die Gebirge bestehen überwiegend aus Kalkgestein. Durch die hohe Wasserlöslichkeit dieses Gesteins sind weite Teil verkarstet; typisch dafür sind unterirdische Höhlensysteme, in denen das versickernde Wasser abfließt.

    Tiefländer finden sich nur entlang der vorhandenen Flüsse, die fast alle in die Save münden. Dazu gehören z.B. Bosna, Drina, Una und Vrbas. Die Save bildet die Nordgrenze zu Kroatien und mündet bei Belgrad (Bundesrepublik Jugoslawien) in die Donau. Die Neretva mündet in das Adriatische Meer.

    Die Hauptstadt Sarajevo, gegründet im 13. Jh., liegt zentral im Landesinneren.

    Klima

    In Bosnien-Herzegowina herrscht überwiegend kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. In der Hauptstadt Sarajevo betragen die mittleren Januartemperaturen etwa -1,5° C, die mittleren Juliwerte liegen bei 20 °C. In den Höhenlagen der Gebirge sind die Sommertemperaturen niedriger, die Winter sind länger und kälter. Im südlichen Landesteil nehmen mediterrane Einflüsse zu. In Mostar im Südwesten des Landes liegt das Januarmittel bei rund 5 °C, im Juli werden durchschnittlich 26 °C erreicht. Die Niederschlagsmengen liegen zwischen 900 mm und 1 500 mm. Im Süden fallen die Niederschläge überwiegend in den Wintermonaten.

    Flora und Fauna

    Knapp die Hälfte von Bosnien-Herzegowina ist bewaldet. In tieferen Lagen finden sich Laub- und Mischwälder, die in den höheren Lagen der Gebirge in Nadelwälder übergehen. Im Nationalpark Sutjeska finden sich Bestände des unberührten und unter Naturschutz stehenden Perucica-Urwalds. Hier erreichen Buchen, Tannen und Fichten Höhen von bis zu 60 m.

    In den abgelegenen Waldgebieten finden in Europa selten gewordene Tierarten wie Wolf, Braunbär, Steinbock, Wildkatze und Steinadler noch einen geeigneten Lebensraum. Häufig kommen Wildschweine, Hirsche, Füchse und Rehe vor. Auch Reptilien sind in vielen Arten vorhanden, zu ihnen gehören zahlreiche Schlangenarten wie z.B. die Äskulap- und Leopardnatter sowie die Giftschlangen Kreuz- und Sandotter.

    Bevölkerung

    Etwa 3,8 Millionen Menschen leben in Bosnien-Herzegowina, allerdings existieren seit mehreren Jahren nur noch Schätzungen. Noch Mitte der 1990er Jahre war die Bevölkerungszahl um mehrere Hunderttausend höher. Durch den Bürgerkrieg, der nach Erreichen der Unabhängigkeit 1992 ausbrach, wurden vermutlich mehr als 300 000 Menschen getötet, die Zahl derjenigen, die ins Ausland flüchteten, wird auf knapp eine Million geschätzt. Derzeit gibt es noch immer geschätzte 330 000 Binnenflüchtlinge.

    Durch den Bürgerkrieg hat sich auch die Zusammensetzung und Verteilung der Bevölkerung stark verändert. Im Wesentlichen sind drei ethnische Gruppen vorhanden: muslimische Bosnier (die sich "Bosniaken" nennen und knapp die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, rund 4 % mehr als 1991), Serben, die sich zur serbisch-orthodoxen Kirche bekennen (deren Anteil von 31 % 1991 auf heute 37 % anstieg), und katholische Kroaten. Alle drei Sprachen der ethnischen Gruppen sind Amtssprachen. Während sich das Vokabular und die Aussprache kaum unterscheiden, wird beim Serbischen das kyrillische, beim Kroatischen und Bosnischen das lateinische Alphabet verwendet.

    Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei 78 Einwohnern pro Quadratkilometer. Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt etwa 42 %. Hinsichtlich der Einwohnerzahlen divergieren die Schätzungen drastisch: Zwischen 380 000 und 465 000 Menschen sollen in der größten Stadt Sarajevo wohnen. Weitere größere Städte sind Banja Luka (170 bis 200 000 Einwohner in der Agglomeration), Zenica (um 85 000) und Tuzla (um 88 000).

    Das Bevölkerungswachstum liegt bei 0,44 %. Die mittlere Lebenserwartung für Männer beträgt 71 Jahre, für Frauen 76 Jahre. Der Schulbesuch ist kostenlos, für Kinder besteht zwischen sieben und 15 Jahren Schulpflicht. Ca. 87 % der Bevölkerung können lesen und schreiben.

    Politisches System

    Bosnien-Herzegowina ist seit der Unabhängigkeit von 1992 eine Republik, die aus zwei autonomen Teilstaaten besteht: der Föderation Bosnien-Herzegowina und der Serbischen Republik (Republika Srpska). Gemäß der im Friedensvertrag von Dayton festgelegten Verfassung (Dezember 1995) soll die Gesamtregierung des Landes die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegeln und für Außenhandel, Währungspolitik, Migration, Telekommunikation, Grenz- und Luftraumschutz zuständig sein.

    Der Staat wird von einem dreiköpfigen Präsidium geführt, das aus jeweils einem Kroaten, einem Serben und einem Muslim (Bosniaken) besteht, die sich nach acht Monaten im Vorsitz abwechseln. Die drei Mitglieder des Präsidiums werden für eine Amtszeit von insgesamt zwei Jahren gewählt (derzeit Haris Silajdzic, Nebojsa Radmanovic und Zeljko Komsic). Regierungschef (gesamtstaatlicher Ministerpräsident) ist seit 2007 Nikola Spiric, er ist der erste Serbe in diesem Amt seit dem Kriegsende 1995. Die Legislative liegt beim Zwei-Kammern-Parlament (Skupstina). Die 42 Mitglieder des Abgeordnetenhauses werden vom Volk für vier Jahre direkt gewählt (28 Föderation, 14 Serbische Republik). In die Kammer der Völker werden jeweils fünf Vertreter der drei Volksgruppen gewählt.

    Jeder der zwei Teilstaaten hat eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament. In der Föderation Bosnien-Herzegowina besteht das Parlament aus zwei Kammern (Abgeordnetenhaus/ 98 Sitze und Kammer der Völker/ 58 Sitze). In der Serbischen Republik besteht das Parlament aus nur einer Kammer (Nationalversammlung/ 83 Sitze). Der jeweilige Präsident wird vom Parlament gewählt.

    Wirtschaft

    Durch den Bürgerkrieg wurden viele der vorhandenen Industrieanlagen zerstört, durch die Landminen ist die Arbeit in der Landwirtschaft nach wie vor behindert. Die Arbeitslosenrate ist mit 44 % extrem hoch; der Staat ist nach Mazedonien der ärmste auf dem Territorium des früheren Jugoslawiens. Allerdings blüht der Schwarzhandel, so dass gut die Hälfte der Arbeitslosen illegal für ihren Lebensunterhalt sorgen. Bosnien-Herzegowina ist in hohem Maße abhängig von internationaler Finanz- und Wirtschaftshilfe. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes betrug 2005 rund 5 %.

    Knapp 13 % der Landfläche dienen als Nutzfläche. Die wichtigsten Anbaugebiete (für Obst, Tabak, Mais, Kartoffeln, Weizen, Zuckerrüben, Wein) sind die Tiefländer entlang der Flussläufe. Nahrungsmittel müssen importiert werden. Von Bedeutung ist die Viehwirtschaft, hier dominiert die Rinder- und Schafzucht. Rund ein Fünftel des Exports machen Holz- und Papierprodukte aus.

    Die Industrieproduktion befindet sich noch deutlich unter Vorkriegsniveau. Es gibt Betriebe der Leicht-, Stahl-, Chemie- und Rüstungsindustrie, weiter Eisenwerke. Exportiert werden Eisenerze, Holzkohle, Textilien und Mineralien. An Bodenschätzen sind unter anderem Braunkohle, Eisenerze, Bauxit, Kupfer, Mangan, Zink und Gold vorhanden. Der Energiebedarf des Landes kann zum Teil durch Wasserkraftwerke gedeckt werden.

    Beim Export ist Kroatien (gefolgt von Italien und Deutschland) wichtigster Handelspartner, beim Import - v.a. Maschinen, chemische Produkte, Lebensmittel und Kraftstoffe - Kroatien, gefolgt von Deutschland und Slowenien.

    Die bestehende Infrastruktur wurde durch den Bürgerkrieg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt stehen an Schiene rund 1 000 km, an Straße 22 000 km zur Verfügung, die aber teilweise erheblich reparaturbedürftig sind (etwa 35 % der Landstraßen und 40 % der Brücken wurden zerstört). Bei Sarajevo liegt ein internationaler Flughafen.

    Währung ist die Konvertible Mark (= 100 Fening).

    Bosnien und Herzegowina

    Fl bosnien.jpg Wappen bosnienherzegovina.svg
    Bosna i Hercegovina
    Amtssprache Bosnisch, Serbisch, Kroatisch
    Hauptstadt Sarajevo
    Staatsform Republik
    Fläche 51.129 km²
    Einwohner 4.600.000
    Währung Mark
    Zeitzone UTC +1 (MEZ)
    KFZ-Kennzeichen BiH
    Internet-TLD .ba
    Telefonvorwahl 00387

    Kalenderblatt - 29. März

    1894 34 Frauenorganisationen schließen sich zum Bund deutscher Frauenvereine (BdF) zusammen.
    1958 Uraufführung von Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" in Zürich.
    1971 Der jugoslawische Präsident Tito wird als erstes Oberhaupt eines sozialistischen Landes von Papst Paul VI. empfangen.